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Konzert-Bericht
 
Kölsch und Sushi

Cocoon

Köln, Blue Shell
13.05.2010

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Cocoon
Am kältesten Vatertag des Jahres spielte das französische Folkpop-Duo Cocoon im runderneuerten Kölner Blue Shell und es fühlte sich ein wenig so an wie eine Biologiestunde für Jungstudenten. Das Publikum bestand nämlich großteils aus jungen, französischen Mädels (die alle noch eine Generation jünger erschienen, als die jungen französischen Mädels, die ansonsten bei französischen Acts in Köln aufschlagen) und Mark Daumail und Morgane Imbeaud ließen keine Gelegenheit ungenutzt, von Kolibris, Schwänen, Geiern, Eulen, Seelöwen, Robbenbabies und Delphinen zu singen. Gerade so, als gäbe es keine anderen Themen - die es dann aber tatsächlich doch gab: So räumte Mark ein, soeben einen Song für seine Mutter geschrieben zu haben, ein anderer handelte von einem Besuch in New York, einer von einem Kometen und ein weiterer von einer Bootsfahrt.
Und da waren wir auch schon beim Thema des Abends: Soeben haben Cocoon eine luxuriöse Live CD/DVD namens "Back To Panda Mountain" herausgebracht (der Titel spielt auf eine China-Reise an). Ihre Debüt-CD, "All Our Friends Died In A Plane Crash", hatte das Duo in Frankreich über Nacht zu Stars werden lassen, das sich seine Reputation im Übrigen durch Live-Auftritte erspielt hatte, so dass die Sache durchaus Sinn machte. Aber: Neues Material gab es auf diesem Dokument so gut wie gar keines. Das war nämlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig. Nun stehen Cocoon kurz davor, die Aufnahmen für ihre zweite CD in London anzugehen und nutzten die kurze Deutschland-Tour dafür, das neue Material auch live zu testen, so dass es an diesem Abend vergleichsweise viele neue Songs zu bestaunen gab. "Wir stellen uns jetzt alle mal vor, wir wären im Wasser", empfahl Mark, "denn unsere neue CD beschäftigt sich mit Meer-Themen - wie Seelöwen, Meerjungfrauen, Delphinen und Sushi." Darunter waren dann der besagte Delphin-Song, den Mark für seine Freundin geschrieben habe (nein - Mark und Morgane sind kein Paar, sondern nur beste Freunde) und einen zweiten Teil des "Sea Lion"-Songs vom ersten Album gibt es auch - der handelt vom Krieg der Seelöwen, der nun gewonnen sei. Ganz ernst zu nehmen brauchte man so etwas nicht, denn Mark und Morgane waren an diesem Abend ganz schön albern, wie sie auch freimütig einräumten. Das machte aber nix: Cocoon machen eine Musik, die wirklich jeder versteht. Die verträgt auch mal eingestreute Witze. Wie zum Beispiel der Kölsch-Test. "Schmeckt nach Schokolade", urteilte Morgane.
Und wenn's mal nicht lustig sein sollte, dann wechselt man eben in den "Ernsthaft-Modus". Denn so unterhaltsam und locker Mark und Morgane auf der Bühne auch sein mögen: Ihre Musik ist dann oft doch ziemlich melancholisch. Also nicht depressiv, aber immer ein wenig wehleidig. Und dabei spielten sie an diesem Abend noch nicht ein Mal die ganz lamentösen Stücke. Dafür gab es dann die wenigen Gassenhauer vom Schlage eines "Chupee" etwa oder die Outkast-Coverversion "Hey Ya", bei denen das Publikum als gut gelaunter Chor eingebaut wurde, den Mark mit beherzten Kommandos steuerte. "So was wollte ich immer schon mal machen", jubelte er, als er den Chor mit einem Fingerschnippen an und ausschaltete, "Ich bin Gott!" Nun, Gott mag er vielleicht nicht wirklich sein, dafür aber ein verdammt guter Gitarrist. Auch wenn er viel Zeit darauf verwendete, seine Gitarre immer wieder umzustimmen. Irgendwie schaffte es der junge Mann nämlich, Rhythmus und Melodiegitarre in einem zu spielen und dabei mit dem Daumen auch noch Basstöne anzureißen. Dafür hielt sich Morgane als Pianistin dann noch mehr zurück, als man das von der Live-CD her schon kannte. Makellos im Raume stand hingegen der faszinierende Harmoniegesang der beiden Protagonisten. Selten hat man es schließlich, dass doch recht unterschiedliche Stimmen zusammen dermaßen gut klingen. Tatsächlich hört sich das stellenweise sogar an, als sänge EINE Stimme. Auch wenn aufgrund des französischen Akzentes schon mal ein "few" aus "view" wurde oder ein "anchor" aus "anger". Aber insgesamt wurden Cocoon ihrem Ruf als ausgezeichneter, kurzweiliger Live-Act durchaus gerecht; denn wo andere mit solch reduzierten Mitteln sehr schnell an die Grenzen ihres Tuns gelangen, verfügen Cocoon über einen erstaunlich umfangreichen Katalog an wirklich ausgezeichneten Songs. Und die brauchen halt nicht mehr als das unbedingt Nötigste, um ihre Pracht entfalten zu können. Auf die neue Scheibe dürfen wir jedenfalls gespannt sein.

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Surfempfehlung:
www.myspace.com/listentococoon
www.frompandamountains.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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