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Konzert-Bericht
 
Un-Chumbawamba

Chumbawamba

Essen, Grend
24.01.2005
Chumbawamba
Da mögen sich doch zumindest diejenigen, die sich noch an den - unseren Informationen nach - letzten Essener Auftritt der britischen Anarcho-Combo in der brechendvollen (und gar nicht einmal so kleinen) Zeche Carl vor rund zehn Jahren erinnern konnten, verwundert die Augen gerieben haben: Chumbawamba im "kleinen" Grend? Doch es stimmte natürlich, wenngleich es ein grundlegend anders motiviertes Konzert war als das, von dem Kollege Maurer letzten Herbst berichtete. Mit kleinem Besteck (will heißen, nur fünf statt acht Musiker, bewaffnet nur mit ihren Stimmen, zwei Gitarren und einem vereinzelt eingesetzten Akkordeon) gab es an diesem Abend im restlos ausverkauften (bestuhlten) Theatersaal des Grend "Chumbawamba akustisch", stilecht mit Pause nach der Hälfte des Programms.
Geboten bekam man trotzdem keineswegs "Chumbawamba light", wenngleich Sängerin Jude am Ende des Konzerts auffiel, dass sie ganz vergessen hatten, über George W. Bush zu lästern - ansonsten bekanntlich eine ihrer Lieblingsdisziplinen, wie auch die T-Shirts am Devotionalienstand verrieten. Dort konnte man nämlich Leibchen mit dem Konterfei des aktuellen US-Präsidenten und der Legende "Terrorist" erwerben. Deshalb begann das Konzertes auch passenderweise mit "Jacob's Ladder" ein Anti-Kriegslied ("Das erste, aber nicht das letzte heute Abend", wie Jude erklärte, die fast alle Ansagen - und derer gab es viele - in ausgezeichnetem Deutsch und mit viel Humor machte). Mit "On Ebay" hatten sie ihre aktuelle Hymne ebenfalls schon früh im Set, und auch The Clashs "Bankrobber" gab es in der Version "ohne Strom" - deshalb aber noch lange nicht weniger elektrisierend. Auch einige feine neue Songs präsentierte uns das Quintett. "Learning To Love" empfahl sich dabei als potentieller Klassiker für die Zukunft, während ein weiterer neuer Song - zumindest in der spartanischen Fassung - ungewöhnlicherweise wie eine Mischung aus Country-Ballade und Beatles-Pop klang. Nach "Homophobia" und dem unausweichlichen "Timebomb" ging es in die Pause.
Ein bisschen seltsam erschien es ja schon, dass das Album "English Rebel Songs" zahlenmäßig fast am stärksten vertreten war, mit "Cutty Wren" und später auch "The Digger's Song", "World Turnes Upside Down" oder "Hanging On The Old Barbed Wire", schließlich ist die Platte siebzehn Jahre alt, aber die "alten radikalen Volkslieder" passten nun einmal gut zur zurückgenommenen Präsentationsform. Dass Chumbawamba aber dennoch bis heute im Herzen Punks sind, bewiesen sie mit der Patrick Fitzgerald-Coverversion "Safety-Pin Stuck In My Heart", um dann das große Finale einzuleiten. Das besteht immer noch aus "On The Day The Nazi Died", der aktualisierten Fassung von "Enough Is Enough" und dem italienischen Traditional "Bella Ciao" mit neuem, Silvio Berlusconi auf die Füße tretendem Text, aber dieses Songtrio ist einfach auch zu perfekt, um es zu auseinander zu reißen. Für die Zugaben hatten sich Chumbawamba dann noch das wunderbare Bee Gees-Cover "New York Mining Disaster"(anders als auf "WYSIWYG" nicht a-cappella vorgetragen) und die boshafte Antwort auf das fünfzigjährige Thronjubiläum der britischen Queen, "Her Majesty", aufgehoben. Das Licht ging an und klar war: Wir hatten ein wirklich feines Konzert gesehen. Ein wenig zu vergangenheitsverliebt vielleicht, aber dennoch in der Songauswahl nicht immer vorhersehbar. Den größten Hit ihrer Karriere, "Tubthumping", haben Chumbawamba in Essen nämlich nicht gespielt. Dafür gebührt ihnen fast mindestens so viel Respekt wie für die Songs, die sie tatsächlich gebracht haben.
Surfempfehlung:
www.chumba.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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