Gerade in der letzten Zeit ist es ja geradezu en vogue, das Heil des Indie-Pop in einer Hinwendung zur psychedelischen Musik der 60er Jahre zu suchen. Bei uns hat das zuletzt zum Beispiel Suzan Köcher eindrucksvoll demonstriert. Dass man sowas auch in Frankreich machen kann, demonstriert Marion Brunetto alias Requin Chagrin ("Trauriger Hai") mit ihrem zweiten Album. Während sich allerdings betreffende Acts ansonsten überwiegend an US-amerikanischen Vorbildern orientieren, griff Marion hier dankenswerterweise auf das zurück, was ihr Heimatland in dieser Beziehung zu bieten hat: YeYe-Pop nämlich und eine Prise Serge Gainsbourg-Grandezza.
Das von Adrien Pallot produzierte Werk bietet des Weiteren einen speziellen Gitarrensound, der mit psychedelischen Effekten verbrämt ist und für den nötigen Nachdruck sorgt. Nach einer Art Unterwasser-Sound habe sie diesbezüglich gesucht, erklärt Marion - und das ist in etwa auch gelungen. Es sind jedoch von allen Dingen Marions weit ausladende Melodiebögen und zuweilen abenteuerlichen Harmonieführungen, die diesen charmanten, frankophilen Dreampop-Mix in einem besonderen Glanz erstrahlen lassen. "Le grand voyage" heißt eines der Chansons dieses Albums - und beschreibt auf poetische Weise auch ihre eigene Reise als Künstlerin; von ihrer Heimat an der Cote d'Azur in die Metropole Paris. Insgesamt kommt dieses zweite Album feinsinniger und vielschichtiger rüber als das noch etwas raue, polternde Debüt-Album - was aber durchaus für die Übersicht Marions spricht.