NACHGEHAKT BEI: CHAN MARSHALL
GL.de: Warum bist du denn heute auf der Bühne die ganze Zeit hin und hergelaufen? Was war denn das Problem?
Chan Marshall: Die Monitore - wie üblich. Ich konnte mich nicht richtig hören und deswegen die Songs nicht richtig interpretieren.
GL.de: Hast du es denn nicht mal mit In-Ear-Monitoren versucht?
Chan Marshall: Doch - aber das macht alles nur noch schlimmer. In-Ear-Monitore haben noch weniger Seele als richtige Monitore.
GL.de: Im Publikum konnte man aber gar nicht hören, dass es da Tonprobleme gab.
Chan Marshall: Das Publikum war sehr respektvoll und höflich. Ich bin aber nicht besonders glücklich mit dem heutigen Abend. Ich denke nicht, dass Außenstehende diese Problematik verstehen können. Wenn ich nicht richtig in den Song hineinfinden kann, weil ich mich nicht richtig hören kann, dann kann ich dem Anspruch des Songs nicht gerecht werden und ich kann dem Publikum nicht vermitteln, was ich eigentlich ausdrücken möchte. Ich kann sozusagen die Seele des Songs nicht erfassen. Sagen wir mal so: Ich konnte heute Abend mein Potential deswegen nicht ausschöpfen. Jetzt möchte ich aber auch nicht mehr über dieses Thema sprechen. Lass uns lieber über die Wahlen in Brasilien sprechen.
GL.de: Da kam gerade eben die Meldung, dass Bolsonaro die Wahlen gewonnen hat.
Chan Marshall: Der Rechtsextremist also. Das habe ich befürchtet.
GL.de: Du bist doch sehr an Politik interessiert. Wäre es da nicht ein Mal an der Zeit, das auch in deine eigene Musik einfließen zu lassen?
Chan Marshall: Denkst du wie Bob Dylan? Ich denke nein - das ist nichts für mich. Das muss von der jüngeren Generation kommen.
GL.de: Können wir dann doch noch mal über deine Musik reden - zumal es heute Abend eine richtig coole Setlist gab und die neuen Arrangements ja auch richtig spannend waren. Hast du die selbst ausgearbeitet?
Chan Marshall: Danke - daran habe ich auch richtig lange und hart mit meinen Musikern zusammen gearbeitet. Die Band, mit der ich jetzt spiele, ist bereits die vierte Formation, die ich ausprobiert habe.
GL.de: Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du jetzt langsam anfängst, deine eigenen Stücke auf die gleiche Art zu dekonstruieren, wie du das damals mit Coverversionen wie "Satisfaction" gemacht hast?
Chan Marshall: Hm - damals war ich ja alleine, da war das natürlich einfacher etwas zu dekonstruieren und wieder neu zusammenzusetzen. Heutzutage muss ich ja mit den Musikern zusammen arbeiten. Bewusst mache ich das also nicht unbedingt.
GL.de: Was will uns denn das neue Runen-Logo sagen, das zuletzt Cat Power-Produkte ziert?
Chan Marshall: Das ist keine Rune, sondern ein stilisiertes "C" auf der einen Seite und ein "P" auf der anderen...