Los geht es an diesem Abend schön großkotzig mit "Part Of Me". Ohne Klitschko zwar, aber mit vierköpfiger Band im Rücken. Mit "Time" und "No Such Thing" stimmte der gute Mann erstmal weitere Solo-Nummern an - und die gut gefüllte Markthalle reagierte zufrieden, aber nicht euphorisch. Und dass, obwohl gerade "No Such Thing" ordentlich Dampf hatte. Doch die Leute brauchten ein wenig und erst nach "Billy Jean" und mit der Audioslave-Nummer "Set It Off" kam ein wenig Bewegung in die Sache. Denn nun waren die Klassiker seiner alten Bands am Start. Nun konnte es richtig losgehen. Zwar tickten die Zuschauer auch während beispielsweise "Show Me How To Live" nicht aus, der Jubel zwischen den Liedern aber wurde von Mal zu Mal lauter. Und dass beim Temple Of The Dog-Klassiker "Hunger Strike" nahezu jeder eine Gänsehaut hatte, versteht sich von selbst. Unverständlich aber ist, dass gerade bei dieser Mörder-Ballade manche Mädels lauthals ihrem Begleiter unwichtiges Zeug erzählen mussten und tatsächlich der ein oder andere Kerl just in diesen besonderen Momenten zum Bierstand wanderte.
Doch diese - nennen wir es beim Namen - Ignoranten waren in der Minderheit, die meisten freuten sich einen Ast, als es neben Solo-Songs wie "Ground Zero" oder "Never Far Away" auch alte Soundgarden-Sachen wie "Burden In My Hand" und "Spoonman" gab. Eben diese Nummer dann, während der es gleich zwei (!) Drumsoli gab, machte aus einem guten ein sehr gutes Konzert. Nun bahnte sich die Begeisterung den Weg durch die Halle, die selbstverständlich auch nicht abebbte, als Cornell alleine mit seiner Akustik-Gitarre erst "Fell On Black Days" und anschließend "Doesn't Remind Me" anstimmte. Verdammte Axt, was war das schön.
Cornell sprach zwar nicht so viel mit dem Publikum und die Band schien den meisten Spaß daran zu haben, sich gegenseitig mit Plektren zu bewerfen, aber dennoch spürte man, dass auch das Quintett auf der Bühne Spaß hatte. Es wurde gelacht und gepost, die Band nahm sich den Platz, den sie für richtig fühlte und auch wenn man bei "Cochise" oder "Be Yourself" gerne einen Tom Morello und bei "Rusty Cage" eine Band namens Soundgarden gesehen hätte, hatte das Ganze hier mächtig Stil. Dazu machte man aus "Scream" eine tolle Gitarrenballade und mit "Preaching The End Of The World" vom Solo-Debüt natürlich rein gar nichts falsch. Oder anders gesagt: Das Konzert war schon vor der Zugabe ein richtig, richtig gutes und man ärgerte sich für all die, die den Weg nicht in die Markthalle gefunden hatten.
Natürlich fehlten aber noch ein paar bestimmte Songs und auch wenn manch einer am Ende trotzdem seinen persönlichen Liebling vermisste, durfte sich keiner beschweren. Den Abschluss dieser über 100 Minuten lange Show bildeten der Bond-Soundtrack "You Know My Name" und - das war jedem klar - der Soundgarden-Durchbrecher "Black Hole Sun". Ein letztes Mal ein seliges Lächeln auf dem Gesicht, ein letztes Mal geschlossene Augen. Bis zum nächsten Mal.