Als persönlicher und musikalischer Glücksfall allererster Güteklasse stellte sich das Zufallstreffen von Erika und Simon Angell dar, denn wie sonst hätte dieses "transkontinentale" (und momentan in Montreal basierte) Projekt Thus Owls ansonsten wohl entstehen sollen? Erika, unter anderem unterbeschäftigt als Keyboarderin und Harmoniesängerin des schwedischen Indie-Pop-Actes Loney Dear, war auf der Suche nach einem Outlet für ihre selbst verfassten Songs, als sie in dem Kanadier Simon Angell, der weiland seinem Landsmann Patrick Watson unter die Arme griff, nicht nur einen musikalisch Gleichgesinnten sondern auch ihren jetzigen Ehemann fand. Das war um 2009 (und vermutlich bei einem gemeinsamen Auftritt beider Acts zur Einstimmung auf das damalige Haldern Pop-Festival). Seither erkunden Erika und Simon zusammen mit ihren jeweiligen Sidekicks die Untiefen des Möglichen.

Bislang war dies ein Suchen nach einem eigenen Format, das man nun, mit der vierten Veröffentlichung offensichtlich gefunden hat. Nicht unschuldig daran waren der neue Keyboarder Parker Spher und die Hinzunahme diverser organischer Vintage-Keyboards - eine Farfisa Orgel, ein Wurlitzer Piano und Synthesizer - die in Kombination mit Angels wohlüberlegter Gitarrenarbeit und Erikas hymnischen Vocals (die dieses Mal durch diverse Schachtelung zu Chören verdichtet wurden) ein vielschichtiges, aber vor allen Dingen melodisches und zugängliches Klang-Universum bilden, das - anders als früher - nicht einfach nur vor sich hin expandiert, sondern im Songformat seine Vollendung findet. Mehr noch: Dieses Mal findet Erika Melodiebögen, die sich einprägen, wiederholen und durchaus als klassische Refrains durchgehen. Und das, ohne dass sich der experimentelle Charakter, dem sich Thus Owls immer schon verpflichtet fühlten, vernachlässigt würde. Das wird unter anderem durch die phantasiereichen Arrangements deutlich, die sich fernab jedweder produktionstechnischer Regeln im Kombinieren eher unwahrscheinlicher Elemente ergehen. So kann man Artrock auch machen. Nein: So sollte man Artrock grundsätzlich machen.