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Konzert-Bericht
 
Wenn die Vergangenheit wie die Zukunft klingt

Silver Apples

Köln, King Georg
15.09.2012
Silver Apples
Wenn Simeon Coxe, dieser freundlich lächelnde ältere Herr mit dem zerknautschten Gesicht, dem Rollkragenpullover und dem federbesetzten Hut im Park sitzend die Tauben füttern und den Enkeln beim Spielen zuschauen würde, könnte man ihn vermutlich auch für einen pensionierten Erdkundelehrer halten. Mit ein bisschen Fantasie könnte man ihn vielleicht auch noch mit Q, dem Erfinder der technischen Gadgets bei James Bond, in Verbindung bringen. Für eine der größten Lichtgestalten der elektronisch erzeugten Musik würden diesen Herren von Mitte 70 aber wohl nur die wenigsten halten. Doch genau das ist Simeon Coxe, der an diesem Freitagabend im kleinen King Georg einen großen Auftritt hat.
Silver Apples
1967 gründete er gemeinsam mit Drummer Dan Taylor die Silver Apples und nahm mit den herrlich abgedrehten Drone- und Space-Rock-Sounds, die er seinem selbst gebauten Synthesizer entlockte, viele, um nicht zu sagen die meisten Spielarten von elektronisch umwehter Rockmusik vorweg. Von Suicide bis Spacemen 3, von Stereolab bis Laika bissen alle in den silberfarbenen Apfel, und selbst diverse Krautrocker und Musiker aus der elektronischen Tanzmusik schnitten sich beim Tun der New Yorker Innovatoren eine ordentliche Scheibe ab. Seit Taylors Tod vor sieben Jahren tourt Simeon allein durch die Welt, spielt live allerdings bei den alten Stücken die Drumspuren seines verstorbenen Mitstreiters aus der Konserve ein. So hallt im King Georg gleich im großartigen ersten Song des einstündigen Sets, "Lovefingers", der Geist des psychedelischen Zeitalters wider, alt oder gar altbacken klingt das Stück aber keinesfalls, bester Beweis dafür, wie weit dieser Mann damals seiner Zeit voraus war und dass viele Künstler den Sound von heute auf Ideen aufbauen, die Simeon schon vor mehr als vier Jahrzehnten hatte.
Silver Apples
In Köln beschränkt sich der Amerikaner allerdings längst nicht darauf, seine alten Hits zu spielen, wenngleich die Frühphase der Band mit der runderneuerten Fassung von "Oscillations" ("Der erste Song, den ich je geschrieben habe!", wie Simeon nicht ohne Stolz sagt), "A Pox On You" und einem Rückgriff auf das erst mit fast 30 Jahren Verspätung erschienene dritte Album ("I Don't Care What The People Say") natürlich ausführlich vertreten ist. Genauso gibt es brandneue Songs wie "The Edge Of Wonder" von der aktuellen Tour-Vinylsingle, das laut Aussage seines Autors gerade einmal vier Wochen alt ist. Doch lediglich die moderneren Beats weisen den Track als Spätwerk aus, ansonsten bleibt Simeon auch heute seiner damals ausgetüftelten großartigen Melange aus pulsierenden Rhythmen, betont heiteren Melodien und wunderbar schrägen Synth-Sounds treu. Abgesehen von den zwischen den Applikationen bereitgelegten Blättern mit Songtexten ist irgendwie alles beim Alten. Dass die Musik heute noch genauso gut wie damals funktioniert, zeigt auch die Reaktion der Zuschauer. Schauten die meisten am Anfang dem Meister in geradezu schüchterner Ehrfurcht beim Knöpfchendrehen zu, kam mit jedem Track mehr Bewegung ins Publikum, bis man sich am Ende fast bei einer Tanzveranstaltung wähnte, nur, dass dort kein junger DJ am Pult stand, sondern ein Live-Musiker, der doppelt so alt war wie die meisten im Raum und der in der Gegenwart Musik aus der Vergangenheit so klingen ließ, als käme sie aus der Zukunft. Umwerfend!
Surfempfehlung:
www.silverapples.com
Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-


 
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