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Bob Dylan - Together Through Life

Platte der Woche

KW 18/2009


Bob Dylan - Together Through Life
Columbia/Sony Music
Format: CD

Das letzte Bob Dylan-Album "Modern Times" wurde bei seiner Veröffentlichung Ende 2008 weltweit einhellig als Meisterwerk gelobt - außer an dieser Stelle. Das nun erscheinende Nachfolgewerk dagegen hat schon im Vorfeld viele negative Rezensionen bekommen - und wieder sind wir an dieser Stelle anderer Meinung. Ein Grund für den offensichtlichen Backlash, den Dylan mit "Together Through Life" erfährt, ist nämlich sicherlich, dass so viele Rezensenten von "Modern Times" später gemerkt haben, dass sie mit ihren Lobeshymnen ob der geringen Halbwertszeit des Albums auf dem Holzweg waren. Damit ihnen das nun nicht noch einmal passiert, verreißen sie "Together Through Life" lieber gleich. Dabei haben wir es hier mit einer wirklich tollen Platte zu tun!

Zwar verfolgt Dylan auch mit seinem neuen Werk den musikalischen Weg weiter, den er mit "Love And Theft" 2001 begann, streift erneut Chicago Blues und Crooner-Nummern und leiht sich wiederum so manche Textzeile bei anderen Autoren aus, trotzdem deckt die Platte eine wesentlich größere Bandbreite ab als ihr Vorgänger. "Together Through Life" klingt gewollt roh, aber genau das ist einer der größten Pluspunkte des Albums. Der Beat des exzellenten Openers "Beyond Here Lies Nothing" mag bei Otis Rush "geliehen" sein, aber immerhin gibt er dem Song etwas Unverwechselbares, etwas, das auf "Modern Times" fast völlig fehlte.

Mike Campbell von Tom Petty And The Heartbreakers, der gemeinsam mit David Hidalgo von Los Lobos Dylans etatmäßige Tourmusiker Denny Freemann und Stu Kimball, die auf "Modern Times" noch an den sechs Saiten zu hören waren, ersetzt, beschrieb die Sessions für "Together Through Life" in einem Statement als "loose and inspired", und genau so klingt die Platte auch. Offenbar war nämlich zunächst gar nicht geplant, ein ganzes Album aufzunehmen, sondern nur einige Soundtrack-Beiträge. Doch die Arbeit verselbstständigte sich, und so entstand - mit Grateful Dead-Texter Robert Hunter als helfende Hand bei den Lyrics - eine mit oft augenzwinkernden Liebesliedern vollgestopfte Platte, die musikalisch wie textlich weniger tiefgreifend sein mag als beispielsweise die 1997er Großtat "Time Out Of Mind", die aber auch eine Spontaneität und Leichtigkeit besitzt, die den letzten drei Alben abging.

Großen Anteil daran hat nicht zuletzt David Hidalgo, der nicht nur Gitarre, sondern vor allem auch Akkordeon spielt und so den Songs ordentlich Tex-Mex-Feeling verleiht. Zugegeben, der Einsatz der Quetschkommode bei fast allen Songs mag für einige ein wenig zu viel des Guten zu sein, aber immerhin gelingt es Dylan und seinen Musikern so, den Sound von "Modern Times" deutlich hinter sich zu lassen. Selbst die geradezu urtypischen Blues-Nummern wie "Jolene" oder "It's All Good" haben nichts von der Schwere ihrer rumpelnden Pendants auf dem vorherigen Album, und der sanfte "New Morning"-Einschlag des vielleicht besten Stücks, "I Feel A Change Comin' On", sorgt für genau die Abwechslung, die man auf "Modern Times" beinahe schmerzlich vermisste.

Womöglich gibt es auf der Platte für Dylanologen weniger zu analysieren als üblich, denn bei fast allen Songs gilt das Motto "What you see is what you get", aber nicht zuletzt deshalb bietet "Together Through Life" unmittelbares Hörvergnügen.



-Simon Mahler-



 
 
 

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