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Dawn Of The Dead

The Zombies

Köln, Kantine
18.05.2004

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The Zombies
Zombies sind heutzutage ja populärer denn je. Soeben lief mit großem Erfolg die Neuverfilmung des George A. Romero Klassikers "Dawn Of The Dead" in unseren Kinos. Die Story kannte man ja bereits vom Original her: Nachdem die Welt von den lebenden Toten überrannt wurde, schließt sich eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Konzertgänger zusammen und flieht in eine Konzerthalle, wo sie sich mit den Zombies konfrontiert sieht. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Es waren nur fünf Zombies, die den o.a. Protagonisten gegenüber standen, und doch hatten diese leichtes Spiel mit ihrer Beute. Colin Blunstone und Rod Argent hatten nach Jahrzehnten des Herumdaddelns beschlossen, die Band wieder auferstehen zu lassen, die sich bereits aufgelöst hatte, ehe ihre zweite Scheibe, "Odessey And Oracle" Ende der 60er Jahre erschien. Man hatte nämlich festgestellt, dass gemeinsames Werken zu befriedigenden Ergebnissen führte.
Die neue Zombies CD, "As Far As I Can See" weist dann auch erstaunliche Parallelen zu den alten Tracks auf: Colins Stimme ist über die Jahre hinweg nahezu unverändert erhalten geblieben, Rod Argents Vorlieben für vertrackte Pop-Kompositionen (bei denen er zuweilen trotz genialer Strophen einen griffigen Refrain aus den Augen verlor, was aber gerade deswegen zu den größten Hits der Band führte) sind lebendig wie eh und je und die als Markenzeichen berühmt gewordenen Harmoniegesänge bilden auch heute noch eine Stütze des Ganzen. Da die anderen drei Zombies seit dreißig Jahren keine professionelle Musik mehr gemacht haben (Gitarrist Paul Atkinson verstarb zudem vor wenigen Wochen), wird die Band heute ergänzt durch den Bassisten Jim Rodford (er gründete zusammen mit Rod Argent die Post-Zombies Band Argent und war später der Bassist der Kinks), dessen Sohn Steve an den Drums sowie den Allround Gitarristen Keith Arie. Letztere erwiesen sich im Live-Kontext dann auch gleich als die größte Hypothek. Während sich Blunstone und Argent nämlich bemühten, den Abend zu einer gediegen-blasierten Retrospektive zu gestalten, legte das o.a. Trio den größtmöglichen Wert darauf, durch musikalisches und mimisches Overacting dann doch die Oldies-Band heraushängen zu lassen. Doch der Reihe nach: Natürlich bildeten die Tracks des "Odessey And Oracle" Albums das Rückgrat der Setlist. Das machte auch Sinn, denn, so bemerkte Rod Argent zu Recht, die Zombies hatten diese Stücke ja damals nie selber live gespielt. Als "Time Of The Seasons" von einem US DJ zu einem posthumen Hit gemacht wurde, waren die Jungs ja schon längst mit Anderem beschäftigt. Dennoch wollte man sich nicht ganz auf den Jukebox-Faktor verlassen und reicherte die Show mit allerlei Obskuritäten (Zombies und Argent B-Seiten zum Beispiel), diversen neuen Stücken, den größten Argent-Hits sowie Stücken aus Colins Solo-Karrieren an. Dabei präsentierten sich die Zombies 2004 als erstaunlich wandlungsfähige Band. Sah man sich bei den Klassikern wie "Care Of Cell 44" oder "A Rose For Emily" quasi in die seligen 60s zurückversetzt, so wurde es an anderer Stelle dann relativ abenteuerlich. Sicher, einen Ausflug in Colins Vergangenheit als Sänger des Alan Parsons Project ("Old & Wise") und damit in die Niederungen der Adult Contemporary Muzak hatte man ja nicht nur befürchtet, sondern sogar erwartet. Dass die Jungs dann aber auch dem Schweine-Rock (Argents "Hold Your Head Up"), dem Jazz (Tim Hardins "Misty Roses"), dem Blues Rock (der neue Track "Southside Of The Street") oder dem Funk-Pop (in Form des recht gelungenen Obskur-Openeres "Andorra") frönten, kam dann doch eher überraschend. Mehr als ein Mal erwähnte Rod Argent zwischenzeitlich, dass man an diesem Abend ja leider keine Streicher dabei habe. Dies erwies sich indes als Glücksfall, denn Argents ausufernde und zum Teil zuckrige Arrangements vermisste hier nun wahrlich niemand.
Ganz im Gegenteil: Gerade die Stücke der neuen Scheibe, die diesbezüglich doch des Öfteren übers Ziel hinausschießen, gewannen im Live Kontext deutlich an Kontur und Format. Aber machen wir uns nichts vor: Die immerhin 100 Fans waren natürlich nicht gekommen, um sich das neue Material anzuhören, sondern um die Legende zu erleben (und durch ihren Besuch auch aufrecht zu erhalten: Am Abend vorher waren nur rund 60 erschienen). Und dieser Aspekt wurde auch gut bedient. Es schien sogar so, dass die Zombies immer dann zur Hochform aufliefen, wenn sie besonders weit in die Vergangenheit zurückgriffen: "She's Not There" und das erste Stück, das Blunstone und Argent im Alter von 17 Jahren einspielten – George Gershwins "Summertime" (dankenswerterweise in derselben torkelnden Swing-Walzer-Version wie auf der Debüt-LP) waren eindeutig die Höhepunkte der Show. Hier war den Musikern dann auch die Begeisterung anzumerken, die notwendig ist, um Unternehmen wie dieses zu einem Erfolg geraten zu lassen. Auch die eher seltsamen Sachen gefielen: "Indication", z.B. mit dem seltsamen Klassik-Rock-Ende oder "I Love You" – ein Zombies Track, der allerdings durch eine Band namens People zum Hit gemacht wurde. Sicher, "God Gave Rock'n'Roll To You", der von Russ Ballard geschriebene Argent Glam-Rock-Beitrag, der später von Kiss zu einem Hit gemacht wurde, hätte nicht unbedingt noch sein müssen – andererseits rundete er das Bild nach unten ab. Letztlich muß aber lobend anerkannt werden, dass sich die Zombies mehr oder minder erfolgreich bemühten, sich vom bloßen Durchkauen alter Hits abzusetzen (auf der aktuellen CD befinden sich z.B. keine recycleten Zombies-Klassiker) und obendrein auch als Musiker überzeugen konnten: Blunstone ist und bleibt ein herausragender Sänger vor dem Herrn und Argent ist ein begnadet-wieselflinker Keyboarder-Derwisch. Dass ihre drei neuen Kollegen mit großen Gesten, "zu vielen Tönen" und unangebrachter Lautstärke übers Ziel hinausschossen, ist zwar bedauerlich, aber so ist das nun mal eben. Wenn man sich nämlich persönlich gut versteht, wird man als Bandleader da schon mal betriebsblind. Fazit: Die Zombies mögen zwar heutzutage weder hip, noch sexy noch modern sein – wer sich allerdings die alten Tracks zu Gemüte führt, der wird die eine oder andere erstaunliche Parallele zum Sound der Jetzt-Zeit erkennen. Und: Für eine Band, die der Zeit früher so weit voraus war wie die Zombies, hinken sie heute dann doch erstaunlich wenig hinterher. Ach ja: Im Vergleich zur Kino Version von "Dawn Of The Dead" haben doch vergleichsweise viele Beteiligte überlebt...

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Surfempfehlung:
www.rodargent.com
members.aol.com/bocad/zom.htm
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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