Mit dieser umfangreichen Live-Retrospektive schlugen New Order im Jahre 2017 einen Bogen von ihrer letzten Studioveröffentlichung aus dem Jahre 2015 bis hin zurück zu den Zeiten, in denen die Jungs zusammen mit Ian Curtis als Joy Division eine ganze Subnische im Indie-Sektor besetzten. Dazu kehrten sie - unterstützt von dem Konzeptkünstler Liam Gillick und ihrem musikalischen Kollaborateur Joe Duddell und einem 12-köpfigen Synthesizer-Orchester (des Royal Northern College Of Music) zurück an jenen Ort, wo 1978 in der Fernsehsendung "So It Goes" mit dem Zusammentreffen mit Factory-Gründer Tony Wilson die ganze Sache begann: In die Old Granada Studios, wo das Material an fünf Nächten in einer sogenannten Residency aufbereitet und am 13.07.17 dann live eingespielt wurde. Das erklärt dann - zumindest teilweise - auch den ansonsten recht eigenartigen Titel des Albums.

Musikalisch wurde das Sache mit bemerkenswerter Grandezza in Szene gesetzt. Dabei entstand ein äußerst mitreißendes, organisches Live-Album, denn anstatt hier (wie das Konzept es vielleicht vermuten hätte lassen) ein verkopftes, avantgardistisches Kunstprojekt zu installieren, spielten die Musiker das Material mit offensichtlich großer Begeisterung und Energie relativ werkgetreu, aber lebendig. Mal abgesehen davon, dass sich New Order fast alle offensichtlichen Hits wie "Blue Monday" aussparten, ist das Ganze vor allen Dingen wegen der selten gespielten Joy Division-Tracks wie "Disorder", "Your Silent Face", "Decades" oder "Heart And Soul" wie auch der indirekten Hommage "Elegia" von besonderem Interesse - nicht nur, weil sie ansonsten lange nicht mehr zu hören waren, sondern auch, weil sie betont ansprechend geraten sind.