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Peaches'n'Blues

Larkin Poe
Handmade Moments

Köln, Luxor
25.11.2018

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Larkin Poe
"Larkin Poe - das ist als wäre Robert Johnson zurückgekommen... als zwei Babes", erklärte Joel Lundford (seines Zeichens die männliche Hälfte des Support-Duos Handmade Moments) anlässlich der ausverkauften Show von Rebecca und Megan Lovell und ihren Musikern im Kölner Luxor. Und schöner hätte man das Phänomen Larkin Poe auch gar nicht erklären können - nicht nur, aber auch, weil es als letzte Zugabe des Abends Robert Johnsons "Come Into My Kitchen" als akustische Singalong-Jam-Session gab.
Dabei dürfte gar nicht mal allen Anwesenden klar gewesen sein, wer Robert Johnson überhaupt war, denn neben einer Kerngesellschaft von angegrauten Blues-Spezialisten, die "Mercedes Benz" Wort für Wort mitsingen konnten, als Anna Moss (die weibliche Handmade Moments-Hälfte) den Song a cappella vortrug, während Lundford eine neue Saite aufzog, bestand das Publikum durchaus auch zum großen Teil aus jungen Damen, die nun wirklich nicht wirkten wie historisch interessierte Genre-Expertinnen.

Aber vielleicht mal der Reihe nach: Dieser Abend stand nämlich nicht unerwartet ganz im Zeichen des Blues. Und zwar im Zeichen des originären Ur-Blues. Denn sowohl die Handmade Moments wie auch Larkin Poe orientieren sich an klassischen Altmeistern wie Son House, Skip James, Leadbelly, Bessie Smith oder eben Robert Johnson - und nicht etwa an der elektrischen, zweiten Blues-Generation. Das mag - besonders im Falle von Larkin Poe - irritierend erscheinen, denn die spielen ihren Blues schon recht laut und rockig; führt aber andererseits auch dazu, dass Larkin Poe-Konzerte nicht in typische Blues-Rock-Orgien ausarten, bei denen ein Klischee nach dem anderen abgearbeitet wird und bei denen es nur um musikalische Virtuosität geht. Nicht etwa, dass Larkin Poe jetzt etwa schlecht spielen - aber um das wieselflinke Abarbeiten möglichst komplexer Soli geht es dabei nun wirklich nicht. Am Besten brachte es Rebecca Lovell durch ihre Erklärungen zu den eigenen Songs auf den Punkt; zum Beispiel zu dem Stück "Freedom" vom letzten Album "Peach", in dem es darum geht, die eigenen Dämonen im Zaun zu halten: "Ich glaube daran, dass ein Song durchaus persönlicher Natur sein sollte", erklärte sie, "denn wenn ein Song sehr persönlich ist und man diesen entsprechend stark fühlt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass andere durchaus ähnliches fühlen und so einen Zugang zu dem Stück bekommen." Das erklärt auch, warum es in Larkin Poe-Songs nicht um politische Themen geht, sondern um "Angelegenheiten der Seele und des Herzens" (wie Rebecca an anderer Stelle erklärte) - und es beschreibt auch den Ansatz, den Larkin Poe verfolgen; nämlich den Blues eher zu leben anstatt ihn einfach nur zu spielen. Zum Beispiel auch, indem der Blues als eine Art Therapie herhalten kann - entweder indem Songs wie Skip James "Hard Time Killing Floor Blues" tröstliche, emotionale Qualitäten zugesprochen werden oder indem mit eigenen Songs wie "Mad As A Hatter" schwierige Topics wie Geisteskrankheiten oder Demenz thematisiert werden.

Das Programm des Abends setzte sich demzufolge fast ausschließlich aus den Songs der letzten beiden Larkin Poe-Alben "Peach" und "Venom & Faith" zusammen - die beide im Titel übrigens Bezug auf die Herkunft der Damen aus Atlanta, Georgia (dem "Peach-State"), im Süden der USA nehmen; was die Mädels dann mit aufgesetzten Südstaaten-Manierismen verdeutlichten, (die merkwürdigerweise jenseits der Bühne kaum eine Rolle spielen). Neben gut gelaunten "Party-Tracks" wie z.B. der aktuellen Single "Bleach Blonde Bottle Blonde" oder Mitsing-Klassikern wie "Black Betty" standen dabei hauptsächlich schmirgelnde Mid-Tempo-Monolithen wie Skip James "Preachin' Blues" im Zentrum - und weniger die bei Blues-Konzerten ansonsten üblichen Slow-Blues-Show-Stopper. Auch Jam Sessions - wie andeutungsweise bei "Wanted Woman - AC/DC" (und einer Zeile aus "I Shot The Sheriff") bildeten die Ausnahme. Abgerundet wurde das Ganze eigentlich nur mit dem Stück "Mad As A Hatter" und dem eher poppigen Track "Don't" vom offiziellen Debüt-Album "Kin". Der ganze Rest blieb außen vor - und das ist aufgrund der originellen Vorgeschichte der Band, die mit einer Reihe von EPs bereits ca. 40 Songs veröffentlicht hatte, bevor es an das Debüt-Album gehen konnte, eine ganze Menge. Damals ging es allerdings ja auch noch darum, einen eigenen Stil zu finden, nachdem die Ursprünge des Projektes eher im Folk-Bereich gelegen hatten. Folk gibt es heutzutage nun wirklich nicht mehr - dafür haben Rebecca und Megan im Blues nun ihr Heil gefunden - und scheinen damit auch durchaus glücklich zu sein.

Was zu der Show im Luxor noch zu sagen wäre, ist, dass die elektronischen Elemente, die produktionsbedingt auf den letzten beiden Scheiben ins Spiel kamen, auf der Bühne keine Rolle spielten, dass sich Rebecca im Laufe der letzten Jahre eine Mords-Röhre antrainiert hat und dass Megan in ihrer Rolle als Slide-Gitarristin regelrecht aufblüht und sich auch öfter als früher in den Vordergrund wagt. Dabei kam zu Pass, dass die Damen kabellos arbeiteten - was dazu führte, dass sich beide relativ ungezwungen auch in den unübersichtlichen Ecken des Bühnenbereichs herumbewegen konnten und so für kurze Momente mehr als den üblichen zehn Leuten, die im Luxor in der ersten Reihe stehen können, einen Blick auf das Geschehen ermöglichten. Von der Lautstärke und vom Druck her erinnerte diese Show an das Kölner Gastspiel der Damen von 2013 - wo sie erstmals mit dem Rock-Element flirteten; damals allerdings noch mit überschaubarem Blues-Anteil. Insgesamt überzeugten Larkin Poe bei dieser Show vor allem dadurch, dass es hier darum ging, den Ur-Blues - ohne Klischees bemühen zu müssen - auf lebendige Art und Weise glaubhaft auch für eine jüngere Generation attraktiv in Szene zu setzen. Ach ja - noch ein wichtiger Fan-Fact: Rebeccas Gitarre heißt tatsächlich "Buttermilk".

Dazu passte im Wesentlich auch der Auftritt des Support Acts "Handmade Moments". Das eigenartige Pärchen aus Fayetteville, Arkansas, trat in der Kombination Gesang/Gitarre/Saxophon(/Mandoline) auf und pflügte dabei auf erkennbar vegetarische Hippie-Manier mit Gusto und theatralischem Gezappel durch die amerikanische Musikhistorie - durchaus irgendwo zwischen Folk und Blues und wegen des Saxophons auch mit einer Prise Soul- und Jazz-Feeling. Dass es bei den Handmade Moments in Songs wie "Eye In The Sky" - anders als bei Larkin Poe - auch um Politik und soziale Kommentare geht, ging in dem schrulligen Gewusel auf der Bühne dabei allerdings fast ein wenig unter.

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Surfempfehlung:
www.larkinpoe.com
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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