Als die Beatles an ihrem weißen Album arbeiteten, hatte Paul McCartney die Idee, einen Song als Hommage an die Music Hall / Vaudeville-Zeiten zu erschaffen, die sein Vater noch als aktiver Künstler miterlebt hatte. Das Ergebnis war damals der Song "Honey Pie". Joe Jackson geht mit seinem neuen Projekt "What A Racket!" noch eine ganzen Schritt weiter in dieser Richtung und präsentiert ein ganzes Album mit Material der zeitweise in Vergessenheit geratenen Music Hall Legende Max Champion.

Champion machte zu Beginn der letzten Jahrhunderts bis ungefähr zum ausbrechenden ersten Weltkrieg die Londoner Theaterbühnen unsicher und dann war erst mal Schluss mit lustig. In den letzten Jahren tauchten dann allerdings verschollen geglaubte Songsheets von Champion auf (unter anderem in Belgien; was den Verdacht nahelegt, dass er im Krieg dort ums Leben kam), so dass Jackson ab 2019 daran gehen konnte, ein Programm mit nunmehr elf Champion-Songs neu zu beleben, indem er diese mit einem 12-köpfigen Orchester neu einspielte. Musikalisch hat das kaum etwas zu tun, was Jackson bislang machte, sondern erinnert in seiner überbordenden Hysterie an das, was man gemeinhin als "Zirkusmusik" kennt und heutzutage in Musicals wiederfindet. Interessant ist dabei allerdings der Umstand, dass Champions durchaus auch politisch motivierte Working-Class und Kitchen-Sink-Dramen - wie Jackson ganz richtig feststellt - erstaunlich aktuell sind und genauso gut auch in der Jetztzeit spielen könnten (natürlich nicht musikalisch, sondern inhaltlich). Ob Jackson als Champion-Impersonator eine gute Figur macht, kann natürlich nur erahnt werden, da es keine Original-Aufnahmen mehr gibt. 2024 will Jackson das Ganze dann auf die Bühne bringen. Das könnte spannend werden.