Der progressive MeloDeath von
Malicious Dream zündet nicht sofort im noch sparsam besetzten Auditorium, was mit einigen Anlaufschwierigkeiten der Band zu tun gehabt haben dürfte. Je weiter sie sich jedoch ihre Setlist ("Serendipity", Black Zodiac", "Mind's Projection", "Asynchrony", "Distress of Pain", "When Darkness...", "Discordance" und schließlich "Empirical Blindness" hinuntergearbeitet hatten, umso wärmer wurde man miteinander - trotz offensichtlich nur vom Band zugespielter Keyboards. Höhepunkt war das abschließende, unpeinliche Opeth-Cover "Demon Of The Fall".
Die Schotten Ramage Inc. haben mit Bryan Ramage einen auffallend guten Sänger - nicht gerade die Regel bei Progrock-Outfits. Außerdem haben sie auffallend gute Melodien - z.B. die von "Don't Bring Me Down" oder "Weakness" - und eine aufpeitschende Spielweise am Start - um so unbegreiflicher, dass sie derzeit noch ohne Label sind. Dafür aber haben sie den coolsten Tourbus die am niedlichsten betextete Setlist des Festivals: "Beer, music and some more beers" steht hinter der (erhofften) Zugabe.
Für die Bart- und Karohemden-Träger von Toundra bewegt sich René Janssen - nicht eben als Freund von Instrumentalbands verschrien - sogar selbst ins Publikum und vor die Bühne. Nachvollziehbar, denn die Spanier begeistern von Anfang an, tatsächlich war es ein wenig so, wie beim allerersten Mal Long Distance Call hören: dieser Wechsel zwischen glücklichem Lächeln und überrascht offenstehendem Mund. Ihre Setlist passt wie weilands Merz' Steuererklärung buchstäblich auf einen Bierdeckel, auch wenn sie lauter Köstlichkeiten enthält: "Ara Caeli", "Cielo Negro", "Marte", "Magreb", "Zanzíbar", "Medusa", "Espírta", "Bizancio". Als sich die Band nach den letzten Tönen gegenseitig in die Arme fällt, kann das Publikum - in dem sich dieses Jahr an Zelebritäten beispielsweise Marcel Coenen (u.a. Sun Caged) oder Leon Brouwer (Ex-Barstool Philosphers), aber diesmal kein Arjen Lucassen eingefunden haben - nur zustimmen: Well done, Toundra!
Dinner Break. Mit einer der hübschesten Überraschungen des Festivals. Gänzlich unangekündigt und somit überraschend für alle haben Heavy Hoempa auf dem Kirchplatz den vom Essen zurückkehrenden Gästen aufgelauert und überfallen sie nun mit einer Show von nur auf Blasinstrumenten vorgetragenen Hardrock- und Heavy-Metal-Klassikern, die ihresgleichen sucht. "Whole Lotta Rosie", "Ace Of Spade" oder "Seek And Destroy" führt bei allen gerne Verweilenden zu ungläubigem Grinsen oder begeistertem Lachen. Happy End auch für die Hoempas: René reagierte blitzschnell auf diesen "Überfall" und hat die Gewaltbläser bereits für die PPE-Pre-Party 2014 gebucht. Das wird absehbar bockstark - Mambo Kurt und die Wacken Firefuckers auf dem W:O:A werden dagegen verblassen!
U.a. aufgrund dieses zauberhaften Überfalls haben wir von den Amis The Omega Experiment nicht mehr wirklich viel mitbekommen, außer der Erinnerung an einen auffallend guten Schlagzeuger. Gewährsleute sprachen aber von einer professionellen Show mit komplexem ProgMetal.
Dann kompletter Szenenwechsel. Wolverine sind Freunde des Veranstalters und spielen gefühlt auf jedem zweiten PPE (tatsächlich war es erst ihr fünftes Mal). Ärgerlich war nur, dass just bei ihnen das zuvor wie ein Uhrwerk ablaufende Festival-Geschehen verzögert wurde und alle lange auf die Schweden warten mussten. Was kam, entschädigte aber voll: "A House Of Plague", "Bleeding", "New Best Friends", "Hiding", "Poison Ivy", "Your Favorite War", "Communication Lost" und schließlich "And She Slowly Dies" zeigten sämtliche Trademarks dieser besonderen Band und ihrer eigentlich schon wegen Stefans klarer Stimme (für dieses Festival) vergleichsweise sanften Musik, die dennoch so druckvoll erlebt wird. Höhepunkt wie meist war dann die Missbrauchs-Story "His Cold Touch", bei der einem auch beim xten Hören noch heiß und kalt werden kann.