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Konzert-Bericht
 
Verkehrte Welt

Tomahawk
Melvins

Hamburg, Fabrik
13.07.2003
Tomahawk
Verkehrte Welt? Gotteslästerung? Geschichtsverfälschung? Denn es kann doch nicht angehen, dass eine Band wie die Melvins, die seit Jahrzehnten großartige Alben macht und unter anderem einem gewissen Kurt Cobain zum Musikmachen inspirierte, vor den Fast-Newcomern Tomahawk spielen muss. Aber da bei denen mit Ex-Faith No More-Sänger Mike Patton kein Unbekannter hinter Mikro und Mischpult werkelt, waren King Buzzo und Kollegen eben nur der Anheizer. Und wie sich bald heraus stellen sollte, war das auch richtig.
Durch die Fabrikfenster schien noch das Sonnenlicht, als eine Sirene den Beginn der Melvins ankündigte. Basser Kevin Rutmanis kam dazu und bearbeite seine Axt. Laut und brazzig, wie nur ein Melvins-Bass klingen kann. Als dann Buzzo und der im schwarz-durchsichtigen Damen-Kleidchen gekleidete Drummer Dale Crover mit einstiegen, war der Jubel laut. Ein fettes Doom-Instrumental beschallte die Fabrik, die ersten Köpfe kamen in Bewegung und eine Stunde kranker, anstrengender Musik stand den Besuchern bevor. Denn nicht eine Sekunde war es still auf der Bühne. Stets malträtierte mindestens ein Melvin sein Instrument. Was teilweise wüst und ungestüm begann, entwickelte sich zu einem Kunstwerk, das wohl nur die Melvins selbst wirklich verstehen. Die Fans konnten nur schauen, jubeln und von der Bühne springen. Aus jeder Schaffensphase wurden Songs gespielt, ob wüster Noise-Core, wummernder Doom oder Highspeed-Punkattacken, kein Genre wurde ausgelassen. Gespart wurde dagegen an Worten. Nicht ein gesprochenes Wort kam Buzzo und Band über die Lippen. Kein "Hello", kein "Thank You", hallo Bob Dylan. Nach ziemlich genau einer Stunde war das Spektakel zu Ende, die Sirene röhrte wieder und ein erschöpftes, aber zufriedenes und zum Teil begeistertes Publikum verlangte nach mehr. Doch die Melvins wären nicht die Melvins, wenn sie wegen ein paar Hamburgern ihre Performance verfälschen würden. Denn genau das war es.
Tomahawk sind eine Allstar-Band. Am Mikro steht Mike Patton. Den Bass spielt Kevin Doppelshow Rutmanis, hinter der Schießbude prügelt Ex-Helmet-Drummer John Stanier und an der Gitarre zupft und fiedelt Duane Denison, den man von Jesus Lizzard und als Sechssaiter von Hank Williams III kennt. Und ja, jeder Melvins-Fan muss es zugeben, sie waren ein würdiger Headliner. Genauer gesagt Mike Patton, denn der Auftritt war eine One-Man-Show. Patton war der Mittelpunkt und jeder schaute nur auf ihn, wenn er hinter Mischpult und Keyboard herumsprang, dort schon fast eingesperrt wirkte, die seltsamsten Geräusche zauberte, seine Stimme in den verschiedensten Tonlagen präsentierte und einfach den dicken, aber schwer sympathischen Irren spielte. Und im Gegensatz zum Support suchte ein offensichtlich bestens gelaunter Frontman immer wieder den Kontakt zum Publikum. Da wurde mit den vorderen Reihen gescherzt, fröhlich und gezielt in die Menge gespuckt, ein Fan geknutscht und Hamburg für den Big Mac gedankt. Die knapp 900 Zuschauer waren begeistert, die Songs der beiden Alben kamen in bester Soundqualität - lediglich die Vocals waren teilweise etwas leise - und waren ebenso klasse wie die der Melvins. Nur um einiges eingängiger und einfacher. Vermutlich würden Faith No More heute wie Tomahawk klingen.
Surfempfehlung:
www.tomahawk.com
www.melvins.com
www.ipecac.com
Text: -Mathias Frank-
Foto: -Dustin Rabin-

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Mehr über Tomahawk:
Tonträger

Mehr über Melvins:
Tonträger
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