Niemand wäre böse gewesen, wenn Khruangbin mit diesem neuen Album endgültig die Abfahrt in Richtung Superstartum genommen hätten. Ein Majordeal, ein Produzent von Weltruhm und viele famous friends für (noch) mehr Reichweite - all diese Wege hätten dem einzigartigen texanischen Trio offengestanden, seit es 2020, der Pandemie zum Trotz, mit seiner letzten LP "Mordechai" weltweit die Charts gestürmt hatte und mit diesem "Partyalbum" den nächsten ganz großen Satz in seiner auch schon zuvor beeindruckenden Karriere gemacht hatte. Das Gegenteil ist allerdings der Fall.

Bassistin Laura Lee Ochoa, Drummer Donald "DJ" Johnson, Jr. und Gitarrist Mark "Marko" Speer bleiben mit "A La Sala" nicht nur ihrem Indielabel Dead Oceans treu, sie haben die neue Platte auch ohne hochkarätige Gäste eingespielt und haben bei den Aufnahmen mit ihrem langjährigen Tontechniker Steve Christensen sogar fast vollkommen auf Overdubs verzichtet. Das Resultat ist ein Album, das ganz auf die Magie der verhallten Nostalgie der unverkennbaren Khruangbin-Markenzeichen-Psychedelik in all ihren genre-überwindenden Schattierungen setzt. Nach inspirierenden Kollaborationen mit Vieux Farka Toure oder Leon Bridges in den vergangenen Jahren ist der Rahmen auch dieses Mal weit gefasst, denn mit Anleihen bei Spaghetti-Western-Filmmusik, westafrikanischen Discoklängen, G-Funk und exotischen Ambient-Sounds wird Abwechslung weiterhin großgeschrieben.

Die Rückbesinnung auf alte Werte hat dennoch zur Folge, dass "A La Sala" deutlich weniger spektakulär - dafür aber spürbar homogener - klingt als der Vorgänger und beim Hören schnell deutlich wird, dass das Coverartwork (ein Blick aus dem Fenster auf Quellwolken vor blauem Himmel) gut gewählt ist: Wenn "Mordechai" Khruangbins Soundtrack für eine ausgelassene Samstagnacht war, ist das neue Werk ein in Töne gegossener verbummelter Sonntagmorgen.