NACHGEHAKT BEI: AMBER BAIN (THE JAPANESE HOUSE)
GL.de: Warum hast du dir eigentlich den Projektnamen The Japanese House gegeben?
Amber: Weil ich auf keinen Fall meinen eigenen Namen verwenden wollte. Ich habe dann nach etwas gesucht, nach dem ich eine Band benennen könnte - was ziemlich schwierig ist. Ich erinnerte mich dann daran, dass ich - als ich fünf oder sechs Jahre alt war - eine Woche lang so getan habe, als sei ich ein Junge. Da verliebte sich ein Mädchen aus der Nachbarschaft in mich, weil sie dachte, ich sei ein Junge. Das Haus, in dem ich damals lebte, hieß "das japanische Haus" - das ist eigentlich schon alles. Es hat rein gar nichts mit der Musik zu tun, die ich heute mache.
GL.de: Du hast ja bis jetzt schon vier EPs herausgebracht - aber noch keine LP. Warum dauert es denn so lange?
Amber: Eigentlich nur, weil ich seit Jahren ständig toure und EPs herausbringe. Ich musste tatsächlich eine Tour absagen, um die Scheibe überhaupt machen zu können. Denn es ist so, dass ich schlecht darin bin, Dinge zu Ende zu bringen, weil ich sehr kontrolliert arbeite. Und es ist auch so, dass ich auf Tour keine Songs schreiben kann - speziell in Situationen wie diesen mit Soundcheck, Promo-Terminen, Proben und sowas.
GL.de: Wie schreibst du deine Songs eigentlich? Auf der Bühne verwendest du ja stets eine Gitarre - bei den Studioproduktionen gibt es jedoch viel Elektronik und ausgefeilte, vielschichtige Gesangsharmonien.
Amber: Ich schreibe meine Songs hauptsächlich auf dem Computer. Das Schreiben und das Produzieren gehen so Hand in Hand. Ich suche mir zunächst vielleicht eine Textzeile, eine Akkordfolge oder eine Melodie und spiele dann am Computer damit herum, bis ich einen Klang gefunden habe, der mich inspiriert.
GL.de: Und wie arbeitest du dann mit den Stimmen? Verwendest du hier Effekte?
Amber: Nein - das tue ich nicht. Sie werden einfach in vielen, vielem Ebenen aufeiandergeschichtet. Auch wenn ich solo singe, dupliziere ich meine Stimme meistens noch. Es wird oft vermutet, dass ich mit einem Vocoder oder Harmoniser arbeite - dem ist aber nicht so, denn mit einem Harmoniser kann man eben nur parallele Harmonien erzielen und das finde ich langweilig. Ich brauche Kontermelodien und Abweichungen. Das kann man auf natürlichem Wege besser erzielen.
GL.de: Harmonien sind also sehr wichtig für The Japanese House?
Amber: Ja - ich mag Harmonien. Nicht nur stimmliche, sondern generell. Und ich mag interessante Akkordfolgen. Obwohl - ein Song kann auch nur aus zwei Akkorden bestehen und doch der beste Song sein, wenn nur das Richtige gesagt wird. Ich mag aber auch Songs, die einfach nur gut klingen, weil ich eine gute Produktion wertzuschätzen weiß. Die besten Songs sind aber sowieso die, die dich irgendwie tief bewegen, ohne dass du genau sagen kannst, woran das liegt.
GL.de: In deinen Songs gibt es eine Menge Wasser-Bezüge - Swimming Pools, das Schwimmen, das Treiben - was hat es damit auf sich?
Amber: Ja, das stimmt. Es ist aber totaler Zufall und hat keine tiefgehende Bedeutung. Ich schätze mal, dass es daran liegt, dass es in England so viel regnet, dass ich automatisch dazu tendiere, an das Wasser zu denken, wenn ich Songs schreibe.
GL.de: Wenn du deine Songs schreibst: Tust du das mit einem Ziel im Sinn - oder bist du mehr an dem Prozess interessiert?
Amber: Also ich fange gewiss nicht mit einem Ziel im Sinn an, einen Song zu schreiben - weil das der Sache doch den gewissen Reiz nimmt. Wenn man etwas erschafft, sollte das auf natürliche Weis geschehen und man sollte nichts erzwingen wollen. In meinem Kopf weiß ich aber schon, wie etwas klingen soll - und das versuche ich dann auch irgendwie umzusetzen. Aber ich habe keine Referenz im Kopf, die ich anstrebe. Das wäre ja auch albern. Sagen wir mal, ich wollte eine Scheibe machen wie Fleetwood Mac sie gemacht haben - weil ich Fleetwood Mac liebe. Welchen Zweck sollte so etwas haben? Denn es gäbe eine solche Scheibe ja bereits.