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Living The Dream

Lauren Ruth Ward
Frieda Böbbis

Köln, MTC
11.04.2024

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Lauren Ruth Ward
2019 war Lauren Ruth Ward erstmals zum ersten Mal in unseren Breiten unterwegs und gab dabei auch ein Gastspiel in der Domstadt Köln. Obwohl Lauren - als umtriebige Indie-Queen, die gern alle Aspekte ihres Tuns unter Kontrolle hat - schon damals keinen Label-Vertrag mehr hatte und auch schon länger keine Tonträger veröffentlicht hatte, konnte sie sich auf den Zuspruch einer gut organisierten Fan-Szene verlassen und fand den enthusiastischen Zuspruch ihrer meist weiblichen Verehrerinnen und die Stimmung bei der Show dann so inspirierend, dass sie Köln spontan zu ihrer Lieblingsstadt ausrief. (Das ging sogar soweit, dass sie damals unbedingt Kölnisch Wasser kaufen wollte.) Sei es drum: Dieser Eindruck hat sich nun verfestigt, so dass Lauren bei ihrer nunmehr bereits dritten Show in Köln nahtlos an diese Erfahrungen anknüpfen konnte. Wie es ihr denn ginge, fragte jemand aus dem Publikum - woraufhin sie dann antwortete: "I'm so happy to be here and I am living my dream right now."
Einer der Gründe, warum ihre Fans sie als ihren "Messiah" (so der Titel einer ihrer Songs) ausgerufen haben, ist der, dass sich Lauren Ruth Ward mit fast schon manischem Enthusiasmus um das seelische Wohlergehen ihrer Fans kümmert. Das beginnt damit, dass sie schon während ihrer Shows den direkten physischen Kontakt zu ihren Fans sucht und endet noch lange nicht damit, dass sie nach der Show für wirklich jeden einzelnen Fan zum Hände-Schütteln, Autogramme, Fotos und für Free-Hugs zur Verfügung steht. Für diese Tour hatte sie sich nämlich etwas ganz besonderes einfallen lassen und einen Wettbewerb gestartet, bei dem sich (musizierende) Fans als Support-Act für die Shows in Europa bewerben konnten. In Köln war es dann die junge Songwriterin Frieda Böbbis - die zwar schon länger aktiv ist, aber immer noch ganz am Anfang ihrer Laufbahn als Singer/Songwriterin steht - und die schon bei Laurens letzter Show im Kölner Blue Shell im Publikum gestanden hatte, der diese Ehre zuteil wurde. Zusammen mit ihrem Freund Aaron, der Gitarre und/oder Bass spielte, präsentierte sie ein kurzes, aber eindringliches Set mit brillanten eigenen Indie-Whisper-Pop-Songs und einer interessant verbogenen Coverversion von Crowded Houses "Fall At Your Feet". Langer Rede kurzer Sinn: Frieda kann sehr schön singen und während sie mit ihren Songs zwar das Rad nicht neu erfindet, sind diese doch recht ansprechend strukturiert und vor allen Dingen immer im richtigen Kontext zusammengesetzt. Veröffentlicht hat sie zwar bislang noch nichts - aber das muss ja nicht so bleiben. Den Namen Frieda Böbbis sollten sich Freunde solider Indie-Klangkunst jedenfalls schon mal merken - falls das möglich ist.
Auf der Suche nach Möglichkeiten, sich und ihre Musik auch im digitalen Zeitalter adäquat präsentieren und offerieren zu können, hat sich Lauren schon lange von der Idee verabschiedet, in klassischen Strukturen wie LP-Veröffentlichungen, Promotion, Touren und Produktionen zu denken und sich ganz auf die Selbstvermarktung über Social Media, Crowdfunding und Patreon konzentriert. Über ihre Website gelangt der Fan in alle Bereiche ihres Social Media-Imperiums und ist somit auch gut vernetzt. Demzufolge hatte Lauren ihre aktuelle Tour kurzerhand unter das Motto ihrer aktuellen Veröffentlichung, der EP "Self Electric" gestellt (die die Single-Titel "Self Love" und "Heaven Electric" enthält - was den eigenartigen Namen erklärt). Logischerweise wurden auch beide Songs - wie mittlerweile gewohnt komplexe, vielschichtige, psychedelisch durchgewirkte kleine Bastarde - bei der Kölner Show gespielt. Freilich: Setlist-Fetischisten kommen bei Lauren Ruth Ward nicht wirklich auf ihre Kosten, da sie keine Unterschiede zwischen Publikums-Favoriten, eigenen Vorlieben und spontanen Eingebungen macht. Außerdem ist das ja sowieso so, dass sie sich bei jedem einzelnen Song performerisch mit einer Hingabe engagiert, als gäbe es kein Morgen. Das kommt mittlerweile mit einem Price-Tag daher. Schon seit einiger Zeit arbeitet Lauren Ruth Ward mit der Technik des sogenannten "Voice Rest" - was bedeutet, dass sie sich vor und nach den Shows Ruhepausen für ihre Stimme verordnet, damit sie dann während der Show ihr guttural/manisches Kerngeschäft mit vollem Gusto bedienen kann. Für die Fans bedeutete das zum Beispiel in Köln, dass Lauren sich nach der Show nur in Zeichensprache äußerte. Ganz im Gegensatz freilich zu dem, was bei der Show dann performerisch auf und vor der Bühne passierte. Während der Show hatte Lauren auch keine Hemmungen, sich mit den Fans auf "Casual Conversations" einzulassen, ihre aufrichtige Verbundenheit mit Köln zum Ausdruck zu bringen, sich in wirklich hingebungsvoller Weise bei ihrem deutschen Booker zu bedanken und einen Witz zu erzählen: "Wie nennt man jemanden, der drei Sprachen spricht? Trilingual. Wie nennt man jemand, der zwei Sprachen spricht? Bilingual. Und wie nennt man jemand, der nur eine Sprache spricht? Einen Amerikaner."

Auf dieser Tour spielte Lauren erstmals mit einer Band in unseren Breiten auf - was zumindest bedeutete, dass sie sich von dem Gitarristen Lightfoot und Drummerin Jessica unterstützen ließ, so dass sie selbst gar nicht mehr zur Gitarre greifen musste und so noch mehr Gelegenheiten wahrnehmen konnte, mit den Fans - nicht nur, aber vor allen Dingen - in der ersten Reihe körperlich anzubandeln. Gelegentlich feuerte sie die Fans noch mit einem Tambourin an - ansonsten gab es Basslinien aus dem Off und ein paar Vokaleffekte, die Lauren mit einem kleinen Gerät am Mikro-Stand steuerte. Der Rest war dann psychedelischer Rock vom Feinsten. Gitarrist Lightfoot (der bewusst auf einen Nachnamen verzichtet) machte dabei als optischer Ersatz-Lenny-Kravitz mächtig Druck und hatte auch so ziemlich jede erdenkliche Rockstar-Pose drauf. Dabei passierte ihm dann mitten in der Show das klassische Missgeschick eines jeden Rockstar-Posers - indem ihm nämlich eine Saite riss. Zum Glück konnte Aaron aushelfen und lieh Lightfoot seine eigene Gitarre, während er auf Lightfoots Gitarre eine neue Saite aufzog.

Dem Energielevel der ganzen Show nahm das natürlich überhaupt nichts. Nachdem sich Lauren mehrere ausführliche Ausflüge ins Auditorium geleistet hatte, und alle "Hits" wie z.B. "Mindseye", "Valhalla", "Wise Gal" und natürlich "Messiah" abgearbeitet waren, ging die Show selbstredend nicht etwa mit klassischen Zugaben zu Ende (weil Lauren diese so gar nicht ausstehen kann), sondern stattdessen mit den episch ausgewalzten Versionen der Tracks "Staff Only" und "Did I Offend You". Dabei steigerte sich Lauren noch mal so richtig in das Live-Drama hinein. Am Ende bleibt nicht mehr viel hinzuzufügen: Immersive und zugleich Rockshows wie dieser gibt es leider viel zu selten und am Ende gingen alle Beteiligten etwas glücklicher nach Hause, als sie es vielleicht vor der Show gewesen waren. Mehr kann man von Veranstaltungen wie diesen schlicht nicht verlangen.

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Surfempfehlung:
laurenruthward.com
www.instagram.com/laurenruthward
www.facebook.com/laurenruthwardmusic
www.youtube.com/channel/UC8dfUJJ-3op3B5wF5uono0w
www.instagram.com/frieda.boebbis
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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