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John Blek

Mülheim/Ruhr, Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe
22.02.2019

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John Blek
"Willkommen in meinem Wohnzimmer", begrüßte der irische Songschmied John Blek das Publikum im Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe - und das war dann nur teilweise als Witz gemeint, weil der gute Mann schließlich an gleicher Stelle (und in verschiedenen Konstellationen) schon recht oft sein Material zum Besten gab. Dieses Mal gab es freilich einen aktuellen Anlass dafür, denn im Zentrum des Vortrages standen jene Songs, die im wesentlichen Johns neuestes Album, "Thistle & Thorn", ausmachen, das erst am 22.03.19 offiziell bei uns erscheinen wird.
Nun ist das mit einem Begriff wie "neu" bei einem gewohnheitsmäßigen Workaholic wie John Blek natürlich immer so eine Sache, denn immerhin hat er das Material für seine NÄCHSTEN beiden Alben bereits beisammen und natürlich hört er auch nicht auf, neue Songs zu schreiben - und so kam es dann, dass dem kundigen Fachpublikum die einen oder anderen "neuen" Songs (beispielsweise "The Blackwater") durchaus schon bekannt waren; einfach weil John diese schon länger im Angebot hatte. Nicht dass das irgend jemand gestört hätte - denn zum einen versteht es John seinen Songs immer frische Akzente angedeihen zu lassen und vor allen Dingen durch seine erläuternden Anekdötchen immer wieder in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Der besagte Blackwater-Fluss - so erfuhren die Anwesenden - ist jener Fluss, der durch die Wohnorte beider seiner Eltern im heimatlichen Cork fließe und den man dortselbst auch den Rhein Irlands nennt, wie Johns Vater ihm verraten habe, was aber vermutlich eher eine Lüge sei. Es sind dann selbstironische Anekdoten wie diese, die im Wesentlichen den Reiz insbesondere eines John Blek Solo-Konzertes auszeichnen.

Das Thema des neuen Albums - das sich wie ein roter Faden durch das Material zieht - ist dabei die vom letzten Sommer (in dem die neuen Songs teilweise entstanden) inspirierte irische Natur - wobei John als Meister seines Fachs natürlich auch darauf achtet, universelle Themen einzuweben und dabei zum Beispiel auch das Leben als Musiker zum Zentrum seiner Betrachtungen macht - etwa in dem Song "Hannah", in dem er anhand des fiktiven Charakters "Hannah" seine eigene Situation als reisender Barde anschaulich darstellt. Seine Songs gefallen dabei übrigens auch Kühen: Als er den Song "Colours Rosing" im heimatlichen Garten ausprobierte, bestand sein Publikum aus den Kühen des Nachbarn, die ihm interessiert zuhörten. "Ich steige aber schon auf in der Welt", kommentierte er diese Situation, "das kann ich daran erkennen, dass mein Publikum hier immerhin aus Menschen besteht." Abgerundet wurde der neue Songreigen dann durch alte Hits und Klassiker - etwa das für ein befreundetes Paar geschriebene Hochzeitssong "Needle & Thread", die archetypische Folk-Ballade "Little Sparrow", "Forever In Your Likeness" - eine Hommage an einen verstorbenen gemeinsamen Freund von John und Gastgeber Dietmar Leibecke oder das Tim Hardin-Cover "If I Were A Carpenter". Unter dem Strich gefällt das Oeuvre John Bleks unter anderem dadurch, dass er der Versuchung widersteht, der viele seiner Landsleute erliegen, sich musikalisch in Richtung der USA zu orientieren und sich konsequent auf seine gälischen Folk-Roots beruft - ohne dabei allerdings irgendwelche Irish-Folk-Klischees zu bedienen. Die einzige Frage, die dann am Ende nicht durch seine Songs beantwortet werden konnte, war dann die, wie er bitteschön den ständig wachsenden Fundus an neuen Songs, den er vor sich sich hinschiebt, in der Zukunft konstruktiv verwalten möchte. Aber das ist eine andere Geschichte.

John Blek
NACHGEHAKT BEI: JOHN BLEK

GL.de: Das letzte Album hieß ja "Catharsis Vol.1" - wieso heißt das neue denn dann nicht "Catharsis Vol.2"?

John: Ich hatte "Catharsis" ursprünglich so geplant, dass "Vol. 1" die neuen Songs enthalten sollte und "Vol. 2" sollte ein Album mit Instrumentals werden. Irgendwann wurde mir dann allerdings klar, dass es nicht sehr förderlich für mich sein würde, wenn ich ein Album mit Instrumentals veröffentlichte - und deswegen begann ich dann, die Instrumentals zu "richtigen" Songs auszuarbeiten.

GL.de: Warum heißt das neue Album dann "Thistle & Thorn" - also "Distel und Dorn"?

John: Nun das Thema des Albums ist die Welt der Natur. Der irische Sommer des letzten Jahres war teilweise die Inspirationsquelle dafür. Wir hatten einen schönen Sommer - der aber längst nicht so heiß und trocken war, wie der bei euch. "Distel & Dorn" habe ich das Album deshalb genannt, weil der Begriff in mehreren Songs auftaucht und die Distel sowohl eine sehr schöne Blüte hat, die man genießen und wertschätzen kann - die aber andererseits eben auch Dornen hat; ein bisschen wie eine Rose. Es ist schön zwei Worte zu verwenden, die eigentlich zusammen gehören, die aber für total gegensätzliche Dinge stehen können.

GL.de: Ist das dein Ding - Alben nach Themen zu sortieren?

John: Ja, ich plane Alben auch als Alben - also als neun oder zehn Songs, die zusammengehören und suche mir dann immer ein Thema als Leitmotiv.

GL.de: Es geht das Gerücht, dass "Thistle & Thorn" Teil eines größeren Projektes ist?

John: In der Tat - es geht um eine Serie von vier Alben. "Catharsis Vol. 1" war das erste, "Thistle & Thorn" ist Nummer 2, das dritte heißt "The Embers" - und ist fast fertig - und das danach heißt "On Ether & Air" - wird aber vermutlich erst in zwei Jahren herauskommen. Die Idee dabei ist die, die Alben an den vier Elementen auszurichten. Auf "Catharsis" hat sich das Wasser als Leitmotiv herausgeschält - mit Songs wie "Salt In The Water" und so. "Thistle & Thorn" repräsentiert dabei das Land und die Erde, "The Embers" - also "die Flut" bezieht sich auf das Element Feuer und "On Ether & Air" demzufolge auf die Luft.

GL.de: Einige der Stücke auf "Thistle & Thorn" hast du ja in Louisville, Kentucky, aufgenommen. Viele deiner britischen Kollegen machen sowas ja, um in den USA auch musikalisch amerikanische Südstaaten-Vibes einzufangen - während du aber konsequent bei deinen britischen Folk-Roots bleibst. Warum bis du denn zum Aufnehmen in die USA gegangen?

John: Mir ging es gar nicht darum, ein Südstaaten-Feeling einzufangen, sondern ich bin in die USA gegangen, weil dort zwei Leute leben, mit denen ich unbedingt zusammen arbeiten wollte. Das war Joan Shelley - eine Songwriterin und eine Freundin von mir und ihr Partner Nathan Salsburg, der ein unglaublicher Gitarrist ist und auch ein Kurator der Alan Lomax-Stiftung. Die beiden arbeiten ja auch gelegentlich mit Will Oldham zusammen.

GL.de: Die neuen Songs folgen ja ganz klar den Richtlinien des Folk. Ist das Absicht oder passiert das sowieso aufgrund deiner Herkunft?

John: Das ist schon beabsichtigt. Aber es ist tatsächlich auch schwer zu vermeiden. Zum Beispiel bezieht sich der erste Titel "The Blackwater" auf einen Fluss, der durch Cork fließt - wobei "Blackwater" in Irland und England ein ziemlich häufiger Name für Wasserläufe ist - und tatsächlich auch immer wieder in Folk-Songs auftaucht. Es gibt natürlich etliche irische Referenzen in meinen Songs, während ich denke, dass die neuen Songs musikalisch zwar durchaus Folksongs sind - aber nicht notwendigerweise typisch irische.

GL.de: Und dann gibt es ja noch einen waschechten Protest-Song namens "Rise Up" auf der Scheibe - der aber seltsam sanftmütig daher kommt.

John: Nun, ich bin kein aggressiver Mensch - und ich sehe keine Notwendigkeit, so etwas in meinen Songs auszudrücken. Es ist zwar ein Aufruf zu den Waffen zu greifen - aber ein eher subtiler. Und dann ist es ja auch so, dass der der am lautesten schreit, sich zwar bemerkbar macht - aber wenn man leise spricht, hören dir die Leute auch wirklich richtig zu.

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Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
 

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