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Iggy Pop - Free

Platte der Woche

KW 37/2019


Iggy Pop - Free
Caroline/Universal
Format: LP

Der Humor, den Altmeister Iggy Pop in letzter Zeit an den Tag legt, nimmt immer interessantere Formen an. Beispielsweise ließ er sich dazu hinreißen, für das Video zum Song "Disaster" der Death Valley Girls exklusiv einen Hamburger zu essen. Dann stolperte er als Kaffee-Zombie durch Jim Jarmushs "The Dead Don't Die" und nun legt er mit "Free" eine Scheibe vor, wie selbst er sie noch nicht zustande gebracht hat. Dass er sein Kerngeschäft als Rocker noch versteht, bewies er ja mit seiner letzten Scheibe "Post Pop Depression", die in Kollaboration mit Josh Homme und QOTSA entstand, noch auf eindrucksvolle Weise. Diese Scheibe - so stellt sich nun heraus - war dabei weniger der angekündigte Schwanengesang, sondern ein Befreiungsschlag, denn nachdem er sich mit "Post Pop Depression" den Kopf frei gespült hatte, fand er nun - als Fan und "Musik-Groupie" - wieder zu jener kreativen Energie zurück, die ihn zuvor verlassen zu haben schien. "Free" heißt das Album vor allen Dingen deshalb, weil sich Pop hier von allen Zwängen und Erwartungshaltungen frei macht, die einen alten Recken wie ihn einschränken könnten.

Die Idee zu diesem Album kam ihm als Macher einer Radiosendung für die BBC, die er seit Jahren initiiert. Dort fand Pop zwei Musiker - Leron Thomas und Noveller -, mit denen er unbedingt zusammen arbeiten wollte und dann kam er noch darauf, hier nicht eigene (und womöglich noch autobiographische) Songs zu fabrizieren, sondern stattdessen Gedichte von Lou Reed und Dylan Thomas zu interpretieren und zu rezitieren. Und zwar zu atmosphärischen Ambient-Jazz-Soundtracks, die Thomas und Noveller mit Elektronika und Jazz-Trompete improvisierten und die so gar nichts mit Iggys Rock-Roots zu tun haben. Iggy fasst das Ganze eloquent selbst folgendermaßen zusammen: "Für mich als Musikhörer bedeutete dieses 'frei sein', dass ich anfing, mich von Gitarrenriffs zu Gunsten von Gitarrenlandschaften, von Twangs zu Gunsten von Blasinstrumenten, von Backbeat zu Gunsten von Raum zurückzuziehen und größtenteils auch von den Ergüssen meines eigenen Verstandes und meinen Problemen. Stattdessen wollte ich versuchen, die Poesie anderer zu interpretieren." Einen besonderen musikalischen Anspruch verbindet Iggy damit nicht. Diese Scheibe ist für Menschen, die sich - wie er - überhaupt noch für irgendetwas interessieren.



-Ullrich Maurer-


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