Wer sagt eigentlich, dass Indie-Pop nicht größer als das Leben sein darf, damit es glaubwürdig bleibt? Das kanadische Quintett Wintersleep straft diese These auf dem neuen Album jedenfalls Lügen. Sie mögen zwar nicht die besten Sänger und Techniker sein und songwriterisch erfinden Wintersleep das Rad durchaus auch nicht neu - aber die Inbrunst, mit der das Material dargeboten wird, ist schon beachtlich. Nahezu jeder der neuen Tracks bietet Momente epischer Grandezza. Seien es schwelgerische Streicher, dröhnende Orgeln oder Gitarrenriffs mit der gefühlten Größe von ganzen Postleitzahlengebieten: Wintersleep sparen hier wirklich an nichts.

Dass das Ganze dann dennoch schön erdig und schmirgelnd daherkommt, zeigt, dass die Jungs die Bodenhaftung dabei keineswegs aus den Augen verloren haben. Und: Wintersleep gehen hier wesentlich konzentrierter vor, als im Live-Ambiente, bei dem die Herren zuweilen zum selbstverliebten Gegniedel tendieren. Dass das Album so klingt wie es klingt, liegt sicherlich auch am Wirken des Produzenten Tony Doogan, der mit gleichen Mitteln unter anderem auch die Delgados veredelte. Das Album wurde demzufolge auch zwar in Kanada aufgenommen, aber in Glasgow gemischt. Kurzum: Scheiben wie diese vermitteln wieder dieses unbestimmte, fast verloren geglaubte Gefühl, dass aufrichtig zusammengezimmerte Indie-Mucke doch etwas bewegen kann.