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It's just that it's...delicate.

Damien Rice
Josh Ritter

Berlin, Knaack
05.03.2004
Damien Rice
Damien Rice - das ist ein Mann, der es nicht eilig hat, besser gesagt: es nicht eilig haben m u s s. Erstens, weil großes Talent nicht vergeht, und zweitens, weil hohe Kunst zelebriert werden will. So durchläuft der Ire auf der Bühne mühelos musikalische Traditionen und Liedtypen aller Art, um ihre oft komplizierte Essenz mittels erstaunlich graziler Arrangements zu neuer Form und Sprache zu verbinden - ein Zeichen für äußerste Souveränität. Dass Damien Rice also offensichtlich kein Performer des Zufalls, sondern vielmehr eine Art musikalischer Dichter ist, der sein Können gezielt einzusetzen weiß, zeigen nicht zuletzt seine lyrisch facettenreichen Texte. Sie rufen in ihrem jeweiligen musikalischen Kontext eine fließend theatrale Gesamtathmosphäre hervor, die niemals starr wirkt und zweifelsohne zu Damien Rice' größten Qualitäten als Künstler zählt. Rockballaden münden bei Rice ebenso gerne in französische Chansons der 50er Jahre, wie kleine Volkstänze in nicht enden wollende psychedelische Schinken fließen.
Wahrscheinlich hat es Damien Rice unter anderem seiner Zeit als Wandervogel jenseits tourneegebundener Richtlinien und Zwänge zu verdanken, dass sein erstes und bisher einziges Album "O" nicht den leisesten Anflug von Langeweile birgt, sondern - im Gegenteil - bereits erfolgreich für die zweite Konzertreise herhält. Grundsätzlich gilt: Wer sich genügend Zeit zum Ausprobieren nimmt, hat am Ende mehr zu bieten, wofür der diesjährige Knaack-Auftritt ein Protobeispiel zu sein scheint: Los geht's mit Josh Ritter, einem amerikanischen Bob Dylan-Verschnitt (zumindest optisch) aus Kansas, der, ziemlich aufgeregt, zum ersten Mal in Europa zu sein, zufrieden in die Menge lächelt. Dass man mit leicht linkischer Unbeholfenheit und einem Loblied für Johnny Cash die Sympathie des Publikums auf seiner Seite hat, versteht sich von selbst.
Damien Rice
Wenngleich etwas angeschlagen und nicht in allerbester seelischer Verfassung, betreten um 21:45h Damien Rice und seine vierköpfige Combo bestehend aus Tomo, der statt des Schlagzeugs diesmal eine einzelne Bongo spielt, Shane Fitzsimons am Bass, Vyvienne Long am Cello (zeitweise auch Piano) und Lisa Hannigan als Backgroundvokalistin die Bühne. Das folgende fast zweistündige Unplugged-Set, ist, was man ein vielseitiges Kunsterlebnis der Extraklasse nennt. Bereits beim ersten Song wird klar, dass Rice und Band nichts mit der Erfüllung gewöhnlicher Erwartungshaltungen am Hut haben wollen. Sie wollen zaubern, und zwar indem sie mit Musik Bilder malen; Bilder, die heller sind als der bloße Klang der Instrumente, und vor allem deutlicher als oft und gern gebrauchte Nonsens-Floskeln gemeiner Popsongs. "You wanna get burned, you wanna get turned, you wanna get fucked inside out..." - die Eröffnung des fast zweistündigen Sets fungiert gleichzeitig als Motto des Abends. Doch ist es mehr ein spiritueller Fick, den Rice seinem Publikum hier bietet, oder wie es in der verträumten Liebeshymne "Amie" heißt: "Something unusual, something strange..." Drummer Tomo, der sein spärliches Kit kurzentschlossen um eine Bierflasche erweitert, Vyviennes verschmitztes Lächeln hinter dem Cellobogen, Shanes gemütliche Captain-Balu-Gesten, und schließlich Lisas zarter Backgroundgesang verleihen der verranzten Bühne des Knaack einen bunten und irgendwie sehr ästhetischen Touch. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Kerzen und Teelichtern, die fein säuberlich aufgereiht den Bühnenrand schmücken. "Blower's Daugter", "Volcano" - vom Album "O" wird nahezu kein Song ausgelassen, doch auch alte Lieder wie "Wooden Horse" sowie etliche bisher unbekannte Nummern stehen auf dem Programm. "Is that alright with you?" - ja, denn den Zuhörern geht's blendend. Hier und da macht sich ein wenig Unmut über die Schweigsamkeit des Sängers breit, dieser jedoch zeigt sich unbeeindruckt. "I'm a stormy little singer, an unstable little swinger." Schön, dass unter Singer / Songwritern noch so was wie Selbstironie vorkommt... und Bescheidenheit, denn häufig - sei es nun Plan oder Entspannungspause - überlässt Rice das Mikro zwischendurch seinen Bandmitgliedern. Vyvienne glänzt - wie im letzten Jahr - mit einer kultigen Cello-Gesangsversion des White Stripes Klassikers "Seven Nation Army", während Lisa ihre offensichtlich vielseitig ausgebildete Stimme a capella präsentieren darf. Das energiegeladene "Cannonball", ein tieftrauriges "Cold Water" und die Geschichte des Wunderheilers runden den Abend ab. Als das Konzert nach fast zwei Stunden mit "The Professor" seinen Ausklang nimmt, scheint irgendwie niemand so richtig gehen zu wollen. Kein Wunder, denn Damien Rice macht süchtig - insofern...bis zum nächsten Jahr. Cheers, Darling!
Surfempfehlung:
www.damienrice.com
www.damienrice.co.uk
www.damienrice.net
Text: -Shatzy Shell-
Fotos: -Pressefreigabe-

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