Eine ziemlich interessante Entwicklung zeigt der aus Chichester stammende Piano-Man Tom Odell auf seinem dritten Album "Jubilee Road" - und zwar ganz einfach in dem Sinne, dass er seine Musik hier auf eine durchaus charmante Art "konventionalisiert". Irgendwann muss es ihm bewusst geworden sein, dass es in dem von ihm beackerten Genre wenig Möglichkeiten gibt, noch etwas wirklich Innovatives oder sogar Hippes auf die Beine zu stellen - und so geht er dann auf dem neuen Album genau den umgekehrten Weg und wendet sich - mit Bravour, Grandezza und einer Prise gesunden Größenwahns - den klassischen Tugenden der Vorväter zu und ergeht sich in opulent arrangierten, hymnischen Gospel-Balladen (natürlich inklusive jubilierender Gospel-Chöre) im Shout & Response-Verfahren und Big-Band-Soulpop-Songs. Die früher noch zu vernehmende Rocknote ist dabei einer souveränen Orchesterleiter-Mentalität gewichen. Das mag einigen dann vielleicht schon zu viel sein - führt aber zu einem interessanten Effekt: Denn schien sich Odell bislang immer zu den großen Melancholikern zuzurechnen, finden wir hier das musikalische Portrait eines Mannes, der sich wohl in seiner Haut fühlt und einfach eine Scheibe mit einer positiven Ausstrahlung machen möchte.