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Ryley Walker - The Lillywhite Sessions

Platte der Woche

KW 46/2018


Ryley Walker - The Lillywhite Sessions
Dead Oceans/Cargo
Format: LP

Wer glaubt, diese LP sei eine Parodie, ist auf dem Holzweg: Mit der Ernsthaftigkeit eines echten Fans covert Ryley Walker hier tatsächlich die Dave Matthews Band in Albumlänge. Als Vorlage diente ihm dafür eine Platte, die nie offiziell veröffentlicht worden ist: 1999 war Matthews gemeinsam mit Star-Produzent Steve Lillywhite auf der Suche nach einem erdigeren Sound abseits dessen, was ihn kurz zuvor etwas unerwartet ins Pop-Rampenlicht geschubst hatte, sein Label allerdings weigerte sich, die spürbar weniger kommerzielle LP zu veröffentlichen. Nicht viel später tauchten die Aufnahmen online auf und erfreuen sich seitdem größter Beliebtheit.

Walker nutzt sie nun, um das weiter voranzutreiben, was er auf seinem erst vor wenigen Monaten veröffentlichten Album "Deafman Glance" begonnen hat, und sucht jenseits des ungeliebten Folk-Troubadour-Terrains nach einer Ausdrucksweise, bei der zwischen prog-rockiger Uferlosigkeit und Improv-Jazz-Freigeistigkeit viel Raum bleibt, um sich richtig auszutoben - prägnante (und nicht immer leicht verdauliche) Saxofonparts inklusive. Für "The Lillywhite Session" adaptiert der in Chicago heimische Tausendsassa Matthews' Lieder unverkennbar für seine Welt und beweist gleich zu Beginn Vielseitigkeit: "Busted Stuff" interpretiert er vergleichsweise nah am Original und doch ohne dessen quäkende Nervigkeit, "Grey Street" lässt er auf ein furioses Finale zusteuern, das auch Kamasi Washington würdig wäre, und bei "Diggin' A Ditch" macht er aus einem harmlosen Popsong eine böse klingende Rock-Nummer mit Grunge-Flair. Wie bei seinen Konzerten gilt auch hier: Manchmal fangen die Songs erst dort richtig an, wo das Platten-Pendant bereits aufhörte. "JTR" zum Beispiel ist bei Walker fast doppelt so lang wie Matthews' Original.

Gelungen ist das Album vor allem deshalb, weil Walker mit ruhiger Gelassenheit dort gewinnt, wo Matthews mit nervöser Überambition gescheitert ist, und er sich mehr in die Extreme wagt: Bisweilen scheint er eine geradezu diebische Freude daran zu haben, die schrägeren Aspekte der Songs in den Fokus zu rücken und so mehr Tiefgang in ihnen zu finden, als man Matthews zugetraut hätte. Nicht zuletzt deshalb ist "The Lillywhite Sessions" trotz der Songs aus fremder Feder am Ende doch ein "echtes" Ryley Walker-Album.



-Carsten Wohlfeld-


Audio: "Diggin' A Ditch"

 
 
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