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29.08.2011
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STEVE EARLE
Lese-Stoff

Steve Earle Als Steve Earle seine Kurzgeschichten-Sammlung "Doghouse Roses" veröffentlichte, antwortete er auf die Frage, was denn das Schreiben von Kurzgeschichten und Storyteller-Songs, wie er sie nun mal favorisiert, unterscheidet, dass man zu einem Buch nicht so gut tanzen könne. Das klang damals logisch, nachdem er nun aber seinen Debüt-Roman vorlegt, kommen einem da Zweifel, denn "I'll Never Get Out Of This World Alive" rockt - im übertragenen Sinne - ganz ordentlich.

Der Roman - wie auch die vor kurzem erschienene CD - basiert auf einer Songzeile Hank Williams und dieser ist auch ein Protagonist in diesem Buch: Als Geist sucht er seinen ehemaligen Leibarzt "Doc" heim, der ihn - zum Quacksalber abgestiegen - zwar überlebte, aber nun (1963) durch intensiven Drogenkonsum einzuholen wollen scheint. Dann ist da noch das Mädchen Graciela, das mit wundertätigen Kräften mäßigend auf die anderen Charaktere einwirkt, sowie eine Schar liebevoll gezeichneter "Nebendarsteller", die das Szenario bevölkern. Earle verarbeitet in diesem Setting, das nicht zufällig in seiner ehemaligen Heimat Texas angesiedelt ist, seine eigenen Erfahrungen als Junkie: Earle weiß, wovon er hier redet - auch wenn er das auf eine höchst amüsante und kurzweilige Art tut. Was den Protagonisten widerfährt, ist dabei weniger wichtig als die Art, in der es ihnen passiert. Earle schafft es - mit Übersicht und Sinn fürs Detail -, die Timelines der Echtzeit, Docs Halluzinationen und Hank Williams Geister-Kommentare schlüssig miteinander zu verweben und schafft so ein abwechslungsreiches Szenario, in dem sich der Leser jederzeit zurecht findet. Und dass Earle, was die Fakten betrifft, insbesondere die Musik-Referenzen in und auswendig kennt, braucht ja wohl nicht besonders erwähnt zu werden. Zudem verwendet er eine Sprache, die jeder verstehen kann. Und wenn nicht, dann sorgt er dafür, dass Insider-Jokes, Fachbebriffe, Slang oder topologische Zusammenhänge irgendwie erklärt werden.

Es ist dies übrigens kein Buch über die Musik sondern ein Porträt fiktionaler bzw. historischer Charaktere auf fiktionaler Basis für die und deren Erlebnisse man sich als Leser interessiert. Und das ist es ja, was ein guter Roman im Wesentlichen bewirken sollte. "Ich kann zwar niemals 100%ig akkurat sein", erklärte Earle ein Mal, "aber ich kann jederzeit ein glaubwürdiges Szenario aufbauen und eine Geschichte erzählen." Zwar bezog er das weiland auf seine Songs - es passt aber doch auch ganz gut auf dieses Buch.


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