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Only When I Lose My Head Silly Witches Open My Door

Alice Phoebe Lou

Köln, At The B-Sites
28.06.2023

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Alice Phoebe Lou
Bereits 2018 war die südafrikanische Wahlberlinerin Alice Phoebe Lou zu Gast bei dem Kopfhörer-Festival At The B-Sites in Köln gewesen - und somit bestens vertraut mit dem Prinzip, den Zuhörern sozusagen direkt ins Ohr zu singen. Da es in diesem Jahr leider kein Kopfhörer-Festival geben wird, hatten sich die Macher entschlossen, stattdessen eine eng gestaffelte Reihe von Guerilla-Konzerten zu veranstalten und konnten dafür auch wieder Alice gewinnen - obwohl diese inzwischen aufgrund ihres Erfolges mit deutlich größeren Events vertraut ist. Das Prinzip der At The B-Sites-Konzerte im Kölner Stadtgebiet ist dabei immer gleich: Die Termine der Konzerte werden zwar vorher angekündigt - es wird aber erst am Tag des Events ein Treffpunkt vereinbart, an dem dann verraten wird, an welchem Ort genau das Konzert stattfinden wird, denn die Shows finden stets an ungewöhnlichen Orten im Kölner Stadtgebiet - meistens Open Air - statt, die ansonsten nicht bespielt werden.
Als die Fans schließlich kurz vor 20 Uhr an der vereinbarten Spielstätte eintrafen, war die Spannung natürlich groß, denn Alice hatte schon längere Zeit nicht mehr in der Gegend gespielt (zuletzt unter Pandemiebedingungen in Düsseldorf) und brannte darauf, ihr neues Material zu präsentieren - denn ungefähr eine Woche nach dem Event sollte ihr neues Album "Shelter" herauskommen. Nun ist das aber so, dass sich Alice Phoebe Lou sowieso noch nie etwas daraus gemacht hatte, ihr Live-Programm nach konventionellen Überlegungen zusammenzustellen und beispielsweise ihre populärsten Nummern aneinanderzureihen. Und so war es dann auch dieses Mal eine reine Freude, ihre entsprechend abenteuerlich gestaltete Setlist zu genießen. So begann Alice die Show zum Beispiel mit dem nicht auf Longplayern enthaltenen Single-Titel "Touch" - immerhin eine ihrer poppigsten Nummern - und ließ dann - neben ein paar Tracks des offiziellen Vorgänger-Albums "Glow" gleich fünf Songs von dem neuen Album, mit "Silly" und "Underworld" zwei Tracks des independent veröffentlichten "Child's Play"-Albums sowie den weiteren Single-Titel "Witches" folgen. Dafür verzichtete sie darauf, Songs ihrer älteren Alben "Orbit" und "Paper Castles" zu spielen. Das bedeutete: Langjährige Fans hatten gegenüber Alice-Newbies keinen Vorteil - zumal viele der neuen Tracks ja offiziell noch gar nicht erhältlich sind. Alice Phoebe Lou lebt definitiv nicht in der Vergangenheit.

Unterstützt von einer kompetenten Band verzichtete Alice dieses Mal weitestgehend auf politische Kommentare oder provokante Ansagen, setzte dafür aber performerisch und musikalisch auf Vielfalt. Für gewöhnlich steht sie ja mit ihrer elektrischen Gitarre ihren Musikern vor - griff bei dieser Show aber erstaunlich oft auch zur akustischen Gitarre (vor allen Dingen natürlich bei einem Solo-Teil im Mittelteil der Show) - oder legte die Gitarre(n) ganz beiseite, um sich etwa bei Songs wie "Lover" oder "Only When I" als klassische Jazz-Croonerin zu betätigen - oder aber auch, um ordentlich körperbetont Party zu machen. Letzteres passierte dann hauptsächlich im letzten Teil der Show, wo Alice einige entsprechend wavige oder krautrockige Rausschmeißer wie z.B. den mit satten Disco-Soul-Grooves unterlegten Titeltrack des "Shelter"-Albums sowie den fast rockigen neuen Song "Lose My Head" und dann noch "Underworld", "Witches" und "Dirty Mouth" versammelt hatte. Eigentlich sind die At The B-Sites-Konzerte als entspannte Feierabend-Sessions mit Picknick-Charakter ausgelegt - in dem Fall hielt es die Fans aber nicht mehr auf den Liegestühlen, so dass am Ende regelrechtes Open-Air-Disco-Feeling aufkam. Der Reiz lag dann auch darin, ein mal die Kopfhörer abzunehmen, und sich an tanzenden Menschen ohne hörbare musikalische Begleitung zu erfreuen.
Im Oktober wird Alice Phoebe Lou wieder in Köln spielen - dann im wesentlich größeren Gloria-Club. Dass sie dabei Abstriche in Sachen Songauswahl und musikalischer Erwartungshaltungen machen wird, steht nicht zu erwarten, denn Alice Phoebe Lou hat es geschafft, vollkommen ohne Kompromisse ihr Ding durchzuziehen - und dabei nicht nur keine Fans verloren, sondern sogar stetig neue hinzugewonnen zu haben.

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Surfempfehlung:
www.alicephoebelou.com
alicephoebelou.bandcamp.com
www.youtube.com/@AlicePhoebeLouMusic/videos
www.instagram.com/alicephoebelou
www.facebook.com/alicephoebeloumusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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