NACHGEHAKT BEI: RICH HOPKINS
Das aktuelle Rich Hopkins-Album "My Way Or The Highway" ist ja nicht ohne Weiteres in allen Punkten selbsterklärend. Grund genug also, Rich kurz noch mal dazu zu befragen.
GL.de: Das neue Album erweckt den Eindruck, dass es einfach nur so zum Spaß eingespielt wurde - ganz ohne Botschaft, Agenda oder Kalkül - dafür aber mit jeder Menge Spaß und positiven Vibes. Nun mal Butter bei die Fisch: Was war denn der Plan bei der Sache?
Rich: Genau das - dass es es nämlich keinen Plan und keine Agenda gab. Wir hatten gar nicht geplant, das Ganze so schnell aufzunehmen, aber der Tontechniker, mit dem wir das in Austin gemacht haben - dieser verrückte schwedische Typ namens Lars Goransson -, hatte gesagt, dass er gerade Zeit hätte und uns eingeladen, etwas im Studio auszuprobieren, obwohl wir gar nicht so viel Material beisammen hatten. Aber die Stimmung war dann so gut, dass wir viel ausprobieren konnten.
Gl.de: Wie zum Beispiel Talking Blues bei "Angel Of The Cascades", Psychedelia wie bei "Lost Highway" oder Rap bei "Meant For Mo'"?
Rich: Ja, das waren schöne Überraschungen. "Meant For Mo'" sollte nämlich ursprünglich eine relaxter Pink Floyd-Hommage werden und der Rap kam dann aus dem Nichts dazu. Als nämlich unser Freund Cesare Aguirre zu uns stieß. Er hat Latin- und indianische Wurzeln und er ist sehr politisch und spirituell. Er arbeitet in der Suppenküche in Austin, in der ich arbeitete und dort traf ich ihn auch. Es war seine Idee, einen Rap auf den Song aufzusetzen, den wir dann im Nachhinein auch musikalisch in diese Richtung aufbohrten.
Gl.de: Warum gibt es eigentlich auf dem neuen Album keine politischen Tracks - Sachen wie z.B. früher "Red White & Blue"?
Rich: Mein Gefühl war, dass das Album das nicht brauchte. Es ging hier eher darum, dass Lisa und ich unser Ding machen wollten. Für uns war das mehr eine spirituelle Sache - auch wenn ich das Wort vorsichtig verwende. Wir haben versucht, die Sachen einfach von unserem Herzen aus zu schreiben und unsere Beziehung zu thematisieren. Die Politik hätte da eher gestört. Was natürlich nicht heißen soll, dass uns nicht bewusst ist, was mit uns und unserem Land passiert... Ich habe mich zum Beispiel bei der Wahl so weit wie nie aus dem Fenster gelehnt, und grün gewählt. Du siehst ja, wohin uns das gebracht hat. Stellt ihr nur sicher, dass ihr bei euren Wahlen die Faschisten niederwählt...
GL.de: Warum ist das neue Album eigentlich mit dem geflügelten Wort "My Way Or The Highway" betitelt?
Rich: Nun, wir lieben eben den Highway - weil wir ja so viel auf Tour sind und einige der Songs auch von unseren Reisen inspiriert wurden. Es ist aber auch eine Art von Witz, weil ich früher oft eine sehr starke Meinung zu bestimmten Themen hatte. Und Lisa hat dann immer gesagt, dass es da bei mir immer nur "my way or the highway" gäbe, wenn ich keine andere Meinung zulassen wollte. Inzwischen bin ich diesbezüglich aber schon ruhiger geworden. Jedenfalls ein bisschen.
GL.de: Das geht ja sogar so weit, dass die Songs zusammen mit Lisa entstanden, richtig?
Rich: Ja, genau, das macht die Sache ja auch einfacher. Lisa hat ihre Parts beigetragen - insbesondere textlich - und deswegen sind auch einige schöne Duett-Momente dabei herausgekommen. Wir haben das gerne zusammen gemacht.
GL.de: Was hat es denn mit dem Stück "Cha Kah" auf sich, das als "Maya Liebeslied" aufgelistet ist?
Rich: Oh, wir haben uns diese Maya-Ruinen im Dschungel angeschaut, die uns sehr inspiriert haben und haben in einem Hotel im Dschungel übernachtet. Dort haben wir eine Broschüre mit einem Gedicht gefunden, in dem jemand eine Liebesgeschichte zwischen Maya-Göttern und der Natur beschrieben hatte. Das fanden wir dann wunderschön und haben das als Ausgangspunkt für unsere eigene Mayanische Liebesgeschichte genommen.
Gl.de: Gibt es denn noch irgend eine musikalische Vision, die es sich zu erforschen lohnte?
Rich: Ja, das schon. Denn sind wir doch mal ehrlich - Musiker wie wir machen doch immer das selbe: Wir spielen unsere Gitarren und singen dazu. Ich war mit Lisa auf einer Tour durch amerikanische Forts, wo man die Geschichte sozusagen spüren kann - von all den Soldaten und ihren Familien, wie sie dort lebten und arbeiteten. Ich habe mir mal grob überlegt, ob man nicht irgendwie an solchen Orten die Musik des 19. Jahrhunderts wieder beleben könnte - als so eine Art archäologisches Klangexperiment - vielleicht nicht mal nur mit Musik. Ich weiß nicht, ob je etwas daraus wird oder wie ich das machen sollte, aber das ist eine Idee, die mir schon länger im Kopf herum spukt.