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Rrrrrock!

The Datsuns
The Casanovas

Köln, Prime Club
16.02.2003

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The Datsuns
The Datsuns mögen nicht die innovativste Band auf diesem Planeten sein, aber eines ist mal sicher: Diese vier Herren sind mit dem Rock N Roll auf Du und Du! Auch wenn sie weiterhin bemüht sind, in Interviews auf ihre Garagenwurzeln zu verweisen, und (angeblich) nichts von Stadionrock wissen wollen oder als Lieblingsbands eher The Sights oder die Soledad Brothers als AC/DC oder Kiss anführen - der schweißtreibende 80-Minuten-Auftritt im Kölner Prime Club war ganz ohne Zweifel Freiluft-Arena-tauglich!
Denn nachdem die Melbourner Anheizer The Casanovas mit sehr ähnlichen Mitteln - sprich, den gleichen drei Akkorden, jeder Menge 70s-Rock-Power und einer Riesenportion Spaß - den Abend gekonnt eröffnet hatten und sich deshalb in Kürze in einem Atemzug mit Bands wie Black Rebel Motorcycle Club, The Vue oder eben The Datsuns nennen lassen dürfen, gab es für New Zealand's Finest kein Halten mehr. Kaum hatte man Dolf, Phil, Christian und Matt Datsun aus dem Käfig namens Backstageraum auf die Bühne glassen - die, ungewohnt für den Prime Club, aber passend für die Raubtiermentalität der Band, mit einem Gitter abgesperrt war -, gingen gleich alle Garagenrock-Klischees den Bach runter, denn die erste Nummer war gleich "Hello There" von Cheap Trick, im Original verewigt auf einer DER Stadionrock-Live-Platten schlechthin, "Cheap Trick At Budokan"! Und auch danach, mit ihren eigenen Songs, absolvierten The Datsuns sämtliche Rock-Posen - fliegende Haare, ein Bein auf der Monitor-Box, Gitarre hinter den Kopf halten und das Solo blind spielen etc. pp. - mit Bravour! Bei "Harmonic Generator" nutzte Sänger Dolf die Gunst der Stunde, dass nämlich im ersten Teil des Songs kein Bass gebraucht wird, zu einem Balancierakt auf dem zwischen Bühne und Publikum aufgebauten Gitter (dafür wurde das also benötigt!) und bewies auch später noch einmal Fannähe, als er auf einen der vielen und in diesem Rahmen irgendwie unpassenden "Fuck George W. Bush"-Zwischenrufe dem US-Präsidenten umgehend das nächste Lied widmete - "Motherfucker From Hell"!

Wer wissen will, was die vier an diesem Abend gespielt haben, dem sei gesagt: Alles! Na gut, fast alles, denn "You Build Me Up (To Bring Me Down)" vom Debütalbum fehlte, aber ansonsten gab es vom Single-Erstling "Supergyration" bis zur B-Seite "Transistor" so ziemlich jeden einzelnen Song, den die Neuseeländer bisher veröffentlicht haben. Bei den Zugaben stand dann plötzlich der Gitarrist der Casanovas wieder mit auf der Bühne, was Phil die Möglichkeit gab, sich das Publikum mal aus der Nähe anzuschauen... Beim Publikum sorgte die ungebremste Power der vier jedenfalls für so große Begeisterung, dass die Datsuns, nachdem mit "Freeze Sucker" das letzte Stück der Setlist gespielt und die Verstärker längst aus waren, noch einmal auf die Bühne zurückkehrten, um der Meute vor der Bühne noch "At Your Touch" und das unvermeidliche zweite Cheap-Trick-Cover "Goodnight Now" um die Ohren zu hauen. Mit einem Wort: Spektakulär!


BACKSTAGE WITH: THE DATSUNS

Vor dem Konzert traf Gaesteliste.de Sänger und Bassist Dolf de Datsun (O-Ton der Dame von der Plattenfirma: "Ich schau mal, wer wach ist"), um von ihm zu erfahren, wie sich die Welt der Datsuns in den drei Monaten seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums verändert hat.

The Datsuns
GL: Als wir im September mit Matt und Phil geredet haben, schienen sie sich noch nicht ganz klar zu sein, ob sie die Band wirklich als "Karriere" betrachten sollten...

Dolf: "Wir sehen die Band inzwischen schon als unsere Karriere. Ich bin mit der Uni fertig, die anderen haben ihre Jobs aufgegeben, deshalb gilt der Band jetzt schon unser Hauptaugenmerk. Ich sehe mich selbst nicht als Musiker, ich weiß nicht, wie dieser Akkord heißt [spielt auf der mitgebrachten Gitarre] oder jener, aber trotzdem ist es mein Job, Musiker zu sein. Es ist schon ziemlich seltsam, für etwas bezahlt zu werden, das du nach eigener Einschätzung nicht wirklich professionell betreibst. Durch die positiven Reaktionen fühlen wir uns allerdings verpflichtet, immer besser zu werden und immer professionellere Shows zu spielen. Wir wollen die Erwartungen, die in uns gesetzt werden, erfüllen und gleichzeitig eine Menge Spaß haben. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir die Band wirklich als etwas Langfristiges sehen. Wir leben nur für den Moment. Wir sind alle zum ersten Mal in einer Band, in der wir länger als einen Monat vorausplanen müssen. Jetzt wissen wir genau, was wir bis Weihnachten machen werden, und müssen Zeitpläne aufstellen, um noch ein wenig Privatleben zwischendurch zu haben."

GL: Gibt es schon Pläne für das zweite Album?

Dolf: "Wir haben in London schon eine ganze Reihe neuer Demos aufgenommen, aber weil unsere erste LP leider erst jetzt in Amerika herauskommt, wird das zweite Album frühestens in einem Jahr fertig sein. Ich kann zwar auf Tour neue Songs schreiben, aber ich muss sie ja dem Rest der Band vorstellen, und wir müssen uns um das Arrangement Gedanken machen. Das ist bei 20 oder 30 Minuten Soundcheck jeden Abend natürlich ziemlich schwierig. Wie heißt es so schön klischeehaft: Du hast sechs Jahre oder so, um dein erstes Album zu schreiben, und für das zweite bleiben dir nur ein paar 'days off' auf Tour. Wir haben eine ganze Menge neuer Songs, da mache ich mir keine großen Sorgen. Ich denke, die nächste Platte wird viel 'echter' sein, denn dieses Mal wird es mehr um Dinge gehen, die uns wirklich passiert sind, es wird mehr um das Leben unterwegs und um echte Beziehungen gehen, deshalb wird die Platte wohl wesentlich persönlicher ausfallen. Aber was weiß ich... wir sind jung und oberflächlich und schreiben einfach über das, was uns in den Sinn kommt. Ein Song wie 'Harmonic Generator' zum Beispiel hat keinerlei Bedeutung, abgesehen davon, dass er gut klingt. Ganz so wie die alten T.-Rex-Songs."

GL: Was ist die unangenehmste Interview-Frage für dich?

Dolf: "Ich hab zwar im allgemeinen kein Problem damit, über meine persönlichen Ansichten zu sprechen, aber häufig wollen die Leute haarklein wissen, wie die Datsuns über dies oder das denken, ohne dass das auch nur im geringsten mit Musik zu tun hat. Ich kann ja verstehen, dass die Leute auch an uns als Menschen interessiert sind, aber so gerne ich auch über mich selbst rede - ich kann nicht für den Rest der Band sprechen."

GL: Im Sommer stehen für euch wieder Festivalauftritte an. Die müssten euch doch eigentlich fast noch besser liegen als die Clubshows?

Dolf: "Wie viele haben wir gesagt, dass wir lieber in einem dunklen Club vor einer schwitzenden Meute spielen wollen, aber dann haben wir die Festivals in Reading und Leeds gespielt, und das war einfach unglaublich! Und obwohl ich immer noch - ohne groß überlegen zu müssen - einen Club mit 800 bis 1 000 Leuten vorziehen würde, haben Festivals natürlich den Vorteil, dass du Leute erreichst, die sich sonst nie und nimmer für dich interessiert hätten. Ich bin kein großer Fan der Vines, aber bei einem Festival hab ich 10 000 Menschen ihre Songs singen hören - so etwas ist immer grandios!"

GL: Die Vines sind ja nun unglaublich gehypt worden, da fragt man sich unweigerlich, was da noch kommen soll...

Dolf: "Genau, für die bleibt nicht mehr viel, was sie noch erreichen können. Ich meine, wir waren auch ein paar Mal auf dem Cover des NME in England, zum ersten Mal in der Woche, in der unser Album herauskam. The Vines waren schon auf dem Cover, bevor ihre erste Single draußen war. Sie haben sehr lange und für viel Geld an ihrem Album gearbeitet, nur um es dann zu einem reduzierten Preis zu verkaufen, um möglichst schnell das Geld wieder hereinzubekommen. Das funktioniert, aber ich würde da nicht mitmachen wollen. Wir gehen die Sache lieber Schritt für Schritt an, denn nur so kannst du die Kontrolle behalten. Wir können uns sicher sein, dass wir noch ein paar Asse im Ärmel haben und noch nicht all unsere Karten auf den Tisch gelegt haben. Unser Ziel ist es nicht, 200 000 Platten in zwei Wochen zu verkaufen. Wir wollen rausgehen und für die Leute spielen. Denn genau darin sind wir gut!"

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Konzert: -Carsten Wohlfeld-
Interview: -Carsten Wohlfeld & Laura Scheiter-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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