Ganz allein steht Molly Sarlé mit einer kurzerhand vor Ort geliehenen Stromgitarre auf der Bühne der Haldern Pop Bar und singt kunstvoll reduzierte und doch ungeheuer kraftvolle Gänsehautversionen der vor Empathie strotzenden Lieder ihres ersten Alleingangs, als wolle sie sagen: Schaut mal, was man aus Indie-Folk machen kann, wenn man unbedingte Ehrlichkeit, kluge Beobachtungen mitten aus dem Leben und humorvolle Pointen furchtlos mit einem feinen Händchen für ungewöhnliche Melodien und einer ordentlichen Portion performerischer Widerspenstigkeit zusammenfließen lässt! Die sagenhafte Gelassenheit, die sie dabei ausstrahlt, macht sich nicht nur beim dahingetupften Glanzlicht "Human", sondern auch bei "Almost Free" bemerkbar. Als ausgerechnet bei dem dramatischen Song über die Selbstmordabsichten ihres Vaters im Saal ein Handy klingelt, baut sie ohne aus dem Takt zu kommen ein fiktives Telefongespräch in den Text ein, als sei das das Normalste der Welt... Umwerfend sind auch ihre Coverversionen: Gleich zu Beginn interpretiert sie "Thirteen" so wunderbar eigensinnig, dass aus dem oft gecoverten Big-Star-Klassiker praktisch ein ganz neuer Song wird, später gelingt ihr das Kunststück, "Werewolf" noch seltsamer klingen zu lassen als das herrlich windschiefe Original von Oberweirdo Michael Hurley.
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