Schnell ist klar: Black Sea Dahu machen Musik am Puls der Zeit. Das Sextett aus Zürich bewegt sich in einer Welt, die immer stärker zu den Extremen neigt, und sein Klangbild, sein Auftreten in der Wohngemeinschaft reflektiert das, wenn Janine Cathrein und die Ihren den Wechsel zwischen schnell und langsam, zwischen laut und leise bewusst inszenieren. Ihr oft schwelgerischer Sound an der Schnittstelle von Folk und Dreampop, der mit Gitarre, Cello, Bass, Keyboards und Minimal-Schlagwerk so handgemacht ist, dass sogar die Samples von einer altmodischen Tonbandmaschine eingespielt werden, hat dennoch einen betont modernen Anstrich.
In den Liedern von "White Creatures" lassen Black Sea Dahu klassische Singer/Songwriter-Werte mit Spotify-kompatiblen Zeitgeist-Gimmicks wie Handclaps oder wortlosen Refrains zusammenfließen, während ihre Frontfrau mit ausdrucksstark warmer Stimme, unterstützt vom Harmoniegesang ihrer Geschwister Vera und Simon, durch poetisch versponnene Coming-of-Age-Texte dem fast ausschließlich aus jungen Damen Anfang 20 bestehenden Publikum aus dem Herzen spricht. Mit mitten aus dem Leben gegriffenen Liedern wie der dahingetupften Solonummer "My Dear" oder Einsichten aus Thomas Meyers Ratgeber "Wäre die Einsamkeit nicht so lehrreich, könnte man glatt daran verzweifeln" holt sie ihre Fans dort ab, wo sie die "adolescent angst" noch voll im Griff hat.
Zu den neuen Liedern gesellen sich einige Nummern des Vorgängerprojekts Josh, etwa das hinreißende "Kingdom North", bei denen das folkig Ursprüngliche etwas stärker in den Vordergrund rückt, ohne dass die Stücke deshalb aus dem Rahmen fallen. Ihr oft schwebender, ja, geradezu hypnotischer Sound verbindet Zeitlosigkeit und Zeitgeist dabei so einnehmend, dass selbst einige technische Probleme die Band nicht aus der Fassung bringen können: Die Aussetzer werden von Janine in Anlehnung an Herrn Rietmann aus den "Nicht lustig"-Comics einfach Alfred, dem freundlichen PA-Geist, zugeschrieben und mit einem Lächeln kurzerhand überspielt.