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Black Rebel Motorcycle Club
The Vue

Köln, Prime Club
23.02.2002
Black Rebel Motorcycle Club
Ladies and Gentlemen, this is what happened to Rock N Roll! Angekündigt als eine absolute Live-Offenbarung und dritte im Bunde der neuen Rock N Roll-Dreieinigkeit (zusammen mit The Strokes und The White Stripes), zudem von Oasis persönlich als Support für ihr Royal-Albert-Hall-Konzert ausgewählt: Black Rebel Motorcycle Club aus San Francisco! Kaum standen die drei - natürlich komplett in Schwarz gekleidet und ein ziemlich derangiert aussehend - um kurz nach halb neun (um Punkt 22.00 Uhr mußte der Rock N Roll an diesem Abend der gewinnbringenderen Disco weichen) auf der Bühne, malträtierten sie die Gehörgänge des Publikums mit ihrem gigantischen Wall Of Sound aus ohrenbetäubenden Gitarren (oder, um genauer zu sein: EINER Gitarre), bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Bässen und minimalistisch-monotonem, aber punktgenauem Donner-Schlagzeug.
Zuvor hatten schon The Vue gut eine halbe Stunde lang für Psychedelic-Flashbacks gesorgt. Das Quintett, ebenfalls aus San Francisco, tat das mit einem Sound, der ohne Zweifel auch aus jeder x-beliebigen Garage des Jahres 1967 hätte schallen können - 60s-Rock vom Feinsten, nicht besonders originell, aber in Verbindung mit Klamotten, die entweder aus dem Altkleidersack der Eltern oder dem hippsten Second-Hand-Laden der Westküste stammen, gut zu hören. Die 13th Floor Elevators wären wahrscheinlich stolz auf The Vue gewesen.

BRMC orientieren sich hörbar am Sound der Vergangenheit, doch während sie auf ihrem grandiosen ersten Album neben einem Gespür für Rock N Roll-Power auch einen Sinn für filigranere Arrangements beweisen, die irgendwie im Drone-Rock-Bermunda-Dreieck zwischen The Velvet Underground, Joy Division und Spacemen 3 zu finden sind, war von den Akustikgitarren, den Keyboards und den Mundharmonikas live reichlich wenig zu hören. Nicht nur der Opener "Red Eyes And Tears" kam deshalb wesentlich härter und roher rüber, eigentlich schafften sie es mit jedem Song, Verzweiflung, Coolness und Lautstärke auf ungeahnt perfekte Weise miteinander zu verbinden. Ohne zwischen den Songs viele Worte zu verlieren, walzte sich das Trio durch die Rock-Wucht seines einzigen Albums und klang dabei regelmäßig wie The Jesus And Mary Chain zu Glanzzeiten ("White Palms") oder Spiritualized ("Awake"). Passend dazu hatte Bassist Robert Turner die gleiche Frisur wie die Gebrüder Reid in den 80ern, während Gitarrist Peter Hayes - gerade bei dem permanenten Gegenlicht auf der Bühne - auch problemlos als Jason-Pierce-Lookalike durchgegangen wäre. Aushilfsschlagzeuger Pete Salisbury dagegen sah aus wie er selbst - kein Wunder, hatte der sichtlich angestrengt dreinschauende Ex-The-Verve-Drummer alle Hände voll damit zu tun, den wegen Visaproblemen verhinderten Nick Jago möglichst adäquat zu ersetzen.

Black Rebel Motorcycle Club
Doch so unbarmherzig sie ihre Rock N Roll-Visionen auch aus den Boxen schießen ließen, irgend etwas schien zu fehlen. Okay, alle drei waren nach drei Wochen Europatournee ausgelaugt, müde, grippegeschwächt (Robert Turner wurde vorher bühnenfit gespritzt) und wohl auch ein wenig von Heimweh geplagt, aber trotz eines großartigen Auftritts hatte das Publikum in Köln die versprochene Rock N Roll-Apokalypse (noch) nicht erlebt, als Robert nach 45 Minuten knapp sagte: "We got one more". Doch was die drei dieser schlichten Ankündigung folgen ließen, war gelinde gesagt sensationell. Und das ist noch stark untertrieben. Die boxenzerfetzende Version der letztjährigen Single-Hymne "Whatever Happened To My Rock N Roll (Punk Song)" machte ihrem Untertitel alle Ehre und ließ in Köln ein Publikum zurück, das ohne Ausnahme davon überzeugt war, daß diese aberwitzige Lektion in Sachen Punkrock nicht mehr zu überbieten sein würde. Eine Überzeugung, die die ersten Takte von "Salvation" - für das der BRMC zusätzlich seine Vorgruppe The Vue mit auf die Bühne bat - zu bestätigen schienen. Immerhin ist das Stück auf dem Album eine ziemlich relaxte Fast-Gospel-Nummer im Stile von Spacemen 3s "Lord Can You Hear Me?", doch live wurde daraus eine Achterbahnfahrt, die ihresgleichen sucht. Im Original sechs Minuten lang, walzte der BRMC das Stück gnadenlos zu einer gewaltigen Feedbackorgie aus, die ohne Zweifel selbst The Jesus And Mary Chain zu "Psychocandy"-Zeiten in den Schatten gestellt hätte. Geschlagene 20 (!!!) Minuten folterten die Amerikaner Ohren und Sinne des Publikums, und den begeistert-fassungslosen Blicken vieler beim Weg nach draußen nach zu urteilen, hatten die wenigsten so etwas schon einmal gesehen. Total krank, aber auch durch und durch genial. Wie schrieb doch die englische Presse so schön? "Darling, the Rock N Roll we ordered has arrived!" Dem ist nichts hinzuzufügen.
Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -David Bluhm-

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