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Konzert-Bericht
 
Der Wolf, der die Messe tanzt

Ulver

Köln, Werkstatt
12.02.2014

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Ulver
Spätestens seit den letzten zwei Jahren kennen die meisten schon aufgrund von Charts-Positionen und Awards-Gewinnen den Wandel von Anathema von ihren schroffen Anfangstagen zum verfeinerten Emotional ProgPop der Gegenwart. Im direkten Vergleich zum Verlauf der Karriere ihrer Kscope-Kollegen Ulver aber wirken die Liverpooler noch extrem wertekonservativ. Die permanenten Neuerfindungen der in Norwegen gegründeten Kult-Formation ("Wölfe") wurde andernorts so beschrieben: "...von Black Metal über Neofolk, Industrial, Noise, Drone, Ambient, wie für das ECM-Label geschriebenem Jazz, TripHop bzw. TripProg" bis zum endgültig kaum noch mit irgendetwas Vergleichbaren, was heute geboten wird. Fotograf und Prog-Veteran Lutz Diehl konstatierte im Nachhinein: "Elektronik, Gothic Wave, Industrial, Avantgarde, Psychedelic und Prog" und: "unglaublich gut".
Bevor irgendjemand dieser Wonnen teilhaftig werden konnte, hieß es aber erst mal warten und frieren. Einlass ab 19:30 Uhr sowie "Support" waren angekündigt. Tatsächlich sind wir bei recht schattigen Temperaturen aufgrund später Tor-Öffnung und einer Leibesvisitation, die sich zwischen dem Eintrittsszenario bei der Münchner Sicherheitskonferenz und einem Besuch beim Gastro-Enterologen bewegt, aber erst rund 20:15 in der Werkstatt, wo es dann - erfreulicherweise ohne Vorgruppe - ab neun Uhr losgeht.

Von der wüst zugestellten Winz-Bühne begrüßen uns (wie schon beim großartigen Agalloch-/Fen-Konzert) Räucherstäbchen-Aromen, die diesmal allerdings arg süßlich müffeln - do wolves dream of patschouli sheep? Dann nimmt Glockengeläut uns und die nach und nach einlaufenden bzw. sich an ihre extrem knapp bemessenen Arbeitsplätze schlängelnden Wölfe in Empfang. Stars des Abends: 1. Die extrem beeindruckenden, ideal zur Musik passenden und diese ergänzenden Videoproduktionen (u.a. Permutationen von schöner Frau zu schönem Wolf, ein allerliebst tanzendes Skelett, aber zur Zugabe auch potenziell pornographisches Material). 2. Leitwolf Kristoffer Rygg (ehem. Garm; voc, DJing, div; der Typ hát es einfach). Last but certainly not least Daniel O' Sullivan (bss, guit, Ausdruckstanz; Ex-Guappo; Sunn O))), Miasma & The Carousel of Headless Horses, Æthenor, Mothlite, Miracle und Grumbling). Der früher als Keyboarder geschätzte Brite entpuppt sich hier als Groove Master und als solcher auch als Seele des Improvisations-Abends, der ununterbrochen in Bewegung ständig neue Sounds, Instrumente und optische Elemente einbringt. In Lutz' Worten: "ein Soundmonster".

Irgendwann sind alle Herrschaften angekommen und eingegrooved - und was für ein Rhythmus das ist! Ein unglaublich lässiger Schlagzeuger (der einzige Wolf, der gelegentlich lächelt), ein Percussionist, ein Gesamtkunstwerk (Daniel) sowie insgesamt vier Keyboards bzw. diverse Pads, Mixer, Effekte etc. bedienende Künstler, darunter Kristoffer himself generieren einen ständig vorantragenden, aber dabei doch unberechenbar bleibenden "Flow", wie man ihn sonst selten bis nie zu hören bekommt. Apropos Effekte: Daniel ist der erste, von dem wir je ein ausschließlich auf Gitarren-Effektgeräten gespieltes "Keyboard"-Solo erlebt haben - und das ist dann auch noch richtig gut.

Doch der Reihe nach. Was genau da jeweils zum Vortrag kommt, ist bei einem durch-improvisierten Happening-Konzert schwer zu sagen. Erkennbar sind jedoch trotz aller Veränderungen "England" (von Wars Of The Roses, '11), "Dressed In Black" (Blood Inside 2007) sowie "Glamour Box (Ostinati)" und "Shri Schneider" von der jüngsten, mit dem Kammerorchester des Tromsø Kulturhus' aufgeführten "Messe I.X-VI.X". Bessere Ulver-Kenner als unsereins machten auch noch "Doom Sticks" und "Eittlane" ("Quick Fix Of Melancholy" EP 2003) sowie "Nowhere/Catastrophe" ("Perdition City", '06; vgl. vor- und vorvorletzte Surfempfehlung) aus.

Daniel legt zunächst den Beat mit einem vom Sequencer ostinat wiederholten Bass-Lick vor, über das er dann tänzelnd improvisiert. Später wechselt er vom Bass zur Gretsch Halbakustik, die er u.a. mit dem E-Bow traktiert, was dann wie ein Flugtag in Ramstein klingt. Wider Erwartung ist es Ulver gelungen, sich auch live neu zu erfinden. Aufgrund des Improvisations-Ansatzes klingen sie heute im Club-Format nochmal anders als beispielsweise auf "The Norwegian National Opera". Konzertbesucher können also nie wissen, was sie erwartet. Außer einem: Höchstklasse.

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Surfempfehlung:
www.jester-records.com/ulver
twitter.com/ULVEROFFICIAL
www.facebook.com/pages/Ulver/31166220421
www.kscopemusic.com/ulver
de.wikipedia.org/wiki/Daniel_O%E2%80%99Sullivan
soundcloud.com/kscopemusic/ulver-glamour-box-ostinati
open.spotify.com/artist/6bYFkBNvayh3nGqxcPp7Sv
www.setlist.fm/setlist/ulver/2014/die-werkstatt-cologne-germany-63c506cf.html
twilight-magazin.de/interviews/item/interview-ulver.html
www.progrockfoto.de/index.php?id=3&album=0794.Ulver%20-%2014%20Cologne/
Text: -Klaus Reckert-
Foto: -Lutz Diehl / Progrockfoto.de-


 
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