Siggi: "Das ist richtig, das neue Album ist schon ziemlich anders als das erste. Das ist so zu verstehen, daß das erste praktisch ein Zufall war. Wir arbeiteten damals an einem Filmprodukt und die Platte war eher ein Nebenprodukt. Wir hätten niemals damit gerechnet, daß die so ein Erfolg würde. 1000 CD's zu verkaufen war damals der Masterplan - erst dann kam 4AD auf uns zu. Jetzt hat sich die Sache quasi umgekehrt. Wir machen Filme nur noch für unsere Live-Shows, die so eine Art Mischung aus Film, Musik und Performance werden sollen. Daran arbeiten wir gerade. Für das neue Album haben wir uns nun mehr Zeit genommen, insbesondere für's Songwriting. Wir haben alle Stücke fertig gehabt, bevor wir ins Studio gegangen sind."
Das mit der Filmgeschichte überrascht nicht direkt (was soll man in Island auch sonst machen?) - zumal die Musik von Gus Gus eh immer klingt, als sei sie direkt einem Soundtrack entsprungen. Bestes Beispiel auf dem neuen Album ist der märchenhaft schöne Track "Bambi".
Siggi: "Genau. Den Song hatten wir schon fertig und überlegten, wie wir ihn umsetzen könnten. Es ging darum, dieses Gefühl wiederzubeleben, daß man hat, wenn man einen Disney-Film gesehen hat - deswegen auch "Bambi". Uns wurde sehr schnell klar, daß wir den Song total zerstören würden, wenn wir ihn in eine elektronische Umgebung setzten. Deswegen haben wir uns diese Streicher-Arrangements schreiben lassen und ihn akustisch aufgenommen."
"Bambi" und andere Songs wie "Ladyshave" zeugen zudem von einem ganz spezifischen Humor der Band.
Siggi: "Ja, das war uns immer schon wichtig. Ich denke, daß in der Vergangenheit kaum jemand unseren Humor so richtig bemerkt hat. Im Gegenteil, wir haben immer zu hören bekommen, wir seien zu ernst."
Nun, zumindest bei den Live-Shows war doch das Unterhaltungselement immer schon ziemlich vorhanden. Schon dort konnte man merken, daß Gus Gus nicht immer alles todernst meinen. Was sich auf "This Is Normal" fortsetzt - insbesondere bei den Texten, die sich zuvorderst mit den kleinen Unwägbarkeiten von Beziehungskisten beschäftigen.
Einer der Gründe, warum "This Is Normal" desweiteren so anders daherkommt als "Polydistortion" ist der, daß Gus Gus es dieses Mal geschafft haben, die Songs in genau der richtigen Länge zu plazieren. Auf "Polydistortion" zerfaserten die Sachen doch zuweilen unkonzentriert im Nichts.
Siggi: "Zum Teil ist das richtig, zum Teil aber nicht. Es hing damit zusammen, daß das Album, welches wir bei 4AD veröffentlichten, ein anderes ist, als das, was wir ursprünglich aufnahmen. Da waren die Tracks eher noch länger - es war halt ein ganz anderes Konzept. Jetzt stand in der Tat der Song im Vordergrund. Indem wir die Texte vorher fertig hatten, hatten wir auch ein Gerüst, an dem wir uns orientieren können. Der Rest kam dann peu a peu dazu."
Wie funktioniert denn überhaupt die Arbeit im Studio?