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Höchste Zeit

Chokebore
Boy Division

Dortmund, Cosmotopia
09.05.2002
Chokebore
Sie tragen schwarze Hemden und Krawatten, sie versuchen, ernst zu gucken und müssen doch dauernd über sich selbst lachen. Sie spielen Songs, die sie mal irgendwo gehört haben, nach, und können sich manchmal an nicht vielmehr als an ein Gitarrenriff oder einen Refrain erinnern. Sie tun so, als wären sie Dilettanten und können das meist recht glaubhaft vermitteln. Ihr Sound ist Trash pur, aber die Idee ist charmant. Es handelt sich um Boy Division, eine Jux Band aus Hamburg, die bekannte Popsongs in punkiger Hau-Drauf-Manier mit Suppentopf-Schlagzeug verwursten. Dabei sind sie gar nicht schlecht und wenn der Sänger nicht duch ein Megaphon sänge, wären sie wahrscheinlich sogar richtig gut. Unterm Strich beschränkte sich der Spaßfaktor dann allerdings meist doch nur auf das Erraten des Originals. Trotzdem: besser als gar kein Spaßfaktor.
Chokebore, der ewige Geheimtip (immerhin bekannt genug, um das kleine Cosmotopia in Dortmund ordentlich zu füllen), haben nach langer Pause eine neue Platte gemacht und gehen deshalb auf eine kleine Tournee, die sie auch nach Dortmund führte. Wie kann eine solche Musik aus Hawaii kommen? Bekanntlich scheint doch dort dauernd die Sonne, alle haben gute Laune und keine Probleme... Chokebore belehren uns eines besseren. Sie sind wütend, nachdenklich, traurig und verzweifelt - die komplette Palette an Emotionen auf engstem Raum. Dem Sänger steht der Wahn in die Augen geschrieben. Wieso hat für diese Band noch keiner den Begriff Emocore benutzt? Wahrscheinlich nur, weil er so inflationär gebraucht wurde, daß er für die meisten schon eine Beleidigung darstellt. Dabei könnten Chokebore ihm neues Leben einhauchen: Schlagzeug zwischen Hardcore und Metal, wummernder Baß, harte Gitarren und melodischer Gesang. Ihre eigene Note fügen Chokebore dadurch hinzu, daß sie Dissonanzen so wunderbar harmonisch klingen lassen, wie das seit Polvo niemand mehr geschafft hat. Wären Chokebore nicht mittlerweile 10 Jahre alt, so wären sie die neue Hoffnung des Emocore - so sind sie das schon länger, nur keiner hat es bemerkt. Es wird also höchste Zeit.
Text: -Stefan Claudius-
Foto: -Stefan Claudius-


 
 

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