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Tonträger-Review
 
Fiona Apple - Extraordinary Machine

Platte der Woche

KW 45/2005


Fiona Apple - Extraordinary Machine
Sony BMG Music
Format: CD

Normalerweise dauert es ja nicht so lange, bevor Gaesteliste.de eine Scheibe vorstellt. Bei dieser gibt es jedoch gute Gründe dafür. Nachdem Fiona Apple mit der "Pawn"-CD bereits ein brillantes Album vorgelegt hatte, erschien eine Steigerung ja zumindest schwierig. Eine längere Denkpause war also angebracht. Das Ergebnis - im Prinzip letztlich die vorliegende Scheibe - gab ihr dabei sicher Recht. Ohne Wenn und Aber ist "Extraordinary Machine" ein künstlerischer Triumph, mit dem es Fiona tatsächlich gelingt, eine eigene musikalische Sprache zu entwickeln und den Hörer mit Klangbildern zu überraschen, die so noch nie zu hören waren. So weit, so gut. Der Grund indes, warum die Scheibe erst sechs Jahre nach "Pawn" erscheint, ist jedoch teilweise höchst pikant: Die Plattenfirma hörte die "Single" nicht (was kein Wunder ist, denn das neue Material ist weit entfernt von jeglicher Radio-Tauglichkeit) und bat die Künstlerin, wieder ins Studio zu gehen. Verständlicherweise war Fiona davon nicht begeistert. Ein Roh-Mix von Kollaborateur und Produzent Jon Brion "leckte" ins Web - so wie damals bei "Yankee Hotel Foxtrott" von Wilco. Die Fans begehrten auf und forderten "Free Fiona". Umsonst. Im August diesen Jahres meldete die New York Times schließlich auf Seite 1, dass Fiona ihre Scheibe nun doch überarbeiten würde. Das Ergebnis schien den Labelchefs immer noch nicht zu behagen. Die Plattenfirma weigerte sich, die Scheibe zu promoten - zumindest hierzulande. Diesbezügliche Anfragen wurden nicht - oder mit dem Hinweis es gäbe nichts - beantwortet. Nun ist die CD zwar zu erhalten (wenn nicht im Laden, dann zumindest online) - jedoch ohne jedwede Marketing-Unterstützung. Dass sie trotzdem sofort an die Spitzen aller möglichen Charts schoss, zeigt wieder einmal deutlich, wie schwer sich Major-Firmen damit tun, musikalisches Potential zu erkennen und einzuschätzen.

Zur Musik: Gegenüber diesen neuen Songs hören sich Fionas bisherige Elaborate geradezu wie ungelenke Fingerübungen an. Besonders die erste Fassung war recht kompromisslos: Alleine mit Stimme, Piano, Streichern, Bläsern und Drums überzeugte Fiona als die momentan kreativste aller Klaviertasten betätigenden Songwriterinnen. Warum? Weil ihre Songs so dermaßen radikal aufs Wesentlichste reduziert wurden, dass das Ergebnis beinahe schon beängstigend greifbar war. Die Stücke selber sind dann im Gegensatz zu den Arrangements komplex, vertrackt und geradezu wagemutig geraten. Es ist schon klar, was den Bossen da nicht behagte: Fiona kümmert sich einen Kehrricht darum, was "richtig" oder "schön" klingt - was insbesondere auch für den Gesang gilt, der ihr auch schon bei ihrem Duett mit Johnny Cash angekreidet wurde. Das ist alles gegen jede Hörgewohnheiten gebürstet und geht überhaupt nicht konform mit den gültigen Trends. Auf der jetzt vorliegenden, endgültigen Fassung klingt das schon versöhnlicher: Die Tracks wurden allesamt neu eingespielt, die Reihenfolge geändert und es gibt zwei "neue" Stücke. Die neuen Arrangements sind dabei nicht unbedingt eine Verbesserung - eher eine Alternative. So ist z.B. überhaupt nicht nachzuvollziehen, wieso die teuren Streicherarrangements der Brion-Version in den Mülleimer wanderten. Auch das Hinzufügen von Ornamenten (meist Mellotron-Passagen) und das allgemeine Soften der Stimme erscheinen zumindest nicht zwingend notwendig. Was der Qualität der Tracks selber keinen Abbruch tut: Die auf der Bonus-DVD neben des kompletten Albums und des Promo-Videos zu "Not About Love" enthaltenen Live-Aufnahmen zeigen z.B. Apple und Brion, die die neuen Stücke als Swing- und Bluegrass-Versionen in einem Jazzclub vortragen. Dort zeigt sich auch die inhaltliche Qualität des Materials: Fiona Apple sind hier die brillantesten Texte auf einer "Pop"-Scheibe seit - sagen wir mal - Steely Dan gelungen. "Extraordinary Machine" ist - trotz der abenteuerlichen Entstehungsgeschichte - in jeder Beziehung ein Meisterwerk geworden. Punkt.



-Ullrich Maurer-



 
 
 

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