Die Globalisierung mag auch in der Musikszene zu einem immer stärken Angleich der Standards führen, am Original geht trotzdem nur selten ein Weg vorbei. Während es in Deutschland praktisch keine Indierock-Bands gibt, die nicht mehr oder weniger heimlich auf den Mainstream-Erfolg schielen und deshalb vorsorglich von der ersten Probe an all die Ecken und Kanten, die Musik erst spannend machen, abfeilen, gibt es in Nordamerika immer wieder Acts, die offenbar allein nach Bauchgefühl entscheiden. Einer davon ist PACKS, das fabelhafte Projekt der Kanadierin Madeline Link. Mit ihrer dritten LP in vier Jahren - die Veröffentlichung der letzten, "Crispy Crunchy Nothing" liegt gerade einmal zehn Monate zurück! - legt die Musikerin aus Toronto nicht nur ein Tempo vor wie einst Robert Pollard mit Guided By Voice, auch klanglich ist ihr Lo-fi-Slacker-Rock mit Songs wie rasanten "HFCS" bisweilen in ähnlichen Sphären zu Hause, während "Pearly Whites" an anderer Stelle bereits durchaus treffend mit "Swell meets The Breeders" umrissen wurde.

Entstanden wären eines abenteuerlichen elftägigen Roadtrips ins Hinterland von Mexiko, dienten Links literarische Großtaten wie "On The Road" von Jack Kerouac und "Palm Sunday" von Kurt Vonnegut ebenso als Inspiration wie andere Referenzen aus der Kunstwelt, gleichzeitig findet sie aber auch hörbar Gefallen daran, ihre Songs mit Gitarrist Dexter Nash, Bassist Noah O'Neil und Drummer Shane Hooper mehr den je in einem echten Bandkontext zu inszenieren. Die Idee, dass der Weg zu zweit nur halb so weit ist, hallt auch in den Texten wider, mit denen eine frisch verliebte Protagonistin die Welt mit anderen Augen sieht. Das Resultat sind Lieder, die deutlich fröhlicher und optimistisch gestimmt sind und ob der nonchalant inszenierten Klangkulisse perfekt die flüchtigen Momente des Lebens einfangen, die bei aller Banalität seinen besonderen Reiz ausmachen. Hinreißend!