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Konzert-Bericht
 
This place called Cologne

Brendan Benson
Cory Chisel

Köln, Luxor
25.10.2009
Brendan Benson
Um es vorwegzunehmen: Der Erfolg seiner Band The Raconteurs, bei der Brendan Benson zumindest auf dem Papier der gleichberechtigte Partner des großen Jack White war, hat dem sympathischen Amerikaner keinen kommerziellen Schub für seine Solokarriere gegeben. Nun gut, ein paar mehr Menschen als bei seinem ausgezeichneten Gastspiel im Gebäude 9 vor vier Jahren hatten sich schon ins Luxor verirrt, trotzdem war es ein Leichtes, bei den ersten Takten des Supportacts noch einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Ausverkauft ist anders.
Cory Chisel
Besagtem Supportact war das herzlich egal. Cory Chisel hatte alleine schon deshalb eine gute Zeit, weil er an diesem Abend sein erstes Konzert in Deutschland überhaupt bestritt ("I'm a virgin", meinte er scherzhaft) und darauf offensichtlich ziemlich stolz war. Seine Band The Wandering Sons hatte er zwar zu Hause lassen müssen, aber zumindest Keyboarderin Adriel Harris durfte ihn begleiten. Mit fast schon etwas zu übertrieben lockeren Ansagen präsentierte er sich ein wenig wie Bruce Springsteen junior oder Nashvilles Pendant zu Tom Petty, wenngleich er sich musikalisch vornehmlich an dessen Frühphase, im Habitus dagegen eher an dessen Früh-90er-Phase zu orientieren schien. Gut getimt, zur Halbzeit seines Sets, schob er dann noch das Tom Waits-Cover "Rosie" ein und verabschiedete sich mit einem Song, den er gemeinsam mit Brendan geschrieben hatte, eingeleitet mit dem augenzwinkernden Kommentar, dass die Nummer am Abend ihres ersten Aufeinandertreffens entstanden sei: "Wir haben gleich ein Baby gemacht!", und: Mit so etwas müsse man bei Brendan immer rechnen! Sympathisch auch der Hinweis, dass er absolut nichts zu verkaufen hätte - weder T-Shirts noch Tonträger. Da konnte man ein wenig darüber hinwegsehen, dass den Songs bisweilen etwas die Eigenständigkeit fehlte und ihnen - zumindest beim ersten Höreindruck - ein bisschen mehr Ohrwurmcharakter nicht geschadet hätte.

Ein Problem, das Brendan Benson nicht kennt. Auch die Songs seiner neuen Platte sind wieder mit eingängigen Hooks vollgestopft, wenngleich der Auftritt in Köln vergessen ließ, dass "My Old Familiar Friend" eher ein Pop- denn ein Rockalbum ist. Mit seiner im Vergleich zum Auftritt vor vier Jahren vollständig umbesetzten Backingband machte Brendan - im Holzfällerhemd und mit einer etwas unvorteilhaften Wuschelfrisur - von Anfang an unmissverständlich klar, dass er, man verzeihe uns die Plattitüde, zu rocken gedachte. Die Subtilität des neuen Albums wurde auf der Bühne gegen große Lautstärke und eine ordentliche Portion Extra-Wumms eingetauscht - und das war im Livekontext durchaus willkommen. Nach "Don't Wanna Talk" einmal auf Betriebstemperatur, ließen es die vier nach einer langen US-Tournee bestens eingespielten Herren auch bei den alten Songs richtig krachen - so dynamisch haben "Folk Singer" und vor allem "Sittin' Pretty" selten geklungen! Doch nicht alles ging so sehr nach vorne. Nach einem halben Dutzend Songs griff der Frontmann zur Akustikgitarre, um es etwas ruhiger angehen zu lassen. Zunächst stand die Großtat "Metarie" auf dem Programm, offensichtlich auch acht Jahre nach der Erstveröffentlichung noch ein "work in progress" und dieses Mal durch ein überraschend ausgiebiges Southern-Rock-Gitarrensolo in eine neue Richtung gestoßen. Auch wenn sich Brendan (wie gewohnt) auf der Bühne recht wortkarg gab, schien er doch gute Laune zu haben. Zumindest hörte es sich so an, als habe er beim folgenden "Me Just Purely" die Zeile "This place I call my home" in "This place I call Cologne" abgeändert! "Garbage Day" durfte sich dann zumindest anfangs als Popsong outen, bevor es danach mit dem großartigen "Poised And Ready" wieder richtig laut wurde und "Tiny Spark" nach rund einer Stunde das Ende des Mainsets bedeutete.

Brendan Benson
Danach hatte Brendan offenbar keine Lust, die zuvor schriftlich auf der Setlist fixierten Zugaben zu spielen. Zwar gönnte er dem Publikum noch einen inzwischen selten gewordenen Abstecher zu seinem ersten Album, indem er "Crosseyed" zunächst solo spielte, bevor die Band am Ende mit einstieg, doch anstatt die Show mit zwei weiteren Songs des neuen Albums zu beenden, wie es auf dieser Tour bisher üblich war, bat er lieber Cory Chisel zurück auf die Bühne. Der sang die folgende Nummer dann, begleitet von Brendans Band, alleine und brauchte natürlich auch den zuvor von Brendans Personal an der Monitorbox angebrachten Text-Spickzettel nicht, schließlich sang er "American Girl" von Tom Petty, während Brendan grinsend am rechten Rand der Bühne stand und sichtlich Spaß daran hatte, lediglich für die Backing Vocals verantwortlich zu sein. Und was ist doppelt so gut wie ein Tom Petty-Cover? Richtig, zwei Tom Petty-Cover, und deshalb gab es - jetzt als echtes Duett zwischen Brendan und Cory - noch "Listen To Her Heart" zu hören.

Die spielfreudige und obendrein noch spontane Zugabe ließ ein wenig vergessen, dass Brendan das Hauptprogramm streckenweise ein bisschen zu professionell abgespult hatte und hier und da mit Stimmproblemen kämpfen musste. So war es denn letztlich nur ein gutes, aber, gerade im Vergleich mit früheren Auftritten in Köln, leider kein überragendes Konzert.

Surfempfehlung:
www.brendanbenson.com
www.myspace.com/brendanbenson
de.wikipedia.org/wiki/Brendan_Benson
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
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