Dass das zweite Album der Londoner Band Hejira eine gewisse spirituelle Note besitzt, kommt nicht von ungefähr, denn hier wandelte Rahel Debebe-Dessalenge - ihres Zeichens Sängerin, Bassistin und Co-Songwriterin des Ensembles (zusammen mit ihren Musikern) - auf der Suche nach der eigenen Identität auf den Spuren ihrer Vorfahren und reiste anlässlich des Todes ihres Vater ins heimatliche Addis Abeba, um die dort gewonnenen Einflüsse und Erfahrungen in den kreativen Prozess bei der Aufnahme des neuen Albums einfließen zu lassen. Heraus kam dabei jedoch nicht etwa eine Weltmusik-Scheibe, sondern eine ziemlich freistilige Kontemplation in Sachen Spiritualität, Mystik und Übersinnlichem, die das Trio in einem komplexen Prozess zu einem vielschichtigen, hörspielartig angerichteten und mit Field-Recordings verzierten Songzyklus anrichtete, der musikalisch und inhaltlich so ziemlich alle Genres und Konventionen sprengt. Irgendwo zwischen E-Pop, R'n'B, avantgardistischer Experimentierlust, jazziger Verspieltheit und konsequent durchkomponierter Strenge finden Hejira zu einem doch recht eigenständigem Stil, der den zugrundeliegenden Pop-Begriff ziemlich liberal ausdehnt.