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HER

Köln, Yard Club
07.06.2016

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HER
Erst vor kurzem erschien das neue Album der New Yorker Band HER & Kings County (für dieses Release wieder auf "HER" eingedampft) und wirkte dann doch zumindest mal rätselhaft: Die Band, die mit ihrem merkwürdigen Mix aus trashigem 70s-Schweinerock und Country-Themen und -Elementen tatsächlich so etwas wie eine eigene Nische besetzt, legte noch mal deutlich eins drauf und überrumpelte den Hörer sozusagen mit einer ganzen Wundertüte an Effekten, Samples und Loops und präsentierte die neuen Tracks zusätzlich vor allem im Party-Modus - zum Teil als unverhohlene Pop-Nummern, teilweise mit Elektronik, Beats und Mitgröl-Refrains zugepflastert. Dass das kein Zufall war, wird schon dadurch deutlich, dass das Werk vom bandinternen Songschreiber Caleb KBC Sherman produziert und gemischt wurde. Aber es wurde nicht so richtig deutlich, was die Absicht hinter diesem erneuten Stilwandel gewesen sein könnte. Dass die Scheibe "Revolution" heißt und sich Frontfrau Monique Staffile eine amerikanische Flagge vor den Mund gebunden hatte, half da erklärenderweise auch nicht weiter.
Beim Live-Auftritt im Kölner Yard Club vor einer Gruppe eingefleischter Fans ging das ganze munter weiter: Nun hatten alle amerikanische Flaggen vor dem Mund, Gitarrist Sherman und Bassist Brandon Roberts zusätzlich noch Hüte auf dem Kopf und letzterer trat gar im Röckchen auf. Immerhin erklärte Monique dann den Hintergrund der Aktion: Die Scheibe "Revolution" ist in dieser Form in den USA gar nicht erschienen und dient - mit ein paar neuen Songs und Reworkings - wohl als Showcase für Europa, nachdem das letztjährige Album "Gold" ja bereits eine Hinwendung zu poppigeren Tönen verheißen hatte. Dennoch: Im Live-Kontext wurde dann zum Glück nicht alles auf Elektronik und Pop gepolt, sondern hier standen wieder die rockigen Töne im Vordergrund. Tatsächlich schafften es HER bei dieser Gelegenheit, einen soliden Glam-Rock-Sound zu produzieren, der durch die theatralische Bühnenshow und die skurrilen Outfits dann auch optisch untermalt wurde. Gelegentliche Effekt- und Keyboard-Passagen wurden zuweilen von Drummer Christopher Williams getriggert - gingen aber zum Glück dann in den fetten Gitarrenriffs doch eher unter. Und dann waren da wieder die amerikanischen Flaggen: Zum Titeltrack "Revolution" versteckte sich Monique gar unter einer solchen. So weit, so gut - gegen was genau HER & Kings County hier aufbegehren wollten, wurde nicht so recht deutlich - eher scheint die Band ansonsten doch immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner eingepegelt zu sein. Die Songs drehen sich um Themen, die jeden interessieren - Geld, Familie, Liebe, Tod & Teufel, ohne da irgendwie unnötig spezifisch zu werden. Ähnlich ist das auch mit der Musik: Die Country-Anleihen der Vergangenheit (immerhin nannte sich das mal "City-Country") gingen in der allgemeinen Effekthascherei unter - stattdessen dominierte eben der klassische, breitgetretene 70s Sound, der dann allerdings auch betont stilgerecht dargeboten wurde - mal mit Southern-Elementen, mal mit Westcoast Psychedelia und immer wieder Glam. Das ging dann sogar so weit, dass es am Ende eine 1:1 Coverversion von "Baba O'Riley" gab - inklusive der einleitenden Synthie-Figur, die Pete Townsend weiland angeblich aus dem Geburtsdatum seines Gurus extrahiert hatte.
Unterhaltsam war das Ganze natürlich am Ende allemal (dazu hätte Monique nicht ein Mal das Publikum anbaggern müssen) - es blieb dann unter dem Strich aber doch die Frage nach dem Sinn des Ganzen, denn so richtig ernst genommen wollten HER & Kings County offensichtlich gar nicht.

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Surfempfehlung:
www.facebook.com/OfficialHER
www.theinfamousher.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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