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Sasami
Sanescere

Köln, Bumann & Sohn
11.09.2019

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Sasami
Sasami Ashworth - und das sollten Konzertgänger beim Besuch einer Show der quirligen Dame aus L.A. bedenken - ist zu 50 % Attitüde, 50 % Talent und 50 % überschüssige Energie. Wer da beim Zusammenzählen auf 150 % kommt, hat natürlich recht, aber so einfach ist Sasami dann auch wieder nicht in Schubladen zu stecken. Schließlich spielt sie z.B. auch Waldhorn und überhaupt: Auf ihrer Facebook-Seite kündigte sie sowieso an, 1.000 % geben zu wollen. Im Frühjahr hat Sasami ihre selbstbetitelte Debüt-LP veröffentlicht - im Geschäft ist sie allerdings schon länger. Ihre musikalische Laufbahn begann sie als Filmkomponistin, Arrangeurin und Musiklehrerin, bevor sie dann beschloss, es mal mit der Rockmusik zu versuchen. 2012 etwa schloss sie sich als Keyboarderin der Band Cherry Glazerr ihrer Freundin Clementine Creevy an. Da es sich bei Cherry Glazerr aber grundsätzlich um eine Rockband handelt, konnte sie sich dort nicht so recht verwirklichen und entschied sich dann für eine Solo-Karriere. In Köln war Sasami dann auch schon öfter zu Gast gewesen - etwa mit Cherry Glazerr oder zuletzt als Support/Musikerin für Snail Mail, der Band des vielgehypten Indie-Wunderkindes Lindsey Jordan. Die Show im Bumann & Sohn war aber der erste Headliner Gig von Sasami und ihrer Band in der Domstadt.
Da es Sasami wichtig ist, sich mit gleichgesinnten Frauen zu umgeben, war es dann folgerichtig, dass die Veranstaltung von den feministischen Kölner LGBT-Aktivistinnen des Cumming Collectives mitveranstaltet wurde. Das erklärte dann auch die Verpflichtung des Support-Acts Sanescere aus dem Dunstkreis des Cumming Collectives. Eigentlich ist Sanescere eine Band - jedoch präsentierte sich an diesem Abend Frontfrau Selena alleine mit einem E-Pop-Ableger des Projektes, der demnächst aus veröffentlichungstechnisch repräsentiert werden soll. Dem Anlass entsprechend wurde zunächst mal die Beleuchtung weitestgehend ausgeschaltet. Das ist ja bei Elektronik-Acts heutzutage fast schon eine Pflichtübung. Nun gab es aber produktionstechnisch auch gar nicht so viel zu sehen. Selena wog sich sachte im Takt - oder sagen wie besser mal Puls - ihrer elegant swingenden Songgebilde, die sich musikalisch dadurch auszeichneten, dass auf hektische Club-Ästhetik vollständig verzichtet wurde. Atmosphäre und Melodie sind bei dieser Sanescere-Inkarnation eindeutig wichtiger als Beats und Rhythmen - was der Sache dann zuweilen eine Art Ambient-Pop-Note verlieh, zumal Selenas sparsam eingesetzter Gesang eher lautmalerischen Charakter hat. Dennoch erwies sich das kurze Set als bemerkenswert abwechslungsreich und unterhaltsam - was auch daran lag, dass Selena nicht in selbstverliebte Knöpfchendreherei verfiel, sondern im vorprogrammierten Songformat blieb. Das hatte musikalisch zwar nicht viel mit dem zu tun, was Sasami & Co. im folgenden boten, überzeugte aber doch als interessanter Support-Act.
Sasami und ihre beiden Begleiterinnen fackelten im Folgenden nicht lange rum, sondern boten die Songs des Debütalbums schlicht und ergreifend als schmirgelnde, polternde und zuweilen hysterisch eskalierende Rock-Show dar, die die PA des Bumann & Sohn knackend und dröhnend an ihre Leistungsgrenzen führte. Dennoch war der Sound eher laut als gut. Sasamis sowieso nicht besonders voluminöser Gesang war in dem Getöse jedenfalls nicht besonders herauszuhören. Freilich: Am Unterhaltungscharakter der Veranstaltung änderte das nichts und das Ganze war ja auch durchaus auf Despektierlichkeit ausgelegt. Feinsinn hätte hier eher gestört. Tatsächlich hat Sasami ja mittlerweile aber zumindest songwriterisch einiges zu bieten. Bei ihrer Show als Support von Snail Mail erschienen ihre Elaborate noch eher bemüht als konkret. Auf die Frage, ob sie denn damals schon Stücke gespielt habe, die sich nun auf der LP befinden, meinte sie z.B. nach der Show: "Das schon - aber ich habe die Songs noch mal überarbeitet." Das kann man dann tatsächlich heutzutage auch heraushören. Als Performerin ist Sasami darauf aus, mit dem Publikum in einen möglichst vertraulichen Kontakt zu treten - und zeigt sich dabei an allem möglichen interessiert. An der Sprache zum Beispiel, am Sprudelwasser oder an den Kameras, mit denen sie fotografiert wird. "Was ist denn das für eine Kamera?", fragte sie zum Beispiel mitten in einem Song, "eine Sony? Hah - asiatisch wie ich." Gegen Ende des Sets bedankte sie sich dann zunächst bei ihren "gay musicians" wie sie das formulierte, dann beim Licht & Tontechniker, dann beim Booker, dann beim Veranstalter und schließlich auch beim Publikum. "Ein großes altes D für euch alle!", meinte sie dann enthusiastisch. "Was soll denn ein großes altes 'D' sein?", fragte ihre Drummerin verdutzt. "Na ein großes 'Danke' natürlich. An was hast du denn gedacht, du Perversling?" Dann kam sie noch auf die Idee , eine Versammlung zum Auffinden eines Trump-feindlichen Landesmotto auszurufen. "Wie wäre es denn mit 'Make Germany cum again'? Alle, die dafür sind sagen bitte mal 'Aye'". Woraufhin dann die Mädels vom Cumming Collective einstimmten. "Typisch - nur Frauen", meinte Sasami abschätzig, "na ja, die Männer kommen vermutlich ja sowieso genug." Trotz dieser ganzen Antics verkam die Sache aber keineswegs zu einer reinen Comedy-Show oder gar einer politischen Queer-Veranstaltung, denn ihre Musik nimmt Sasami deutlich ernster als sich selbst. Neben der Songs ihrer LP hatte Sasami noch den neuen Track "Take Care" im Gepäck, der freilich als potentielle Ballade freilich im allgemeinen Rock-Getöse unterging. Aber cool war es trotzdem!

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Surfempfehlung:
www.sasamiashworth.com
www.facebook.com/SASAMIASHWORTH
www.facebook.com/pages/category/Band/Sanescere-1127505490681838/
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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