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Premiere

Anchor Award

Hamburg, Reeperbahn
22.09.2016/ 23.09.2016/ 24.09.2016

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Anchor Award
Auch bei der 11. Ausgabe des Reeperbahn Festivals gab es wieder eine Premiere zu bestaunen. Und damit ist jetzt nicht die Pollockopter-Aktion gemeint, bei der mittels ferngesteuerter Drohnen Farbsäckchen gegen die Billboards vor den Esso-Häusern geflogen wurden, um ein Kleckskuntswerk a la Jackson Pollock zu erzeugen: Die Rede ist von dem festivaleigenen Anchor Award, bei dem erstmals ein Preis für den besten Live-Auftritt auf dem Festival ausgelobt wurde. Das Interessante daran, war die Tatsache, dass es sich hierbei nicht um einen Publikumspreis handelt, sondern eine Fachjury, die vorher festgelegten Kandidaten begutachtete und bewertete.
Und diese Fachjury hatte es in sich, denn sie bestand aus der Produzentenlegende Tony Visconti, dem SXSW-Begründer James Minor, Moderatorenveteran Ray Cokes sowie den Musikerinnen Anna Ternheim (die selbst auf dem Festival auftrat), Emiliana Torrini und der Soul- und Jazz-Sängerin Y'Akoto. Insgesamt war dieses also eine Riege von Menschen, die aus naheliegenden Gründen für die Musik brennen. Trotzdem waren alle Jurymitglieder angehalten, anhand von bedeutungsvollen Gegenständen ihren Bezug zur Live-Musik darzulegen und somit ihre Qualifikation für die Arbeit in der Jury zu untermauern. Tony Visconti brachte zum Beispiel eine Blockflöte mit, die auf Aufnahmen von T. Rex oder David Bowie zu hören ist, Ray Cokes ein Plektrum, das ihm Paul Weller gegeben hatte, als er The Jam auf Tour begleitet hatte und das ihm ein Symbol dafür geblieben ist, dass man seine Träume erfüllen kann, wenn man nur möchte. Emiliana Torrini brachte eine selbstgemalte Eintrittskarte von ihrem ersten Konzertbesuch bei Rage Against The Machine mit (weil das Original nicht mehr auffindbar ist), zu dem sie sich entgegen des Wunsches ihrer Eltern geschlichen hatte und dann dadurch erwischt wurde, dass sie beim Abhotten auf der Bühne von Fernsehkameras eingefangen worden war. Anna Ternheim brachte ein Endless-Boogie T-Shirt mit (das ist eine Band, bei der ihr Freund Matt Sweeney mitwirkt, der sie weiland in New York motiviert hatte, Songs zu schreiben), Y'Akoto hatte eine LP ihres Vaters dabei, durch den sie selbst Musikerin geworden war und James Minor berichtete von seinen Erfahrungen als Head Of Music beim SXSW - das ja so etwas wie das amerikanische Pendant zum Reeperbahn Festival ist. Sogar die Moderatorin, Kylie Olsson von der BBC, hatte ein Anchor-Item dabei: Das Mundstück eines Saxophons, das ihr von Bobby Keyes (den man als Rockfan wegen seiner Arbeiten für die Rolling Stones kennt) überreicht worden war.
Axel Schulz, der Gründer des Reeperbahn Festivals erklärte, dass es bei dem Anchor Award nicht zuletzt darum gehe, auf neue Künstler aufmerksam zu machen. Das bestätigte auch Tony Visconti, der sagte, dass das Festival eine gute Möglichkeit biete, neue Musik zu entdecken (der allerdings auch als einziger darauf hinwies, dass Musik eigentlich ja kein Wettbewerb sein sollte). Die Nominierten des Awards spielten ihre Konzerte aber keineswegs für die Jury alleine, sondern für jedermann zugänglich im ganz normalen Festival-Programm. Und diese Nominierten waren dann der Schwede Albin Lee Meldau (der den Wettbewerb dann auch schließlich gewann), Connor Youngblood aus den USA, die Londoner Country-Sängerin Holly Macve, Konni Kass von den Faröer Inseln, Olivia Sebastianelli aus England, das australische Rockquintett Parcels, die Punker Shame aus dem UK und das deutsche Soulpop-Trio Woman. Bemerkenswert an diesem Line-Up war der Umstand, dass alle Acts anderen musikalischen Gattungen zuzuordnen waren (was wieder für Viscontis Einlassung zu der Wettbewerb-Situation sprach). Die Engländerin Holly Macve überraschte zum Beispiel mit einem Set im Molotow Club, bei der sie klassische Country-Songs mit einem zeitlosen Hi-Lonesome-Sopran präsentierte - mal mit der Gitarre in der Hand und mal am Piano sitzend. Dabei zeigte sie, wie sehr sie diese Musik verinnerlicht hatte, indem sie zum Beispiel Leonard Cohens "Suzanne" als Torchsong-Ballade mit Sirenen-Faktor interpretierte. Im Prinzip war die Idee eines Live-Awards zum Anfassen also eine schöne, neue Bereicherung des Festivals, die eigentlich nur dadurch geschmälert wurde, dass die eigentliche Präsentation des Gewinners dann wieder dem Fachpublikum vorbehalten blieb. Vielleicht wäre es ja möglich, beim nächsten Mal daraus eine öffentliche Veranstaltung zu machen, auf der dann auch alle beteiligten Nominierten noch ein Mal auftreten könnten?

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Surfempfehlung:
www.anchor-award.com
www.facebook.com/anchoraward
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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