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Saved by Rock'n'Roll

Spiritualized

Paris, Cabaret Sauvage
23.09.2018
Spiritualized
Manche Künstler müssen sich ständig neu erfinden, um sich selbst und ihr Publikum nicht zu langweilen. Jason Spaceman hat das nicht nötig. Schon vor mehr als 20 Jahren hat der Brite mit seinem Meisterwerk "Ladies And Gentlemen We Are Floating In Space" seine ureigene Version der Cosmic American Music definiert und arbeitet seitdem an der Perfektionierung der Nuancen. Seine aktuelle Großtat "And Nothing Hurt" bastelte er aus Kostengründen in mühseliger jahrelanger Kleinarbeit allein in den eigenen vier Wänden am Laptop zusammen, live dagegen steht ihm auch dieses Mal wieder ein perfekt eingespieltes Mini-Orchester zur Verfügung, mit dem er die neuen Songs erst richtig lebendig werden lässt.
Im Cabaret Sauvage, dem imposanten Spiegelzelt mitten im kulturell wertvollen Pariser Parc de la Villette, würde vermutlich auch eine mittelmäßige Band glänzen können, Spiritualized allerdings spielen über zwei Stunden lang in einer eigenen Liga. Sonnenbebrillt, mit silberglitzernden Sneakers und einem in die Jahre gekommenen MC5-T-Shirt bekleidet, taucht Jason Spaceman mit acht Mitstreitern - darunter drei Backingsängerinnen, die bei vielen Liedern glaubhaft gleich einen ganzen Gospelchor imitieren - in seinen ureigenen Klangkosmos aus epischem Space-Rock, süßem Country, herzergreifendem Soul und wildem Free-Jazz ab. "Book Of Sins" hat er auf die Partitur des Abends gekritzelt, die er vor sich auf einem Notenständer ausbreitet - und tatsächlich wird es ein Konzert von fast biblischem Ausmaß, das Mr. Spaceman sitzend und einmal mehr ohne großen Publikumskontakt und seiner Band zugewandt bestreitet, während über den Köpfen der Musiker auf zwei Leinwänden in Anlehnung an das Artwork des neuen Albums Filmeinspieler mit Morsezeichen flackern.
Herzstück des Abends ist die Komplettaufführung von "And Nothing Hurt", die das Set zwar etwas vorhersagbar erscheinen lässt, aber trotzdem Sinn ergibt: Schließlich bilden die neuen Lieder sämtliche Facetten des Spacemen'schen Schaffens zwischen unaufhaltsam anschwellender Ekstase und bittersüßer Melancholie brillant ab und versetzen das Publikum in einen tranceähnlichen Zustand der schwerelosen Glückseligkeit. Dazu gesellen sich ein halbes Dutzend alte Songs, deren Gospel-Wurzeln an diesem Abend bei Liedern wie "Shine A Light" oder "Soul On Fire" mit Gänsehaut-Parts von den Backingsängerinnen wirkungsvoll herausgearbeitet werden, bevor bei der umwerfenden Zugabe mit "So Long You Pretty Thing" und der Zehn-Minuten-Bearbeitung des Spirituals "Oh Happy Day" das unausgesprochene Motto des Abends in erhebende Euphorie verwandelt wird: Saved by Rock'n'Roll!
Surfempfehlung:
www.spiritualized.com
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www.instagram.com/officialspzd
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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