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15.03.2019
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Phela - Wegweiser

Platte der Woche

KW 11/2019


Phela - Wegweiser
recordJet/edel
Format: CD

Interessanterweise ist das zweite Album der Singer/Songwriterin Phela keineswegs ein Wegweiser für andere - sondern für sie selbst. Nachdem sie 2015 mit ihrem ersten, deutschsprachigen Album "Seite 24" und als Support von Kolleg(inn)en wie Alin Coen, Philipp Poisel, Max Prosa, Cäthe oder Andreas Bourani durchaus auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden war, gab es eine Phase der Besinnung, in der Phela eine Schreibblockade überwinden musste, Mutter wurde, sich anschließend auf das Wesentliche konzentrierte, und schließlich auf den Reset-Knopf drückte. Nicht umsonst heißt einer der neuen Titel also "Reset". Heute ist sie in mehrerlei Hinsicht unabhängig und in eigener Regie unterwegs, hat sich aus den Fesseln ihres Major-Deals gelöst und hat das neue Material, das sich zwischenzeitlich angesammelt hatte, mit Hilfe geeigneter Gleichgesinnter (neben ihren Musikern die Produzenten Robert Laupert, Thomas Harsom und Tobiast Siebert (And The Golden Choir), der das Album teilweise auch abmischte) in entspannter Atmosphäre auf Teneriffa eingespielt. Und die Richtung, in die der im Titeltrack des Albums in anderem Zusammenhang besungene Wegweiser die selbsternannte Räubertochter der Großstadt führte, ist ihre Tochter, ihre Familie und sie selbst - ungefähr in dieser Reihenfolge.

Freilich: Der Mut, sich auf so persönliche Dinge zu beziehen, zahlt sich aus, denn die ungekünstelte, aufrichtige und vollkommen unpeinliche Art, mit der sich Phela (mit zum Teil amüsanten Wortspielereien) ihrem Sujet nähert, macht die Sache idealerweise auch für "Außenstehende" nachvollziehbar und zugänglich. Und dieser Ansatz schien auch einen Einfluss auf die musikalische Umsetzung gehabt zu haben, denn auch hier liegt das Erfolgsgeheimnis ebenfalls in der Beschränkung auf das Wesentliche. Gleich mehrere Songs - darunter der Titeltrack - kommen als simple, verletzliche aber aber auch schöne Balladen daher. Auf der anderen Seite gibt es ambitionierte, organische Pop-Songs wie das auf französisch vorgetragene "Pour me porter", in denen dann alle Register der Misch- und Arrangements-Kunst gezogen werden. Kurzum: Das ist eine ziemlich runde Angelegenheit in Sachen organischer, deutschsprachigen Liedermacher-Pops.



-Ullrich Maurer-


Video: "Reset"
 

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