Eric Bibb gehört zu jener Generation junger Blueser, die von den Altvorderen schon wieder so weit entfernt sind, als dass sie sich deren Schaffen wieder mit großer Inbrunst nähern können, ohne sie deswegen gleich emulieren oder kopieren zu müssen. In diesem Fall ist es weniger der elektrische City-Blues, der es Bibb angetan hat, sondern die relaxtere Mississippi-Variante. Was auf dieser Live-Doppel-CD besonders deutlich wird. Nicht nur, dass Bibb sich als Idol auf Mississippi John Hurt beruft und demnach eher folky zu Werke geht: Er betrachtet den Blues auch wieder in der klassischen Variante, als Medium, um Geschichten zu erzählen und nicht eines, die eigenen musikalischen Fertigkeiten zu promoten. Und noch eines kommt hinzu: Wie sein Vorbild ist auch Bibb von heiterer Gelassenheit und gutgelaunt unterwegs. Der Blues als Stimmungslage spielt in seinem Oeuvre kaum eine Rolle. Auf diesen Aufnahmen aus Frankreich brilliert Bibb mit inspirierten Versionen seiner Tracks, die außerdem extrem gut klingen. Solch exzellente Klangtechnik findet man wahrlich nicht oft auf Live-Aufnahmen dieser Art. Das geht dann so weit, dass sich die offensichtliche Begeisterung des Publikums über Bibb direktemang auf den Hörer überträgt. Dass Bibb nach wie vor einer der elegantesten akustischen Blues-Gitarristen unserer Tage ist, schadet dann natürlich auch nicht wirklich. Was aber noch wichtiger ist: Es drängt sich auch nicht auf. Im Zentrum stehen immer Bibbs Geschichten und seine Songs. Und obwohl der Meister hier eigentlich keine Experimente wagt, kommen diese - auch im direkten Vergleich mit den Klassikern - meist sehr gut weg. Wer nach einer repräsentativen, entspannten Live-Doku dieser Art suchte, wird hier wahrlich fündig.