Andrew Whiteman, der kreative Motor hinter dem Projekt Apostle Of Hustle, ist zweifelsohne ein Visionär: Angetreten ist er nämlich mit dem Willen, Musik zu kreieren, wie es sie noch nie gegeben hat. Sein erstes Elaborat - basierend auf brasilianischer und kubanischer Folkmusik - erschien 2004 und wird in der Bio nicht ganz zu unrecht als "Frankenstein-Scheibe" bezeichnet. Zwischenzeitlich machte AOH als Teil der ständig expandierenden Broken Social Scene-Family weitere Erfahrungen, die er nun in sein zweites Werk "National Anthem Of Nowhere" einfließen ließ. Die Scheibe, die dem Titel nach die Hymne aller Stimmlosen darstellt, hört sich an wie ein Erlebnistrip im weltmusikalischen Second-Hand-Laden.

Obwohl der Folk hier praktisch keine Rolle mehr spielt, ist Whitemans internationaler Ansatz immer noch erkennbar. Der Kanadier verwurstelt alles, was sich nicht wehrt in seinem sehr schrägen musikalischen Indie-Schrammel-Universum. Das, was die Songs zusammenhält, ist dabei nicht so sehr ein zu definierendes musikalisches Stilmittel, sondern eher ein Gefühl: Dass nämlich nichts unmöglich ist und auch ein Fehler durchaus ein Beitrag zum Song sein kann. So kommen seine Kompositionen denn auch immer mit kleinen Haken, Ösen und schrägen Tönen daher, an denen sich Freunde des Schönklangs aufreiben werden. Dabei ist er der BSS-Gedankenwelt sehr nahe: Wer sich für BSS erwärmen kann, der wird sich auch mit dem Apostle Of Hustle anfreunden. Wenn er es jetzt noch schafft, ordentliche Melodien hinzubekommen (das mussten BSS ja auch erst lernen), dann steht dem Durchbruch nichts mehr im Wege.