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Nothing This Beautiful

Orange Blossom Special 21 - 1. Teil

Beverungen, Glitterhouse-Garten
02.06.2017

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Orange Blossom Special 21
"Nothing This Beautiful", das Motto des diesjährigen Orange Blossom Festivals, ist bekanntlich der Titel eines Songs der OBS-Faves Pleasant Grove, die im letzten Jahr nach längerer Auszeit wieder ein Mal auf dem Festival aufgetreten waren. Zum Glück galt dieses Motto dieses Mal - zumindest für den ersten Festivaltag - auch für das Wetter. Und so konnten die OBS-Veteranen The Builders & The Butchers dann auch bei schönstem Hochsommersonnenschein das Festival fast pünktlich mit ihrer mit liebevoller Hingabe und unbändiger Energie präsentierten Stoner-Highspeed-Schweinerock-Variante - und einer für diese Anlässe ungewöhnlichen Lautstärke - eröffnen.
Die Band um die unscheinbare Rampensau Ryan Sollee hatte auf ihrer Facebook-Seite gepostet, dass ihr Auftritt beim OBS 18 - dank des begeisterten Publikums - der beste ihrer bisherigen Laufbahn gewesen sei. Grund genug, die Herren erneut einzuladen und das Erfolgserlebnis zu wiederholen - was aufgrund insbesondere eines neuen, jüngeren Publikums dann auch gut gelang (obwohl die basslastige Lautstärke schon beängstigende Zustände annahm). Nach der Show begab sich Sollee noch zum Road Tracks Erdbeerenstand, um dort bei einem Meet & Greet für Autogramme zur Verfügung zu stehen (weil seine Bandmates zu schüchtern für so etwas seien, wie es hieß).

Der Amerikaner Steve Waitt macht zwar musikalisch in Sachen fett groovender Southern-Soul mit psychedelischer Rocknote, kommt aber erstaunlicherweise aus Brooklyn. Eigentlich hätte er sich also der Gefahren eines Motorroller-Trips durch eine Großstadt durchaus bewusst sein können. Das war es nämlich, was dazu geführt hatte, dass Waitt aussah, als sei er von seinem Promoter verprügelt worden, als er die schützende Sonnenbrille ablegte und respektable Schürfwunden präsentierte. Die offizielle Erklärung war die, dass er mit einem Motorroller durch Berlin gekurvt war und dabei einer Welpen-Parade habe ausweichen habe müssen, dabei gestürzt sei und somit seine ganz eigene Art von Puppy Love demonstriert habe. Sagen wir mal so: Waitt ist tatsächlich auf einem Motorroller durch Berlin gekurvt. Musikalisch begeisterten Waitt und seine Mannen (vor allen Dingen Gitarrist Greg Tuoey, der bei aller Begeisterung für sein ausschweifendes Tun und die damit verbundenen Szenen-Applause stets wusste, wann es Zeit ist, aufzuhören, um die Magie eines Songs zu erhalten) mit einem Sound, wie er nicht besser zur Tageszeit hätte passen konnte. Als eine Art Bonbon gab es dann noch einen Rausschmeißer im Johnny Cash-Stil - denn (so Waitt) er habe vermutet, dass es sich beim OBS um ein Johnny Cash-Tribute handele und sich schon gefreut, weil er von seiner Großmutter mittels eines Eight-Track-Players und der Musik von Johnny Cash musikalisch erzogen worden sei.

Mit Johnny Cash hat das folgende, irritierenderweise Odd Couple benannte Trio aus Berlin nicht viel am Hut. Eher schon mit erstaunlich originellem Retro-Science-Fiction Rock inklusive Grunge-Elementen, zwitschernder Synthesizern, obercoolen Bassläufen und einem singendem Drummer. Sicher, das war dann nichts für Americana-Freunde, aber die waren ja zuvor bereits vollumfänglich bedient worden (wenngleich vielleicht nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten). Aber insbesondere den jungen Leuten gefiel diese (übrigens auch bemerkenswert exaltiert dargebotene) Lesart des Powerplay sehr gut. Da kam ordentlich Bewegung in die Masse. Komisch eigentlich nur, dass am Road Tracks Stand beim Meet & Greet dann vor allen Dingen ältere Herrschaften Interesse an den Unterschriften des abgefahrenen Trios zeigten. Zwischen den Auftritten von Steve Waitt und Odd Couple sorgten die Zauberlehrlinge Siegfried & Joy in ulkigen Verkleidung mit illusionistischen Trickbetrügereien für Aufmerksamkeit. Das hinterließ dann - zumindest unter den Musikfreunden - eher Fragezeichen, denn musikalisch tat sich da nix.

Stimmungsmäßig ging das ganze dann anschließend auf der Hauptbühne mit Vollgas weiter. "Ich bin Louis Berry", stellte sich da ein junger, gut gekleideter und klassisch frisierter Herr mit seiner Band dem Publikum vor. "Könnt ihr mich denn auch verstehen?", fragte er mit bemerkenswert flächendeckendem Liverpudlian Akzent, "in England verstehen mich die Leute nämlich nicht, weil ich aus Liverpool komme - aber mein Akzent muss sein..." Dann ging es los - ganz ohne doppelten Boden und gnadenlos energiegeladen (obwohl Louis nach der Show gut gelaunt meinte, dass er an diesem Tag eigentlich eher müde gewesen sei). Das war dann Britischer Powerpop vom Feinsten (eine Mischung von Paul Weller und Johnny Cash, wie Rembert zuvor gemeint hatte), die in den ruhigeren Momenten durchaus mit einem Touch von Southern Soul; inklusive Keyboard und Backing-Sängerin; zu überzeugen wusste.

Nach der Show von Louis war dann erst mal Schluss mit lustig. Die Bühnenzugänge wurden weitflächig abgesperrt, überall Gitarren eingelagert und Sicherheitstechniker achteten darauf, dass keine Unbefugten den Dunstkreis der Tages-Headliner stören konnte. In der Tat machte sich da eine ziemlich miese Rockstar-Energie breit, als die technische Crew von Annenmaykantereit das Kommando übernahm und die Bühne für die vier jungen Herren vorbereiteten, die immerhin dereinst auf dem OBS ihre Publikums-Taufe erlebt hatten und danach erfolgsmäßig eigentlich in Sphären abgedriftet waren, die dem nach wie vor überschaubaren OBS-Szenario eigentlich nicht mehr zugänglich sind. Was man freilich den gewesenen Straßenmusikanten aus Köln zu Gute halten muss, ist dann der Umstand, dass sie auf eigenen Wunsch an die Stätte ihres Initialtriumphs zurückgekehrt waren - auch wenn sie das wahrlich nicht mehr nötig hätten. Etwas hat sich aber seit ihrem letzten Besuch beim OBS geändert (und damit sind nicht die vielen Kameras gemeint, die Henning May skeptisch begutachtete): Präsentierten sich Annenmaykantereit bei ihrem ersten Auftritt noch mit einer gewissen Augsburger-Puppenkisten-Energie und beim zweiten Mal mit sensiblem Singer-Songwriter-Pop, so wurde dieses Mal regelrecht rumgerockt. Insbesondere Gitarrist Christopher Annen und der nachgewachsene Bassist Malte Huck machten sich - teilweise am Bühnenrand - einen Spaß mit ihrer Art des Frontline Rock'n'Roll. Nicht, dass das notwendig gewesen wäre, denn insbesondere die jungen Damen im Publikum sorgten schon dafür, dass der Auftritt zu einer Art kollektiven Party geriet, die dann auch die verbliebenen Altsemester ansteckte. Und natürlich wurde das Set auch wieder mit einer gutturalen Version des Soulpop-Party-Klassikers "Sunny" abgerundet. Kurzum: Der Auftritt der Kölner verlieh dem Ganzen dann sogar ein gewisses Großereignis-Flair. Und angesichts dessen, dass das parallel laufende Rock am Ring-Festival tragischerweise zu diesem Zeitpunkt bereits wegen einer Terrorwarnung geräumt worden war, durften alle Beteiligten gewiss sein, in Beverungen dem richtigen Musik-Ereignis beigewohnt zu haben.


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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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