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LINDI ORTEGA
 
Neue Outlaws braucht das Land
Lindi Ortega
Als Lindi Ortega ihre musikalische Laufbahn begann, tat sie das unter ähnlichen Voraussetzungen, wie viele ihrer kanadischen Kollegen auch. Ausgestattet mit jeder Menge Attitüde, einer Mords-Röhre, einer gesunden Ehrfurcht vor den Errungenschaften der Altvorderen, brillanten Songs und - nicht zu vergessen - einem Paar roter Stiefelchen, die zu ihrem Markenzeichen wurden und die sie nach wie vor als Glücksbringer mit sich führt, machte sie in Sachen Canamericana. Ihre Songs orientierten sich an den Klassikern des Genres und daraus, wer ihre Idole sind - allen voran Johnny Cash -, machte sie nie einen Hehl. Doch bereits nach der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums "Little Red Boots" reichte ihr das alles nicht mehr, und sie beschloss, nach Nashville zu ziehen - zum einen, um die musikalische Historie dortselbst zu studieren und zum anderen, weil das sowieso ihre musikalische Heimat war. Nachdem sie mit "Cigarettes & Truckstops" ein Album voller potentieller Instant-Country-Klassiker einspielte, legt sie nun, mit dem wieder sehr stark autobiographisch gefärbten Album "Tin Star" nach. Dieses enthält nun wieder mehr "Lindi Ortega-Anteile", nachdem sich der Vorgänger stärker am Ausloten der musikalischen Möglichkeiten innerhalb des Genres auszeichnete.
"Ja, das stimmt wohl", bestätigt Lindi, "denn die meisten der neuen Stücke entstanden auf meinen Reisen und enthalten deswegen wohl auch mehr autobiographische Anteile. Es ist so, dass ich diese wieder in Nashville, aber mit anderen Musikern als zuletzt und mit dem Produzenten Dave Cobb aufnahm, der unter anderem mit den Secret Sisters und Shooter Jennings zusammenarbeitete und dessen Expertise ich sehr schätze." Musikalisch ist das Album sowohl abwechslungsreicher als das letzte Werk - so gibt es auch wieder rockigere Töne, wie auf dem Debüt - und andererseits hat Lindi Ortega Keyboards als musikalische Ausdrucksmöglichkeit entdeckt. "Ich habe mir gerade ein Keyboard gekauft", verrät sie, "vor zehn Jahren habe ich mal angefangen, Klavier zu spielen und jetzt war es an der Zeit, es wieder mal auszuprobieren und mich damit wieder anzufreunden. Das habe ich in der letzten Zeit öfters gemacht und spiele neuerdings sogar mehr Keyboard als Gitarre, so dass ich schon glaube, dass es demnächst mehr Piano-Balladen geben wird. Ich habe das letzte Stück der Scheibe, 'Songs About', auch auf dem Klavier geschrieben und ich werde auch auf der nächsten Tour Keyboard spielen. Es ist schön, wenn man die Instrumente wechseln kann und so auch sein Songwriting verändern kann." Es ist ja sowieso Lindis erklärtes Ziel, sich nicht zu wiederholen - weswegen sie z.B. auch ständig mit neuen Musikern zusammenarbeitet. "Ja, und das gilt auch für die Instrumente", ergänzt sie, "ich kann es nicht so recht erklären, aber ich tendiere z.B. dazu, auf der Gitarre eher Country-Songs zu schreiben, während ich auf dem Keyboard eher in die Richtung Blues oder Gospel schiele."
Was macht denn am Ende einen guten Lindi Ortega-Song aus? "Ich versuche zunächst immer eine Geschichte zu erzählen", führt Lindi aus, "und dabei versuche ich ehrlich zu sein, weil ich glaube, dass die Leute es merken, wenn man etwas aus der Luft greift und etwas nicht meint, was man sagt. Für mich ist ein guter Song also einer mit Leidenschaft, der eine Geschichte erzählt." Wie wichtig ist dabei eigentlich der Humor für Lindi Ortega? Sie ist zwar nicht das, was man eine klassische Komödiantin nennt, aber ihre Songtexte sind doch immer auch gerne amüsant und ironisch. "Nun ja, dafür bin ich ja berüchtigt. Es ist nämlich so, dass es schnell depressiv zu werden droht, wenn man seine Themen allzu düster gestaltet. Deswegen finde ich es interessanter, insbesondere düstere Themen mit ein wenig Humor anzureichen. Der Song 'Lived And Died Alone' ist dafür ein gutes Beispiel - weil man ja normalerweise keine Liebeslieder für Tote schreibt. Das macht die Sache aber interessanter." Wie wählt Lindi ihre Themen aus? "Ich setze mich nicht wirklich hin und überlege mir, was ich an einem bestimmten Tag schreiben soll. Für gewöhnlich überkommt es mich einfach. Ich muss dann den Song um das, was mir einfällt, aufbauen." Dabei hat Lindi im Prinzip kein Problem, sich mitzuteilen. Weder in ihren Songs, noch auf der Bühne und schon gar nicht auf ihrer Facebook-Seite, wo sich immer kleine amüsante Anekdoten finden. Das könnte doch ein zweites kreatives Standbein sein, oder? "Ich habe schon mal hier und da etwas geschrieben - auch Gedichte -, aber es ist so schwierig, sich auf den ganzen Reisen und Touren auf etwas anderes als die Musik zu konzentrieren. Ich habe auch mal mit der Idee gespielt, Stories zu schreiben und ein Buch daraus zu machen. Ich fotografiere auch gerne und bin im Allgemeinen gerne kreativ."
Lindi Ortega
Das neue Album heißt "Tin Star". Sind Sterne nicht für gewöhnlich aus Edelmetall? "Der Song ist mir persönlich am Wichtigsten, weil er sich mit meiner momentanen Situation beschäftigt", erzählt Lindi, "ich lebe in Nashville, einer Stadt, in die die Leute wegen der großen Stars - besonders der Country Stars - kommen. Aber andererseits gibt es dort eine ganze Menge von Musikern, die nach Nashville kommen, um hier ihr Glück zu versuchen oder sich inspirieren zu lassen - so wie ich. Was mir aufgefallen ist, dass es hier ein großes Potential an Talent gibt. Ich bin hier in Shows geraten, wo gerade mal vier Leute in Publikum saßen und die Performer auf der Bühne dennoch die beste Musik gemacht haben, die ich je gehört habe. Es gibt also die glitzernde Oberfläche mit ihren ganzen großen Stars und diesen Underground von Musikern, die wirklich sehr gut sind, die aber auf der Straße oder in Bars vor vier Leuten spielen. Das sind für mich die Tin Stars - die Leute ohne großen Namen aus dem Untergrund, die Musik machen, weil sie sie lieben." Das ist eine weitere Parallele zu Johnny Cash, der in seinen Songs ja auch stets ein Anwalt der Underdogs gewesen ist. Was ist Lindi letztlich aber selbst am wichtigsten? "Der wichtigste Aspekt ist, mir selber treu zu bleiben - zu bleiben, wer ich bin und zu versuchen, mich musikalisch weiterzuentwickeln; auch, wenn sich immer mal wieder die Möglichkeit auftut, kommerzieller und poppiger zu sein. Aber ich liebe den klassischen Sound so sehr, dass ich davon nicht abweichen möchte. Ich möchte meine Musik in der Art aufnehmen, wie die Musik aufgenommen wurde, die mich inspiriert hat. Und das ist halt die klassische Art - alle Musiker zusammen in einem Raum in einem oder zwei Takes. Mein Traum ist dabei übrigens, mal ein Duett mit Willie Nelson aufzunehmen. Ich weiß zwar nicht, ob das jemals möglich sein wird, aber es wäre sehr cool." Das wäre in der Tat eine schöne Idee, denn Willie Nelson selbst ist ja mal als Outlaw angetreten. Lindi Ortega, so scheint es, ist mit ihrer Version jedenfalls auf dem richtigen Weg.
Weitere Infos:
lindiortega.ca
en.wikipedia.org/wiki/Lindi_Ortega
twitter.com/lindiortega
www.facebook.com/lindiortegafans
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Lindi Ortega
Aktueller Tonträger:
Cigarettes & Truckstops
(Last Gang/Pias/Rough Trade)
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