Eine der schwierigeren Aufgaben, denen man sich als Musiker(in) und Songwriter(in) widmen kann, ist die Darstellung von nachvollziehbaren Zuständen auf musikalischem Weg. Chelsea Wolfe hat es sich auf ihrem vierten Album nun selbst zur Aufgabe gestellt, den Zustand zwischen Träumen und Wachen mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einzufangen. Und obwohl diese Mittel auf den ersten Augenblick gar nicht so geeignet dafür erscheinen - beinhalten diese doch immerhin brachiale Stoner-Riffs, polternde Heavy-Drums, und eher urban angelegte Electronica-Elemente -, ist ihr dieses dann am Ende doch ziemlich überzeugend gelungen.

Warum? Weil sie es schafft, die o.a. Elemente mit leichter Hand und einer souverän ausbalancierten Dynamik mit organischen Passagen (vor allen Dingen ihrem hypnotisch angelegtem, unterschwellig sich ins Bewusstsein schlängelnden Gesang) zu konterkarieren und so ein stets spannendes Capriccio aus verschiedenen Stimmungen, Stilen, Melodien und Atmosphären zu kreieren, das am Ende genau den gewünschten Zustand zwischen Traum und Realität darstellt. Musikalisch hat sie sich dabei breiter aufgestellt als bislang. Es gibt weniger Blues-Elemente, dafür aber Keyboard-, Streicher- oder Ambient-Passagen und akustische Gitarren, die gleichermaßen mit psychedelischen wie auch regelrecht poppigen Elementen angereichert wurden.

Kurzum: Wer etwa in den surreal-düsteren Geisteswelten eines David Lynch einen Sinn sieht, wer auf dräuend-düstere Doom-Szenarien ohne Brachial-Extreme steht, wer sich für wagemutige musikalische Konstrukte begeistern kann und wem es recht ist, wenn neben druckvoll dräuernden Soundwänden auch mal dahingeflüsterte, melancholisch-zärtliche musikalische Liebesbriefe mit einem gefährlichen Unterton stehen dürfen, der darf hier bedenkenlos zugreifen.