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Konzert-Bericht
 
Kühlschrankmusik

Chris Eckman

Düsseldorf, Zakk
19.05.2014

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Chris Eckman
Aufgrund einer Doppelbuchung hatte man das Konzert von Chris Eckman im Düsseldorfer Zakk kurzerhand in die Venue-eigene Kneipe verlegt. Zunächst mal erschien dies eine gute Idee, denn die laufende Tour war ja als Akustik-Solo-Tour angekündigt worden. Indes war der Andrang dann doch immerhin so groß, dass die Fans Mühe hatten, einen geeigneten Fleck zu finden, von dem aus sie einen Blick auf den Meister erhaschen konnten (und natürlich auf seine beiden Gast-Musiker, Bassist Žiga Golob, der auch sein Partner auf der aktuellen CD "Harney Country" war und sein alter Freund Paul Austin, der ihn auf der E-Gitarre begleitete). Wie zu erwarten, legte Chris, was das Programm betraf, sein Haupt-Augenmerk natürlich nicht auf einen Showcase mit Walkabouts-Songs (von denen dann auch nur wenige den Weg auf die nicht vorhandene Setlist schafften), sondern auf die Songs von "Harney Country" und seinem vorletzten Solo-Album "Last Side Of The Mountain" mit vertonten Gedichten des slowenischen Poeten Dane Zajc.
Es ist nun ja schon längere Zeit her, dass man Chris Eckman auf Solo-Pfaden verfolgen kann und im Wesentlichen rundete dieser Abend das Bild dann auch ab: Da passt wirklich alles schlüssig zusammen. Das neue Album, "Harney Country", ist eine Art Companion-Piece zu dem letzten Walkabouts-Werk "Travels In The Dustland", denn auch hier geht es um Songs über desolate Landstriche. Während es in "Dustland" aber um virtuelle Landschaften ging, geht es auf "Harney Country" um ein konkretes Gebiet in Oregon. Aufmerksam wurde Chris auf diese Landschaft durch eine Biografie des Schriftstellers William Kitteridge. Und zwar schon vor einiger Zeit: Das erste Stück, das er über diese Gegend schrieb, war immerhin "Death At Low Water", das schon seit Jahren zu den Live-Favoriten gehört und dereinst auf dem Chris & Carla-Album debütierte.

Es mag eigenartig erscheinen, dass sich ein Songwriter von "leeren" Landschaften inspirieren lässt. Eckman erklärte diese Faszination in einem Nebensatz so, dass er diese Landschaften auf diese Weise mit Geschichten zu füllen gedenke. Dabei bleibt er der großen Tradition US-amerikanischer Songwriter treu, die ja immer wieder gerne vom Fernweh getrieben werden und über das - manchmal ziellose - Herumreisen fabulieren (während ihre britischen Kollegen ja gemeinhin lieber vom Heimweh und zu Hause erzählen). Die Gedichte Dane Zajcs kommen Eckman in dieser Hinsicht insofern entgegen, als dass Zajcs sozusagen mit denselben sprachlichen Mitteln agiert, wie auch Eckman selbst. Was die eigenen Songs von den Walkabouts-Stücken unterscheidet (außer des Umstandes, dass es sich hierbei großteils um sparsam arrangierte Akustik-Tracks handelt), ist die Tatsache, dass die hier erzählten Geschichten von langen Straßen und weiten Himmeln eben konkreter - und vor allen Dingen wortreicher - daherkommen, was zu entsprechend langen Nummern führt (die aufgrund des Settings aber eher tatsächlich eher selten ins Epische abdriften).

Im Live-Kontext führte das z.B. dazu, dass Eckman seine Lyrics auf Zetteln sortiert bei sich führte (obwohl er dann doch kaum etwas ablesen musste) und die beiden Begleitmusiker sich in der Art von Jazzmusikern auf den Flow der Sache einlassen und die zahlreichen Strophen musikalisch auf improvisatorischer Ebene umspielen mussten. Dem Publikum gefiel das offensichtlich und man war auch bereit, hier intensiv zuzuhören. "Mann, ihr seid ja so ruhig, dass mein quietschender Stuhl das Lauteste im Raum ist", meinte Chris - um dann noch eins draufzusetzen: "Wir haben gestern dieses Hauskonzert gespielt, wo der Kühlschrank dann lauter war als wir. Da meinte der Hausherr dann im Anschluss, dass wir Kühlschrank-Musik spielen würden." Das passte aber natürlich zu dem eh ruhigen Tenor der meisten Nummern. Wenn es dann mal etwas - wie soll man sagen, denn "lauter" ist ja nicht der richtige Ausdruck - wurde, dann z.B. bei den seltenen Walkabouts-Ausflügen (die dann auch - wie "Long Drive In A Slow Machine" - aus der passenden Neuphase der Band stammten). Im Allgemeinen gab es aber die - langen und wortreichen - Songs von "Harney Country", von denen Chris sich den längsten und wortreichsten, "Rock Springs" bis zum Schluss aufgespart hatte. Und ganz zum Schluss gab es dann noch "You're A Big Girl Now" von Bob Dylan - einem der erklärten Lieblingssongs Eckmans als Solo-Nummer. Kurzum: Das war einer dieser - dann doch eher seltenen - Abende, bei dem man den vortragenden Künstler tatsächlich besser verstehen lernen konnte.

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Surfempfehlung:
www.chriseckman.net
www.facebook.com/chris.eckman.9
soundcloud.com/chriseckmanmusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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