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DJ SHADOW
 
Zwischen den Stühlen - und kein Problem damit
DJ Shadow
Genau zehn Jahre ist es her, seit DJ Shadow sein bahnbrechendes Album "Endtroducing" veröffentlicht hat. Ein ausgetüfteltes Album aus unzähligen Samples, das heute oft (und zu Recht) als eine der bedeutendsten Platten der 90er Jahre gefeiert wird. Kein Wunder also, dass das nun erscheinende neue Shadow-Album kontrovers diskutiert wird. Mit dem Debütalbum des Mannes aus San Francisco, ja selbst mit dem 2001er Nachfolger "Private Press" hat die neue LP, betitelt "The Outsider", nämlich nur sehr wenig zu tun.
Ein Schock für viele Fans, der eigentlich keiner sein dürfte. Bereits vor zehn Jahren diktierte Shadow den deutschen Medienvertretern nämlich Folgendes zu seinem Erstling in die Aufnahmegeräte: "'Introducing', weil ich klarstellen wollte, dass das Album mehr darstellt, als eine neunmonatige Zeitspanne, in der es produziert wurde, sondern meine gesamte Karriere bis heute reflektiert. Außerdem ist es eben mein erstes Album und wird deshalb für viele Leute eine 'Introduction' darstellen. Was das 'End...' angeht, das ist sozusagen meine Botschaft für die Leute, die verfolgt haben, was ich bisher gemacht habe: Mit diesem Album habe ich reinen Tisch gemacht, um Platz für andere Ideen zu schaffen."

Punkrock-Samples, Radiostörgeräusche, arabisch angehauchte Klänge, Latin-HipHop, Soundtrack-Avancen und vor allem der in der Bay-Area so angesagte Hyphysound, dazu unzählige Gäste von den MCs Keak Da Sneak und Turf Talk über David Banner und Q-Tip bis E-40 - auf "The Outsider" ist alles erlaubt. Allerdings nicht als Mischmasch, sondern schön getrennt, eins nach dem anderen. Im iTunes-Zeitalter der Einzeltracks würden das die Hörer schon verkraften, versucht Shadow den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Ich versuche nicht, jeden nur erdenklichen Stil in jeden einzelnen der Tracks zu zwängen. Ich mache authentische Rap-Songs, authentische Nummern am anderen Ende des musikalischen Spektrums und wieder andere Songs in der Mitte", erklärt er seine Herangehensweise, als wir ihn - gut gelaunt und entspannt - vor seinem Auftritt im Vorprogramm von Massive Attack in Düsseldorf treffen. Die größte Inspiration sind für ihn eh stets die Menschen, die Neues ausprobieren.

"Ich könnte bestimmt auch 500 kurze Momente auflisten, in denen ich ein bestimmtes Musikstück gehört habe, bei dem ich sofort dachte: 'Wie wäre es, wenn ich dieses Konzept auf ein anderes Genre anwenden würde?'", erzählt er. "Es gibt so viele Stilrichtungen, die über die Jahre einfach in Vergessenheit geraten sind. Eine Band wie The Hives mag zwar den sehr direkten Sound des Garagenrock imitieren, aber so viele andere Aspekte dieser Bewegung sind dabei untergegangen. Wenn du dir mit einem guten Ohr für Rockabilly die Stray Cats anhörst, fragst du dich auch ständig: Wie konnten sie nur dies, das und jenes außen vor lassen? Etwas Ähnliches gilt auch für Funk: Wenn ich noch ein einziges Mal eine Funkband in identischen Anzügen auf der Bühne sehe, werde ich vermutlich jemanden töten. Das war nur ein winzig kleiner Aspekt einer ganz bestimmten Phase des Funk - und trotzdem stürzen sich heute immer noch alle darauf."

Ebenso stolz wie auf sein neues Album ist Shadow allerdings auch darauf, dass er, wie er selbst es ausdrückt, keine Stufe der Erfolgsleiter hat auslassen können und statt in Riesensätzen stets nur in kleinen Schritten vorwärts gekommen ist. Angefangen hat er eh ganz bescheiden. "Mein erstes Geld im Musikbusiness hab ich mit einem Mix für Tommy Boy Records verdient", erinnert er sich. "Allerdings gab es da ein kleines Missverständnis: Wir hatten 1500 Dollar vereinbart, was ziemlich gut für jemanden wie mich war, der in einem Pizzalokal den Mindestlohn verdiente. Das waren vier Dollar die Stunde, vielleicht sogar weniger. Sie schickten mir den ersten Teil der Gage, und ich ging ins Studio, um an den Tracks zu arbeiten. Ich musste eine Two-Inch-Bandmaschine kaufen, das Studio und den Techniker und meine Anfahrt bezahlen. Als alles im Kasten war, blieben mir vielleicht noch 40 Mäuse. Ich lieferte den Mix ab, sie mochten ihn nicht, und ich war am Boden zerstört. Ich habe eine Menge Lehren daraus gezogen. Allerdings kam dann zwei, drei Monate später die zweite Hälfte des Geldes! Ich hatte keinen Schimmer, dass ich trotzdem bezahlt werden würde, obwohl sie den Mix abgelehnt hatten! Also kaufte ich - ich war damals 18 und lebte im Studentenwohnheim - meinen Großeltern ihren Fernseher ab, kaufte einen Videorekorder und einen Mixer. Es war eine Mischung aus Luxus und Gebrauchsgütern, um weiterarbeiten zu können."

"Einfach weitermachen" ist auch heute noch Shadows Devise. Dass Fans und Medien sein neues Album ob der musikalischen Neuausrichtung durchaus kritisch sehen, hat für ihn auch seine positiven Seiten: Zumindest der Gefahr, zum alten Eisen gezählt zu werden, weil er nur noch sein altes Erfolgsrezept neu aufkocht, wird Shadow so bald nicht ausgesetzt sein.

Weitere Infos:
www.djshadow.com
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
DJ Shadow
Aktueller Tonträger:
The Outsider
(Island/Universal)
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