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Kajak - Tief drinnen - weit draußen

Platte der Woche

KW 06/2006


Kajak - Tief drinnen - weit draußen
Sunday Service/Hausmusik/Indigo
Format: CD

Das Leben als Solches, besonders das des Musikers, ist gerne ungerecht. Viele stehen unverdient im Schatten, einige wenige dürfen sich im eigenen Erfolg sonnen. Vor drei Jahren veröffentlichte die Hamburger Band Kajak ihr großartiges Debütalbum "Haus der Jugend" und außer einigen wenigen Indie-Nerds nahm kaum jemand Notiz davon. Kommerziell ein Flop, Youth Hostel statt Grand Hotel, wenn Sie verstehen, was ich meine. Dabei hatte schon dieses Album das Zeug zu mehr. Matthias Rothaug und Andreas Reth groovten wie die Sterne, hatten textlich mindesten so viel zu sagen wie Blumfeld, doch nichts passierte. Inzwischen bestehen Kajak nur noch aus Matthias Rothaug solo und legen dieser Tage mit "Tief drinnen - weit draußen" wieder ein ganz und gar wunderbares Album vor.

Auch diesmal dürfte es mit der gebührenden Aufmerksamkeit schwer werden. Schlechtes Timing, Herr Rothaug! Fast zeitgleich legen Tomte ihr neues Album "Buchstaben über der Stadt" vor und raten Sie mal, wessen Gesicht Sie diesen Monat auf so manchem Magazin-Cover entdecken werden? Richtig! Schlechte Zeiten also für Diskurs, wenn die Konkurrenz menschelt bis zum Abwinken. Das kommt trotz einer gewissen Penetranz an und ist ja, soviel Konsens muss sein, auch nicht schlecht gemacht. Dagegen allerdings wirkt der Diskursrock des Matthias Rothaug fast ein wenig altmodisch. Das Ganze klingt angenehm nach Hamburg, nach 90ern, nach Blumfeld und den Sternen, ohne dass Kajak auch nur eine Sekunde nach Epigonen klingen. Die Songs erinnern vielmehr an die entwaffend frischen Stücke eines Olli Schulz, ohne auch nur eine Sekunde albern zu sein. Rothaug hat dem Hörer etwas zu sagen, auch und gerade, wenn er uns ein gut begründetes und laut hingerotztes "Nein" entgegenwirft. Es sind gerade seine klugen Texte, die dieses Album hervorheben aus dem Wust deutschprachiger Pop-Platten, ob nun aus Hamburg oder sonstwo her. "Es ist nicht die Welt, die sich dir in den Weg stellt" singt Rothaug im dritten Stück des Albums. Doch, sie ist es manchmal! Leider. Wer oder was sollte es sonst sein?



-Carsten Wilhelm-



 
 
 

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